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David Christopher Assmann

    Verwalten – Verwerten – Vernichten
    Der Müll der Literatur
    • Lektüren der Literarisierung von Müll und der Vermüllung von Literatur, die das Faible für unnütze Details mit dem sammelnden Lesen des völlig Unbrauchbaren verknüpfen Müll drängt sich seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zunehmend auf. Die gewöhnlich in den städtischen Peripherien zu Müllbergen angehäuften Dinge und Substanzen übersieht auch die Literatur nicht. Sie erzählt von ihnen, lässt ihre Figuren mit ihnen hantieren und setzt Form und Materialität ihrer Texte zu ihnen ins Verhältnis. Wozu interessieren sich literarische Texte um 1900 für einen so formlosen Gegenstand wie Müll? Auf diese Frage sucht die Studie von David-Christopher Assmann Antworten. In ihrem Zentrum stehen Lektüren von Müll-Stellen in der Literatur von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre. Welche Darstellungsverfahren setzen literarische Texte zwischen Realismus und Moderne ein, um ihrem Interesse an aussortierten oder weggeworfenen Materialitäten zu entsprechen? Inwiefern partizipiert die Literatur der Jahrhundertwende an stadthygienischen Bemühungen, die Müllbeseitigung in den Griff zu bekommen? Und mit welchen Folgen beobachtet ein literarischer Text sich selbst als Müll? Die Studie plädiert für einen materialitätstheoretisch und sozialgeschichtlich informierten Strukturalismus, der es erlaubt, Müll als Thema, Verfahren und Material, kurz: als textmaterielle Form von Literatur zu untersuchen.

      Der Müll der Literatur
    • Verwalten – Verwerten – Vernichten

      Kulturpoetische Formationen des Abfalls seit 1930

      Tiefgreifender könnte der Wandel sozialstruktureller Rahmenbedingungen des Umgangs mit Abfall kaum sein, als er für die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gewöhnlich konstatiert wird. Was in den 1930er Jahren die NS-Wirtschaftspolitik zum verwertbaren Rohstoff erklärt, geht in der seit den 1950er Jahren zunehmend schwieriger zu bewältigenden ›Flut von Abfällen‹ unter und wird in den Folgejahrzehnten zum umweltpolitisch schwer handhabbaren, dafür umso dringlicher zu lösenden Problem. Der ökonomische Aufschwung und die beschleunigte Entwicklung der Massenkonsumgesellschaft erzeugen eine , Müll-Lawine‘, in die heute dringliche Fragen wie die Endlagerung des Atommülls, der Export von Elektroschrott nach Afrika oder die Verschmutzung der Meere durch Plastikabfall noch gar nicht eingerechnet sind. Die Beiträge dieses Bandes interessieren sich für die an die sozialen Praktiken des Umgangs mit Abfall geknüpften Diskurse und Darstellungsverfahren sowie für kulturpoetische Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen den 1930er Jahren und der Gegenwart. Fallstudien zur Abfallproblematik in der deutschen und internationalen Literatur, in Popsongs, in Karikaturen, in der Malerei, im Computerspiel sowie im Fernsehspiel, in TV-Serien und Kinofilmen eröffnen transmediale Vergleichsmöglichkeiten.

      Verwalten – Verwerten – Vernichten