Anna Kim Reihenfolge der Bücher
Anna Kim beschäftigt sich in ihren Werken mit Themen wie Identität, Erinnerung und kulturellen Begegnungen, wobei sie sich oft auf die Erfahrungen von Migranten und Minderheiten konzentriert. Ihre Prosa, die sich durch lyrische Sprache und einen introspektiven Ton auszeichnet, ergründet die Komplexität der menschlichen Psyche und gesellschaftlicher Strukturen. Kim nutzt philosophische Konzepte, um gegenwärtige Probleme zu analysieren und Werke zu schaffen, die sowohl intellektuell anregend als auch emotional berührend sind. Ihr Schreiben bietet eine einzigartige Perspektive darauf, wie Individuen durch eine von Geschichte und persönlicher Erfahrung geprägte Welt navigieren.






- 2024
- 2022
Geschichte eines Kindes
Roman | Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022
In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin bringt im Juli 1953 die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttmann ein Kind zur Welt. Noch in derselben Nacht gibt sie den Jungen zur Adoption frei. Daniel, so sein Name, bleibt in der Obhut eines Sozialdienstes. Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht »weiß« zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, »indianisch«, »polnisch« oder »negrid« - ein Skandal in einer homogen weißen, den rigorosen Gesetzen der Rassentrennung unterworfenen Gesellschaft. Eine Sozialarbeiterin soll die wahre ethnische Herkunft des Kindes ermitteln. Dazu muss sie allerdings den Vater des Kindes ausfindig machen, dessen Identität die leibliche Mutter nicht preisgeben will … In Anna Kims Geschichte eines Kindes geht es um die so wirkmächtige wie fatale Idee von »Rasse«, die bis heute nicht nur die Gesellschaft prägt, sondern auch den privaten Raum durchdringt, Familien entzweit, Karrieren verhindert, Lebenswege bestimmt. Klug und berührend erzählt dieser Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht, wie wir aufeinander schauen und was wir glauben, im anderen zu sehen.
- 2017
„... es war die Kunst, die Poesie, die mir hilfreich zur Seite sprang. “Liebes„, pflegte ich zu sagen, “ ich bin mitten in einem Buch". Sechs Erzählungen über die Unmöglichkeit der Liebe Ein Abenteuer in der zarten Kunst des Unerwarteten mit und nach Bildern von Kristian Evju Die Menschen in Anna Kims Erzählungen bewegen sich in geheimnisvollen Zirkeln, sie wechseln ihre Identitäten, wandeln zwischen Realität und Irrealität. Surreales wandert mit subtilem Witz in die Realität hinein und nimmt den Leser mit in eine Welt der sich erfüllenden Fantasien, der verselbständigten Visionen und Wünsche. Die Autorin von „Anatomie einer Nacht“ und „Die große Heimkehr“ tritt mit „Fingerpflanzen“ erstmals als geistreiche Verfasserin kurzer – oftmals von surrealen Ideen durchwirkten – Erzählungen in Erscheinung. Die Erzählungen wurden von den Bildern Kristian Evjus inspiriert. Evju ist ein preisgekrönter, in London lebender Künstler, dessen Arbeiten faszinieren. Seine Werke versetzen den Betrachter in eine andere Welt. Er schafft in seinen surrealen Zeichnungen und Gemälden eine Mischung aus Porträts und Symbolen aus einer anderen Zeit. Der norwegische Künstler Kristian Evju betrachtet sich selbst als eine Art Monteur von Konversationen und Begegnungen von unterschiedlichen Teilnehmern. Dies können Tiere, Objekte oder Personen sein, welche von ihm in eine Art der Momentaufnahme festgehalten werden- quasi eingefroren sind.
