”Soziale Revolution - oder Scheiße für immer!” Nur: Wie den so dringend benötigten Umbruch organisieren? Und vor allen Dingen: Wie dafür Sorge tragen, dass am Ende tatsächlich eine gerechtere Gesellschaftsform auf dem Siegertreppchen steht? Fünf junge Weltverbesserer - von den ständigen Reibereien mit der Staatsmacht ebenso zermürbt wie vom zwischenzeitlichen Stress mit dem Gangsternachwuchs aus der Nachbarschaft - machen sich auf den Weg, den ewigen Unsicherheitsfaktor Mensch ein für alle Mal auszuschalten. Da die autonome Rasselbande ihrerseits aber auch nur aus Fleisch und Blut besteht, kommt den Plänen des Quintetts schon bald allzu Menschliches in die Quere: Intrigen, Liebeshändel, Tod, rauschbedingte Torheiten. Der Roman ”Happy Endstadium” ist der Nachfolger von Offs Meisterstück ”Vorkriegsjugend”. War es dort die Punkszene, deren Sitten und Gebräuche mit liebevollem Spott seziert wurden, ist es diesmal die autonome Bewegung, die unters Messer kommt. Eine wortgewaltige Auseinandersetzung mit linksradikalen Positionen, die, bei aller berechtigten Kritik, nie den Grundsatz fahren lässt, dass nur hier, also auf der emanzipatorischen Seite der Medaille, ein Weg aus dem Schlamassel gefunden werden kann. Denn, wie heißt es doch so schön? Richtig: ”Freiheit entsteht als kämpfende Bewegung!”
Jan Off Bücher






Liebe, Glaube, Hohngelächter
Kurzgeschichten
Das Warten hat ein Ende: nach mehr als zehn Jahren endlich wieder ein Kurzgeschichtenband aus der Edelfeder von Jan Off. Wie gewohnt mit viel Wortwitz und Lust an der Eskalation geschrieben. Begegnungen mit Polizisten, Nazis und der Waffenlobby. Auf LSD beim Ski-Marathon, am Pool mit Charles Bukowski, angetan mit Schwimmring und Pantoffeln am Einlass des KitKatClubs. Die Szenerien könnten unterschiedlicher nicht sein. Vereint werden sie durch die unübertroffene Fähigkeit des Autors, im Realen stets auch das Absurde zu sehen. Als Bonustrack gibt es den lang vermissten zweiten Teil des Szene-Bestsellers »Vorkriegsjugend« – bisher nur als Langspielplatte, nun endlich auch auf Papier erhältlich. Reichlich Lesestoff also.
Ein beinamputierter Drogenhändler mit Drang zum Vorruhestand, ein schmalbrüstiger Jungspund mit Hang zu groben Frauen, eine Amazone mit Kopfnussqualitäten - alle drei vom Pech gut bedient, auf dem Weg Richtung Verfallsdatum - das sind die Hauptfiguren in Jan Offs großen Roman, der nun in einer neuen Auflage bei Ventil erscheint. In der namenlosen Großstadt, in der “Ausschuss” spielt, zeigt sich die Welt von ihrer unangenehmsten Seite. Hier ist der Titel Programm: Die Menschen, die sich darin bewegen, haben sich längst abgekoppelt von irgendeiner Normalität, die nicht einmal mehr als Hintergrund auftaucht: Schlägereien in Diskos und hinter Müllcontainern,Betrug und Gegenbetrug, Drogendeals und Sex, das Leben der Drei ist gleichermaßen abgründig wie gefährlich. Einmal mehr lässt Trashikone Off gut abgehangene Verlierer zum bizarren Überlebenstraining antreten. Und einmal mehr gilt: Den anderen beim Scheitern zuzusehen, ist immer erhebend.
Was, wenn sich herumspricht, dass der Menschheit nur noch ein paar Tage auf dem Planeten Erde verbleiben? Gute Gefühle sind urplötzlich Mangelware. Stattdessen bestimmen Gesetzlosigkeit und Gewalt das Dasein. Und natürlich die Suche nach dem letzten großen Kick oder zumindest nach etwas, das das Warten aufs Jüngste Gericht erträglich gestalten könnte. Und so stellt sich, während religiöse Eiferer, krankhafte Ordnungsfanatiker und andere Irre mehr denn je danach trachten, dir dein Seelenheil zu rauben, vor allem eine Frage: Welches Rauschmittel kostet wie viel und womit willst du bezahlen, wenn Geld keine Bedeutung mehr besitzt?
