Die vorliegende Arbeit beleuchtet Janusz Korczaks Wirken im Kontext seiner Zeit und die Rezeptionsgeschichte über die Jahre. Sie untersucht, wie verschiedene Entwicklungen Einstellungen und Handlungen bis heute beeinflusst haben. Dabei wird ein Prozess des Vergessens und Wiederentdeckens sichtbar, der sich in den frühen Jahren dieses Jahrhunderts verstärkt in Veröffentlichungen niederschlägt. Der obrigkeitliche Verhörstil deutscher Nachkriegsprozesse gegen nationalsozialistische Täter, der oft zur „Vergangenheitsbewältigung“ genutzt wurde, wird durch schriftliche Erinnerungen abgelöst. Die Verfasserin begegnet Menschen, die in der Literatur erwähnt werden, und deren familiäre Lebensläufe eine Tradition des Ringens um Achtung, Rechte und historische Gegebenheiten widerspiegeln. Fritz Bauer zitiert in einem Plädoyer Schillers „Tell“ und steht als deutscher Jude in einer Tradition, die sich mit der Literatur von Friedrich Schiller identifiziert. Technische, industrielle und kulturelle Veränderungen sowie politische Auseinandersetzungen sind in diesen Diskurs eingewebt. Sie können jedoch nur dann angemessen erfasst werden, wenn sie gewissenhaft und mühevoll in einen einspannenden Rahmen gefasst werden, um den komplexen Zusammenhängen gerecht zu werden.
Friederike von Natzmer Bücher
