Das Schweden-Stereotyp der Deutschen ist geprägt von Bullerbü, IKEA, Lucia-Brauch und Mitsommernacht. Die Realität eines Landes, in dem Christ*innen sich in einem mehrheitlich säkularen, von Gleichheitsvorstellungen geprägten Kontext zu behaupten suchen und in dem widersprüchliche Rechtsordnungen zur Leihmutterschaft zu neuen Verwandtschaftsgrammatiken führt, wird weitgehend ausgeblendet. Die hier versammelten Beiträge beleuchten diese gesellschaftlichen Diskurse aus europäisch-ethnologischer Perspektive. Mit Überblicksdarstellungen zur Erzählforschung und aktuellen Museumsdiskussionen vertieft der Band klassische Themen der skandinavischen Fachgeschichte. Der zweite Schwerpunkt dokumentiert die Diskussionen der online-Tagung „Ambiguitäten verhandeln. Tolerieren als soziale und kulturelle Praxis“ der Sektionen Europäische Ethnologie und Soziologie der Görres-Gesellschaft im Herbst 2021. Toleranz wurde dort in unterschiedlichen historischen, ökonomischen, religiösen, weltanschaulichen und wissenschaftlichen Kontexten als Tugend, als Haltung (Respekt), als gesellschaftlicher Maßstab, oder als Schwäche, nicht zuletzt als Machtmittel gewertet.
Heidrun Alzheimer Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2019
Es ist vor allem Kroatiens Küstenlandschaft mit ihren über 1.000 vorgelagerten Inseln, die sich bei Reisenden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer hohen Beliebtheit erfreut. Aber jenseits aller stereotypisierten Urlaubs- und Werbebilder, die meist auf einen schmalen Küstenstreifen in den Sommermonaten fokussieren, wohingegen das Landesinnere - vor allem Mittelkroatien - weitgehend ausgeblendet bleiben, hat das Land mit seinen gegenwärtig rund 4,2 Millionen Einwohnern seit seiner staatlichen Souveränität im Jahre 1991 ein tiefgreifender soziokultureller Wandel erfasst. In diesem Zusammenhang spielt das für die Identität Kroatiens bedeutsame materielle und immaterielle Kulturerbe, das es in seiner sowohl historischen als auch gegenwartsbezogenen Perspektive zu bewahren und kritisch reflexiv zu erforschen gilt, eine große Herausforderung dar. Das vorliegende Jahrbuch legt beredtes Zeugnis von der kroatischen Alltagskulturforschung in den letzten Jahrzehnten ab.
- 2018
- 2017
Seit Jahrhunderten haben die vom internationalen Handel der Hafenstädte geprägten Niederlande Einwanderer angezogen. Migration ist hier nicht zuletzt als Gegenwart kolonialer Vergangenheit Teil der Alltagserfahrung. Die Beiträge setzen sich im Sinne einer Europäischen Ethnologie und Kulturanthropologie mit dem gestiegenen Komplexitätsniveau der niederländischen Gesellschaft auseinander. Ihr besonderes Interesse gilt der Beschreibung und Analyse des Zusammenspiels unterschiedlicher Komponenten von Fremd- und Selbstwahrnehmung, von Identitäten-Generierung und von Formen der Lebensgestaltung. Ihre Analysen knüpfen an aktuelle gesellschaftspolitische Debatten um ‚Zuwanderung‘, ‚Integration‘, ‚niederländische Kultur‘ und ‚kulturelles Erbe‘ an.
- 2016
Der in Bulgarien nach dem Ende der sozialistischen Ära und dem EU-Beitritt einsetzende umfassende Modernisierungsprozess hat zu einem neuen kulturellen Selbstverständnis und zu tiefgreifenden Veränderungen im Alltagsleben der breiten Bevölkerung geführt. Begleitet war dieser Wandel von einer intensiven Reflexion der eigenen Geschichte und Kultur. Das Jahrbuch gewährt einen umfassenden Einblick in aktuelle Themenfelder der bulgarischen Alltagskulturforschung. Dazu gehören Aspekte wie die Wiederentdeckung von Tradition, die Probleme einer sozialistischen Wettbewerbsrhetorik und der Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft zur globalen Ökonomie, das religiöse Leben der Muslime, die Situation der Türken und der Arbeitsmigranten, aber auch der Wandel in der Einstellung zu Jugend und Gender sowie aktuelle Europäisierungsdiskurse. Eine Auseinandersetzung mit diesen Themen trägt zu einem reflektierten Verständnis der gegenwärtigen Alltagssituation in Bulgarien und den Veränderungen im östlichen Europa bei.
- 2015
Die vergangenen 25 Jahre haben der polnischen Gesellschaft in politischer und kultureller Hinsicht einen radikalen Wandel beschert. Dieser spiegelt sich in Forschungsergebnissen europäischer Ethnologinnen und Ethnologen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs in und über Polen wider.Aktuelle Forschungsprojekte beschäftigen sich mit e-Folklore und ars electronica als Elementen einer voranschreitenden Globalisierung, mit Blogs über Ernährung, mit der Bedeutung regionaler Produkte für den modernen Konsumenten, mit dem veränderten Alltag in den Städten und Dörfern entlang der Autostrada Wolnosci (»Autobahn der Freiheit«), die das Land auf einer Länge von 620 km von Ost nach West von Frankfurt/Oder bis zur weißrussischen Grenze durchzieht, mit dem Einfluss der Medien auf gelebte Bräuche oder mit dem Wandel von Stereotypen durch den praktizierten Kulturkontakt zwischen Ost- und Westeuropa. Die kritisch-reflexiv angelegten Projekte der Europäischen Ethnologie in Polen bieten Verfahren, Strategien und Themen, die ein hohes Maß an Anschlussfähigkeit signalisieren.
