Der Krieg beansprucht den gesamten Raum der Zeit. Alle gewohnten Gewänder sind verschwunden, die Lebenden und die Toten, die Richtigen und die Falschen sind gleichermaßen nackt. Aber der Krieg kennt keine Scham. Mit Collagen von Annedore Dietze
Victor Erofeyev Reihenfolge der Bücher







- 2023
- 2023
Der Große Gopnik
Roman
Viktor Jerofejews epischer Roman ist ein brillantes Schelmenstück, das vom Aufstieg Putins handelt, der als Großer Gopnik das verkörpert, was eigentlich nicht möglich sein sollte: einen Halbstarken, einen Rowdy, einen Proll, der nicht nur bis in die höchste Machtzentrale vordringt, sondern sich dort auch hält. Das kann sich nur jemand ausgedacht haben! Aber wer? Jemand, der von seiner Mutter für talentlos gehalten wird und dessen Vater wegen der Veröffentlichung eines kritischen Texts seinen Posten als hochrangiger Diplomat verliert, ein Autor, der niemals so radikal wie seine Schwester O. sein wird, die dem postsowjetischen Russland mithilfe der Pornografie den Spiegel vorhält, und der trotzdem mehr als einmal aus dem Schriftstellerverband fliegt und heute im Exil in Deutschland lebt. Und so erzählt Jerofejew die Geschichte des heutigen Russlands aus der Perspektive des Schriftstellers – dem es freisteht, sich durch Zeit und Raum zu bewegen, Figuren auf- und abtreten zu lassen, Dinge dazuzuerfinden und Erlebtes, Gehörtes und Gesehenes als Schwindel zu entlarven. Jerofejew wagt nicht weniger als eine literarische Erklärung für das, was heute passiert: Der Große Gopnik ist eine rasante und ironische, zuweilen auch zynische Bewegung durch Zeit und Raum, in der sich Stalin, Putin und die Eltern des Schriftstellers, seine Schriftstellerkollegen und seine Frauen wie zum Abendessen an einem Tisch wiederfinden, um die eine unlösbare Frage zu stellen: Wie konnte es nur so weit kommen?
- 2021
Mit welcher Seite hält es Russland – mit dem Westen oder mit dem Osten? Was sind die Besonderheiten der russischen Mentalität, der russischen Werte und des russischen Lebensstils? Kurzum: Was ist die russische Seele? Mit einer kühnen Mischung aus Roman, Krimi und Enzyklopädie verbindet Jerofejew in seinem wohl umstrittensten Buch so spannungsreich wie philosophisch und so ironisch wie humorvoll Bestandsaufnahme mit Fantasie. Russland soll endlich wieder zur Supermacht werden. Doch dazu müssen Geheimdienstler und Militärs erst den mythischen »Grauen« finden. In ihre Suche schaltet sich ein russischer Intellektueller ein, der sich schließlich gemeinsam mit dem »Grauen« in verschiedenste Abenteuer und Liebschaften stürzt. Doch die wilde Achterbahnfahrt durch Russland, auf der sie bis zur Besinnungslosigkeit feiern und sich betrinken, endet jäh im phantasmagorischen Tod des »Grauen«. Der Held verzweifelt an der Unmöglichkeit, in Russland ein normales Leben zu führen. Alles empört ihn: das Volk, der Kreml, die Kommunisten, die Oligarchen und Amerika sowieso. Mal lacht er über die russische Welt, mal verfällt er darüber in Depressionen, während der Traum einer neuen Metaphysik für die gesamte Menschheit ihn nicht loslässt.
- 2013
PANIK erfasst MOSKAU. Es kursiert die Nachricht eines neuen Landes mit Namen Akimuden, das sich auf keiner Landkarte finden lässt. Aber es kommt noch schlimmer, Tote erwachen und mischen sich unter die Lebenden, dringen in Wohnungen ein, übernehmen das Kommando. Aber Russlands Chef bringt schnell seine Panzer in Stellung, um das unbekannte Volk der Untoten zu zerstören. Ein herrlich amüsanter, bitterböser SciFi-Thriller, in dem es viel zu lachen gibt, wenn doch nur Russlands Wirklichkeit nicht so traurig wäre. Viktor Jerofejew kennt keine Gnade - seine Phantasie keine Grenzen.
- 2009
Viktor Jerofejew, 1947 in Moskau geboren, gilt als einer der führenden Autoren Russlands. Seit einigen Jahren moderiert er die wöchentliche Talkshow „Apokryph“ mit Themen zu Literatur, Kultur und Gesellschaft. Er schreibt regelmäßig für den New Yorker sowie für Mare, DIE ZEIT, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und DIE WELT. Zudem ist er Heraus - geber der ersten russischen Nabokov-Ausgabe. Sein Debütroman Die Moskauer Schönheit (1989) wurde in 27 Sprachen übersetzt. Im Berlin Verlag erschienen bereits seine Romane Das jüngste Gericht (1997), Der gute Stalin (2004), der Erzählungs - band De profundis (2006) und bei BvT u. a. seine Reise - reportagen Der Mond ist kein Kochtopf (2007).