- 2017
Seoul, im April 1960. Johnny Kim, seine Geliebte Eve Moon und sein bester Freund aus Kindertagen Yunho Kang sind auf der Flucht vor der berüchtigten Nordwest-Jugend, einer antikommunistischen, paramilitärischen Schlägertruppe im Dienst der Regierung Südkoreas. Diese steht kurz vor dem Zusammenbruch, seit Wochen geht die Bevölkerung gegen den autokratischen Präsidenten Rhee auf die Straße. Gemeinsam wagen Johnny, Eve und Yunho die illegale Überfahrt nach Japan und finden Unterschlupf und Arbeit im koreanischen Viertel Osakas. Doch schon bald werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt: Ein Mädchen ist verschwunden, und der Verdacht fällt auf Johnny … Spionagegeschichte, politischer und historischer Roman in einem, handelt »Die große Heimkehr« von Freundschaft, Loyalität und Verrat, vom unmöglichen Leben in einer Diktatur. Das Buch erzählt von den Folgen der Teilung der koreanischen Halbinsel und den Anfängen des heutigen Nordkorea, als die Gewaltherrschaft Kim Il Sungs noch in den Kinderschuhen steckte. Und es stellt sich der Frage: Wem gehört Geschichte? Den Siegern, die Archive verschließen und Dokumente schwärzen? Oder dem Einzelnen, der seine Erfahrungen von Verlust und Verlorenheit an andere weitergibt, Verlierer wie er selbst? »Sprache wie ein Seziermesser benutzend, behutsam und souverän, legt die Autorin Tiefenschichten menschlichen Daseins an sich frei.« Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur
- 2017
In welchem Beziehungsverhältnis steht der Begriff der Dringlichkeit zur Literatur? Anna Kim geht dieser Frage aus verschiedenen Blickwinkeln nach. Das Dringliche und die Dringlichkeit werden in ihrer Semantik vermessen und als ästhetische und ethische Kategorien ihres Schreibens und ihrer Werke konzeptualisiert. So steht Dringlichkeit nicht nur am Beginn jeder schriftstellerischen Arbeit, sie wird von der Autorin auch in ein Spannungsverhältnis zum Individuell-Biographischen und zu den aus dem Text resultierenden ästhetischen Notwendigkeiten sowie zur Dimension der Zeit gesetzt. Damit verknüpft sich die Frage nach den Lesenden und deren Wünschen, nach dem Verhältnis von Literatur und Ökonomie und Literatur und Aktualität, aber auch die Frage nach dem Gedächtnis der Literatur und dem Verhältnis von Literatur und Zeitlosigkeit. Die Reflexion des Dringlichen und der Dringlichkeit erweist sich auf ganz verschiedenen Ebenen als unaufschiebbar für die literarische Arbeit und letztlich auch für die Wertung von Literatur. Die Innsbrucker Poetik-Vorlesungen von Anna Kim, in denen die Autorin die Gattung des Essays nutzt, zeigen eine Schriftstellerin, die in ihren Texten immer wieder aus fremder Perspektive das Eigene auslotet und dringliche existentielle Fragestellungen mit Politik und Gesellschaft eng führt.
- 2015
Der sichtbare Feind
Die Gewalt des Öffentlichen und das Recht auf Privatheit. Unruhe bewahren
Diskussionen über die Bedrohung des Privaten durch Abhörskandale und Rasterfahndungen sind an der Tagesordnung. Anna Kim zieht eine Entwicklungslinie von der historischen Aufhebung der Privatsphäre im Verhör zur heutigen Nutzung digitaler Technologien für staatliche Übergriffe. In der Situation des Verhörs wurde das Individuum schon immer einer Willkür des Öffentlichen unterworfen. Anna Kim erzählt die unerhörte, bis in die Antike zurückreichende Geschichte von Verhörtechniken und -strategien und führt uns bis zu den Diktaturen der Moderne, die diese mit Beschattungsexzessen und Schauprozessen perfektioniert haben. So entsteht eine ungewöhnliche Genealogie der Überwachung als öffentlich sanktionierter Gewaltakt.
- 2012
Anatomie einer Nacht
Roman
In der Nacht vom 31. August auf den 1. September 2008 nehmen sich in einer kleinen Stadt im Osten Grönlands elf Menschen das Leben. Wie eine Epidemie breitet sich der Freitod in allen gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen des Ortes aus, dessen Bewohner sich »durch eine Berührung oder einen Blick infiziert« zu haben scheinen. Oberflächlich betrachtet, stehen diese Selbstmorde in keinerlei Zusammenhang, nur einige der Toten kannten sich flüchtig. Und doch fragt sich der außenstehende Beobachter: »Ist es nicht ein Trugschluss zu glauben, das Leben eines Einzelnen habe Bedeutung nur für sich betrachtet? Genauso wenig wie der Tod eines Einzelnen Sinn macht, isoliert vom Leben der anderen.« Der Roman »Anatomie einer Nacht« erzählt die letzten Stunden von elf Menschen, und er erzählt von Grönland, diesem Land der Extreme, über dem so viel Kälte und Einsamkeit und tröstlicher Zauber zugleich liegt. Behutsam und in eindringlichen Bildern folgt Anna Kim den lebensgeschichtlichen Verzweigungen und gibt Antwort darauf, warum diese eine Nacht nur so ablaufen konnte, wie sie ablief.