- 2015
Die Festschrift zum 80. Geburtstag des in Bamberg als Professor für Volkskunde tätigen Klaus Guth versammelt Beiträge zur Geschichte, Religion und Kulturgeschichte mit dem Schwerpunkt Franken.
- 2014
Inhalt Editorial KLAUS SCHRIEWER: Sozialanthropologie in Spanien. Fachgeschichte(n) aus Zeiten der Diktatur und Demokratie CHRISTIANE SCHWAB: Der spanische costumbrismo (ca. 1820-1860) und die Konsolidierung volkskundlich-soziologischer Interessen im europäischen Kontext STEFFEN JOST: Sólo dos Españas? Erinnerungen und Identitäten zwischen sevillanischer Lokalkultur und nationalen Befindlichkeiten XAVIER ROIGÉ: Die ethnologischen Museen Spaniens. Zwischen Wirtschaftskrise und Neudefinition KARL BRAUN: Misiones Pedagógicas (1931-1936) Ein Bildungsprogramm der Zweiten Spanischen Republik für ländlich-bildungsferne Schichten MARÍA ISABEL JOCILES/ DAVID POVEDA: Anthropology and Ethnography of Education in Spain FRANCISCO JAVIER GARCÍA CASTAÑO/ROSALÍA LÓPEZ FERNÁNDEZ/ MIRIAM THAMM: Akteure und geografische Räume in der ethnologischen Migrationsforschung in Spanien ANTONIO MIGUEL NOGUÉS-PEDREGAL: Three Epistemological Approaches to the Study of Tourism in Spanish Social Anthropology MELANIE HÜHN: „Wir sind doch keine Touristen!“ Eine Typologisierung multilokaler Ruhesitzwanderer ENRIQUE PERDIGUERO-GIL/ ANGEL MARTÍNEZ-HERNÁEZ/ JOSEP M. COMELLES: Medical Anthropology in Spain: A historical perspective CARMEN CASTILLA VÁZQUEZ: Studies on Religion in Spanish Anthropology
- 2013
Das vorliegende Werk bietet einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation der ungarischen Ethnologie, einschließlich ihrer Forschungsschwerpunkte, Institutionen und internen Beziehungen. Es beleuchtet den Kulturraum Ungarn und analysiert den Volkskunde-Atlas unter Verwendung der Clusteranalyse. Zudem wird die Erforschung sakraler Kleindenkmäler thematisiert, wobei Ergebnisse und Perspektiven vorgestellt werden. Ein weiterer Beitrag widmet sich Pater Rochus, einem Exorzisten des 18. Jahrhunderts, und beleuchtet den Einfluss von Volksfrömmigkeit und katholischer Aufklärung in Südungarn. Die Heiligsprechung der hl. Margarete wird im Kontext des frühen 20. Jahrhunderts untersucht, während die Arbeiten von Kelemen Mikes, einem bedeutenden Schriftsteller, neue Quellen zu seinen Erzählungen präsentieren. Die Geschichte der ungarischen Schwaben wird durch zentrale Aspekte beleuchtet, und die Forschung zu den Donauschwaben behandelt grundlegende Probleme. Darüber hinaus wird auf die neuen Vertriebenendenkmäler in Ungarn eingegangen. Ungarische Migranten in den USA und die Rolle der Familie in der Traditionspflege werden ebenfalls thematisiert. Schließlich wird die urbane Fahrradkultur in Budapest kritisch betrachtet, wobei Fragen zu Stil und Identität aufgeworfen werden.
- 2012
Inhalt: Editorial Großbritannien – Kultur einer Industrienation im Wandel BURKHART LAUTERBACH: „Engländerei“, „englische Krankheit“? Überlegungen zum britisch-deutschen Kultur- und Wissenschaftstransfer. KALLE SCHÖNFELD: Britische Wissenschaft – Englische Folklore. Die Fachgeschichte der Folklore Studies, das Folk Revival und der Britische Nationalstaat. DIETMAR SÜß: Kannibalen im eigenen Land: Mass-Observation und britische Sozialanthropologie (1890-1945). SEBASTIAN BERG: Street Views: Straßen, der Spatial Turn und gesellschaftliche Wandlungsprozesse in Großbritannien HARPREET CHOLIA: „This is where it`s at!” Moving On Up… and Around the City. A Journey through the British Asian Club scenes in London INA JESKE/ ANNA MAGDALENA RUILE: “Once upon a Grime” Einblick in die britische HipHop-Szene ANNIKA FORKERT: Musical Modernism in the ‚Land Without Music’ The Limits in Elgar and Holst MARGARETHA SCHWEIGER-WILHELM: “Behind the scenes” – Rituale an britischen Universitäten. Eine Spurensuche. ROBERT TROSCHITZ: No Ifs, No Buts, No Education Cuts! Die englischen Studentenproteste 2010 BEN TENDLER: English language bibliography: comparative european ethnology and related disciplines