Vorkriegsjugend
200 Gramm Punkrock
Jung kaputt spart Altersheime! Goldene Tage waren das Mitte der 80er, als gefärbte Haare und zerrissene Klamotten bei Eltern, Lehrern und deinem Gegenüber in der Straßenbahn noch echte Empörung auszulösen vermochten. Eine Zukunft sollte es nicht geben - das hatten zumindest die Großmächte versprochen. Wozu also die knappe Zeit mit einer Berufsausbildung vergeuden?! War es nicht wesentlich sinnstiftender, das ungeheure Angebot an Rauschmitteln zu verkosten, dabei weitere Nieten in die Lederjacke zu schrauben und die Regler der Anlage hochzureißen, damit auch die Nachbarn den neuen ‘Soundtrack zum Untergang’ genießen konnten? Ja, natürlich war es das! Aber bis der lang ersehnte Irokesenschnitt endlich das notwendige Stehvermögen besaß, mussten nicht selten zahlreiche Hürden genommen werden. Der Roman “Vorkriegsjugend” würdigt eine Dekade, die so furchtbar gern kalt sein wollte, sich im Vergleich zum nachfolgenden Jahrzehnt aber als echter Ponyhof präsentiert.
So ein Punk ist ja auch nur ein Mensch. Muss Nieten an die Lederjacke schrauben, die Irokesen-Frisur in Form halten und jede Menge Arzneimittel verkosten. Und dann der Stress mit der Musik. Bloß um bei Eltern, Lehrern und dem Gegenüber in der Straßenbahn echte Empörung auszulösen. Jan Off schickt seinen Helden auf eine Reise durch die schwere See der hormonellen Veränderungen.Eine urkomische Achterbahnfahrt voller Heldentaten und Peinlichkeiten
Mit aufstrebenden Karrieristen und emsigen Kleinfamilien haben die Geschichten von Jan Off nichts zu tun. Sie führen uns an den Rand der Gesellschaft, an jene Orte, an denen nur die wenigsten freiwillig gestrandet sind. Seine Figuren scheren sich nicht um den allgemeinen Verhaltenskodex, vielmehr haben sie gelernt, ihren eigenen zu leben. Doch genau diese Weigerung, sich anzupassen, führt sie in manchmal absurde, manchmal gefährliche, immer aber höchst amüsante Situationen. Mit “Angsterhaltende Maßnahmen” legt Jan Off seinen dritten Erzählband vor, der den Autor abermals als Meister der Drastik und des Grotesken präsentiert. Wir begegnen Hamster mordenden Mädchen, von Sperma besudelten Lokalpolitikern und Pullunderfreaks mit Werner-Höfer-Brillen. Normal gibt es nicht, gestört ist hier jeder. Dass die Off-Existenzen dennoch liebenswert erscheinen, ist das Bestechende dieser Prosa. Wenn Off seinen Ich-Erzähler die gesamte Trostlosigkeit menschlicher Existenz ausloten lässt, verzahnen sich Ironie und Zynismus, Beklemmung und Anteilnahme zu einem Reigen berauschender Sozialabsteiger-Prosa. Hier schaut einer genau hin, wo andere längst weggesehen hätten, und macht selbst dort noch Poesie aus, wo niemand sie erwarten würde.
Das Sterben im Mittelmeer und in der Wüste, der Rechtsruck in vielen Staaten – vier zornige junge Menschen wollen diesem Wahnsinn nicht länger zusehen und entschließen sich, die Weihnachtstanne auf der Hamburger Binnenalster in Brand zu stecken. Ein Unterfangen, das nicht nur für Herausforderungen in technischer Hinsicht sorgt, sondern auch für reichlich Diskussionsstoff in der Gruppe. Daneben regieren Eifersucht, Eitelkeit und Gier, denn natürlich unterliegen auch die Protagonisten dieses Buches dem ewigen Gesetz, das da lautet: Nichts wird sich niemals nirgendwo ändern. »Cafés und Klamottengeschäfte mit schwedischen Namen schossen in den durchgentrifizierten Vierteln wie Pilze aus den Sofapolstern eines inkontinenten Alkoholikers. Wahrscheinlich der Versuch, die eigene Kindheit wiederaufleben zu lassen, als es mit Mama und Papa alle zwei Jahre nach Småland oder Öland ging, oder wenigstens hin und wieder ›Ferien auf Saltkrokan‹ und ›Pippi Langstrumpf‹ geguckt werden durften. In jedem Fall Niedlichkeitsnischen, die das Böse dieser Erde, all die Kriege und ihre unmittel- wie mittelbaren Folgen, den Plastikmüll in den Mägen der Wale, die Überschwemmungen und sonstigen Folgen der Klimakatastrophe et cetera pp. hübsch vor der Tür lassen wollten. Keine Frage, mit diesen Leuten – nennen wir sie die Generation Köttbullar – war eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung nicht zu machen.«

