Musiktheater in der DDR wurde als politisches Instrument betrachtet, das den Konflikt zwischen Totalitarismus und Idealismus widerspiegelt. Dominik Frank analysiert die Kontroversen, die um Themen wie Westflucht in einer Funkoper und die Debatte über den kommunistischen Inszenierungsstil zwischen Walter Felsenstein und Bertolt Brecht entstanden. Zudem beleuchtet er die Auseinandersetzungen um Richard Wagners Werke und hebt die bedeutenden künstlerischen Erfolge der DDR hervor, die die internationale Entwicklung des Musiktheaters nachhaltig prägten.
Dominik Frank Bücher



»Gefühle sind von Haus aus Rebellen«
- 212 Seiten
- 8 Lesestunden
Die Oper hat mit immer schwerwiegenderen Legitimationsproblemen zu kämpfen: zu artifiziell, zu lebensfern und vor allem zu teuer. Dieser Krisendiskurs ist keineswegs ein rein ästhetischer, sondern überaus politisch. Gleichzeitig scheint sie gerade wegen ihrer inhärenten Künstlichkeit geeignet zu sein, intellektuelle Distanz zu nehmen und0gleichzeitig emotionale Agitation zu betreiben. Ist Oper ein 'Kraftwerk der Gefühle' ? oder werden hier gar unter einem Material- und Aktualitätsparadigma Werke geschunden, um Distinktion zu betreiben?0Die vermeintlichen Schwächen der Oper sind dabei womöglich ihre größten Stärken. Denn das Hybride und Synästhetische der Kunstform führt nicht nur zu institutionsgeschuldeter Behäbigkeit, sondern ermöglicht auch Arbeitsweisen, in denen neue Formen von Prozess und Kollaboration gedacht werden, die sich wiederum in entsprechenden politischen Gehalten reflektieren. Entsprechend sind in altehrwürdigen Häusern vermehrt Laboratorien eines emphatischen Musiktheaters entstanden, die sich weder vor der großen Operngeste noch vor tagespolitischer Aktualität scheuen