- 2006
Viktor Jerofejew beleuchtet in seinem eleganten Werk das postkommunistische Russland und Themen wie Moskau, Frauen, den Großen Vaterländischen Krieg und Tibet. Seine stilistische Brillanz und sein einzigartiger Blick zeichnen sich durch Witz, Originalität und Präzision aus. Er gilt als ein scharfer Beobachter der russischen Seele.
- 2005
In seinen Reisereportagen erweist sich Viktor Jerofejew als leidenschaftlichster Temperamentsautor Russlands. Seine Stationen sind St. Petersburg, Japan, Südafrika, die Krim, Capri - und wo auch immer er aus dem Flugzeug steigt, saugt der an den Widersprüchen seiner Heimat geschulte Blick die Bilder der Fremde auf und wandelt sie um in Sprache, die Wort für Wort einer zutiefst russischen Seele entspringt.
- 2004
Viktor Jerofejews Roman, der in Auszügen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem New Yorker erschien, kreist um die Auseinandersetzung mit einem mächtigen Vater - Vertreter der Nomenklatura, politischer Berater Molotows, Dolmetscher Stalins -, einem Vater, den der Erzähler überwinden muss, um als Schriftsteller in die Welt zu treten. Papa arbeitete im Kreml. Was er da eigentlich machte, wusste ich nicht so genau, aber wenn ich mit meinen Freunden am Kreml vorbeifuhr (im Winter bis über die Nase in Schals gehüllt, in Biberlammpelzen, Mützen, Filzstiefeln und mit Schäufelchen ausgerüstet, um im Gorki-Park im Schnee zu spielen), dann sagte ich sachkundig zu ihnen: 'Hier arbeiten mein Papa und Genosse Stalin.' Viktor Jerofejew wuchs im Herzen der politischen Macht auf, sein Vater gehörte zum Stalinschen Hofstaat, er war Berater und Dolmetscher, später Botschafter im westlichen Ausland. Die Welt der geknechteten Herren, gesättigt und privilegiert, wird mit melancholischem Spott porträtiert. Zugleich wird der Blick des Kindes gewahrt, das nicht anders kann, als seinen Vater zu lieben, und mit ihm die Umgebung, in der es heranwächst. Kindliche Sicht und historisches Wissen sind die Pole der Wahrnehmung, zwischen denen dieser Text oszilliert und aus denen er seine Spannung bezieht. Letztlich aber ist dieser eindrucksvolle Roman die Geschichte der Geburt eines Schriftstellers und Dissidenten, die Geschichte des Triumphs der künstlerischen, der schöpferischen Freiheit - dank des politischen Mordes an seinem Vater wurde der Autor paradoxerweise ein freier Mensch. Die Tatsache, dass ihm eben jener 'Ermordete' zur Seite steht, als die politische Verfolgung einsetzt, zeugt wiederum von der menschlichen Größe der Protagonisten dieses literarischen Zeitzeugnisses.
- 2000
In 36 Texten, die zwischen Essay und verschiedensten literarischen Formen changieren, untersucht Viktor Jerofejew die Tragikomödie des europäischen Mannes. Virtuos im Einsatz der stilistischen Mittel und stets mit ironischem, parodierendem, provokativem Witz betrachtet er den Mann als Macho, Liebhaber, Ehemann, als Künstler und lächerliche Figur, er ergründet das Wunder der morgendlichen Erektion, spekuliert über die Seelenverwandtschaft von Solschenizyn und James Bond oder stellt Tschechow, der erkannt hatte, dass es doch viel bequemer sei, im Bett statt auf dem Sofa Liebe zu machen, als gefeierten Dichter des Banalen bloß. Selten war Jerofejew genauer, unterhaltsamer, auch zärtlicher als in diesen Texten.
- 2000
Auf ihrem Weg zu einer offenen Gesellschaft gerät die russische Mentalität in Turbulenzen. Erstmals in der gesamten russischen Literatur bildet sich eine Schriftsteller-Generation, die völlig frei von staatlicher oder innerer Zensur arbeiten kann. Für die jungen Autoren ist es kein Geheimnis, dass das heutige Russland ein kranker Organismus ist, und ihre Erzählungen verbergen das nicht. Sie verlangen mehr Aufmerksamkeit für Körper, Sex, Liebe und die Macht des Geldes. Kräftiger als früher lassen sich auch die Frauen vernehmen, eine ganze Reihe junger Schriftstellerinnen verschafft sich lautstark Gehör. Viktor Jerofejew führt in "Vorbereitung für die Orgie" die neue Welt der russischen Literatur vor, deren Aufbruchsstimmung, Scharfsinn und Anziehungskraft einem literarischen Umsturz gleichkommt.





