Eine empirische Untersuchung in Nord- und Mittelhessen
Die Bedeutung von Gruppenprozessen und -klima in der Heimerziehung nimmt aktuell nur wenig Raum in den Fachdiskursen der Kinder- und Jugendhilfe ein. Die Autorin beleuchtet das soziale Klima in der stationären Unterbringung aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen. Für die Praxis der Heimerziehung werden Handlungsperspektiven für die Einzel- und Gruppenarbeit in Heimen und Wohngruppen entwickelt.
Durch die Intersektionalitätsforschung wurde in den letzten Jahren zunehmend betont, dass soziale Kategorien wie Geschlecht, Klasse oder Ethnizität nicht einzeln zu sozialer Ungleichheit führen. Die AutorInnen nehmen die Verschränkungen und Überlagerungen dieser Kategorien in den Blick und machen das Konzept der Intersektionalität für Theorie, Forschung und Praxiszusammenhänge im Feld der Jugendhilfe nutzbar. So werden Ausschlussprozesse und Konflikte differenzierter beschreibbar und es eröffnen sich neue Interventionsmöglichkeiten. Im Kontext Sozialer Arbeit und insbesondere im Feld der Jugendhilfe summieren sich Ausschlussprozesse und Konflikte nicht einfach und sie vollziehen sich selten isoliert auf der Basis von nur einer Differenzkategorie. Wechselwirkungen oder Interdependenzen sind eher die Regel als die Ausnahme. In diesem Sammelband geht es um eine Bündelung der unterschiedlichen Perspektiven von Intersektionalität sowohl auf struktureller Ebene, der Ebene symbolischer Repräsentationen und im Zusammenhang von Interaktionen bezogen auf das inzwischen sehr ausdifferenzierte Feld der Jugendhilfe.
Welches Verhältnis besteht zwischen gesellschaftsstrukturellen Konstellationen und der Entstehung sowie Bearbeitung von jugendhilferelevanten Konfliktlagen bei Mädchen und ihren Familien? Wie verläuft der Zugang zur Jugendhilfe und welche Rolle spielt dabei die Migrationsgeschichte? Die Autorin beantwortet diese Fragen, indem sie sich theoretisch sowie methodisch an mehreren Schnittstellen verortet. Zum einen spiegeln sich gesellschaftlich wirkende und sich überschneidende Differenzkategorien im biografischen Verlauf wider. Zum anderen wird die Kategorie Geschlecht im Feld der Jugendhilfe relevant. Darüber hinaus sind auch gesellschaftstheoretische Erkenntnisse der Migrationsforschung im Jugendhilfekontext von Bedeutung. Nicole von Langsdorff formuliert in ihrem Buch Anknüpfungspunkte für die Soziale Arbeit. Dabei wird deutlich, dass im Fallverstehen neben den Deutungs- und Bewältigungsmustern der Subjekte auch der Blick auf die existentiellen Bedingungen sowie kernstrukturelle Gesellschaftsbedingungen gerichtet werden sollte.