Dieses Buch bietet keine zoologische oder ethologische Analyse des Wolfs, sondern beleuchtet die Schutzmaßnahmen der am stärksten betroffenen Gruppen, insbesondere der Bauern und Hirten. Die Anstrengungen dieser einst größten Bevölkerungsschicht, dem Wolf entgegenzuwirken, wurden bisher nicht umfassend wissenschaftlich untersucht. Es stellt eine Kulturgeschichte des Wolfs dar, die auf bislang ungenutzten Quellen wie Dorfordnungen basiert. Anhand glaubwürdiger Texte werden die komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Tier aufgezeigt. Da effektive Methoden zur Bekämpfung des Wolfs fehlten, setzten die Menschen vor allem auf magisch-religiöse und kirchliche Ansätze, um den Wolf von ihren Nutztieren fernzuhalten. Vor der Erfindung der Schusswaffe war der Wolf ein ernstzunehmender Gegner, und es gibt dokumentierte Fälle von Wolfsangriffen auf Menschen. Die Entstehung der panischen Angst vor dem Wolf im Kontext des christlichen Glaubens und die anthropologischen Zuschreibungen werden eingehend untersucht. Die durchgehend negative Wahrnehmung des Wolfs wird durch zahlreiche Beispiele aus der deutschen Sprache und Literatur belegt. Die Etablierung der Dämonologie in der Frühen Neuzeit führte zu tödlichen Konsequenzen für viele, während die einzigartige Sammlung von Wolfssegen im Anhang das Werk abrundet.
Rainer G. Schöller Bücher


Als »wildes Obst« wurden einst von der Schweiz bis Niederösterreich, von Südtirol bis Thüringen Holzapfel und Wildbirne bezeichnet. Die kleinen Früchte dieser Obstbäume, zwei heute stark bedrohte Pflanzen, waren, wie die Publikation anhand zahlreicher Belege nachweist, für breite Bevölkerungsschichten als Nahrungs- und Futtermittel essenziell. Das kulturhistorische Spektrum des »wilden Obsts« zeigt u. a. eine Fülle detaillierter Gesetze und Verordnungen zu unterschiedlichen Nutzungen sowie heftige Sanktionen bei Obstbaumfrevel und Obstbaumdiebstahl auf, die allesamt zu überraschen vermögen. Sie belegen, welch mannigfaltige und teils widersprüchliche Interessen am Gebrauch dieser aus heutiger Sicht so gering anmutenden Ressourcen bestanden. Das »wilde Obst« ist somit als eine Chiffre für den eklatanten Ressourcenmangel der vorindustriellen Zeit zu verstehen. Als Historiker immer nahe an den Quellen gewährt der Autor anschaulich und verständlich Einblicke in die Geschichte des Apfels und der Birne, wie sie bisher noch nicht erfolgten. Die vorliegende Studie lässt sich entsprechend nicht allein als Kulturgeschichte des »wilden Obstes« verstehen, sondern erschließt durch den interdisziplinären Ansatz zudem wichtige Informationen sowohl zur Rechts-, Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte als auch zur Botanik, historischen Agrargeografie und Ökologie.