- 2011
Nach Grönland zu reisen, um sich selbst zu finden und in den Inuit, den Ureinwohnern, Paradigmen der eigenen Existenz zu entdecken, beschreibt Anna Kim in ihrem Bericht über diese polare Insel. Die landschaftliche Schönheit Grönlands, geprägt von Kargheit und der Farbenvielfalt von Eis, Schnee und Wasser, steht im Kontrast zu den touristischen Schönheitsidealen. Kim beleuchtet die Kolonialgeschichte Grönlands, die ebenso unerbittlich und erniedrigend war wie andere koloniale Geschichten. Diese Geschichte führte zu stark beschädigten Identitäten und einem hohen Anteil an dänisch-grönländischen 'Mischlingen' – eine unter Zwang entstandene Mischkultur, die mit großen Verlusten einherging. Sie untersucht, was es bedeutet, Dänisch oder Grönländisch zu sprechen, anders auszusehen und Teil einer der beiden Kulturen zu sein oder nicht. Kim zeigt auf beklemmende Weise, welchen Preis an Geborgenheit oder Fremdheit man zahlt, wenn man sich in die Identitäts-Maschinerie von Einschluss und Ausschluss begibt. Ihre Beobachtungen und Gespräche in Nuuk, der Hauptstadt Grönlands, verdeutlichen, dass Reisen auch ein Ventil für die Sehnsucht sein kann, als existenziell Fremde endlich in einer adäquaten Umgebung zu sein und freiwillig fremd zu sein.
- 2008
Sagen Sie es ruhig noch peinlicher
30 Literatur-Postkarten
Die Sammlung umfasst 30 Postkarten, die mit legendären Zitaten aus dem Verlagsprogramm illustriert sind. Jedes Zitat spiegelt eine besondere Perspektive wider, von humorvollen bis hin zu tiefgründigen Aussagen, und bietet einen Einblick in die Gedankenwelt verschiedener Autoren. Die Postkarten sind nicht nur ein schöner Blickfang, sondern auch eine kreative Möglichkeit, bedeutende literarische Momente zu teilen und zu versenden. Ideal für Literaturliebhaber, die sich inspirieren lassen möchten.
- 2008
Die gefrorene Zeit
Roman
Seit dem Ende des Krieges im ehemaligen Jugoslawien wurden dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes mehr als 30.000 Menschen als vermisst gemeldet. Bis heute konnten nur etwa 15.000 Personen identifiziert werden. Das ist der Hintergrund der Geschichte, die Anna Kim in ihrem zweiten Buch erzählt: die Suche eines Kosovaren nach seiner verschwundenen Frau und das allmähliche Eindringen der Ich-Erzählerin in die komplexen Zusammenhänge hinter diesem traumatisierenden Ereignis. Sie lernt nicht nur das alltägliche Leben in den albanisch-serbischen Konfliktzonen des Kosovo kennen, die schockierende Arbeit der Archäologen und forensischen Mediziner und Anthropologen, die Fragebögen zur Erhebung der 'Ante-Mortem-Daten' des Roten Kreuzes – es öffnen sich vor allem die Dimensionen von Erinnerung und Erinnerungsverlust, von unterbrochenen Biografien, von 'gefrorener Zeit'. In diesem außergewöhnlichen Buch setzt Anna Kim die Arbeit ihres Debütbandes Die Bilderspur an den Themen ›Fremde‹, ›Fremdheit‹, ›gebrochene Lebensläufe‹ mit bedrückender Aktualität fort. Aber nicht nur die Zeitgeschichte ist es, was sie interessiert, sondern die sprachliche Abbildbarkeit eines unverständlichen Schreckens, die Frage nach den richtigen Wörtern und Sätzen für das ›ganz Andere‹.