Von Wiener Neustadt aus schufen zwei Kaiser ein Reich, in dem die Sonne nie unterging. Ein anderer ließ Industrie ansiedeln, der sich durch Südbahn und Wiener Neustadter Kanal später die Welt öffnete. Dieser Band nimmt auf einen Streifzug durch eine Stadt mit, die Geschichte atmet, sich aber längst international als Forschungs- und Hightech-Zentrum etabliert hat. Die leichtfüßige Erzählung Clementine Skorpils begleitet Fotografien von Inge Prader, die den Blick auf Bekanntes richtet und Verborgenes aufspürt. Menschen, die hier leben, führen zu ihren Lieblingsorten, und auch sonst erfährt man Überraschendes – etwa, dass Jugoslawiens Staatschef Tito sich hier erste Sporen verdiente oder dass Karl Merkatz eigentlich „ein echter Wiener Neustädter“ war. Das alles macht Lust auf einen Besuch der Stadt und ihrer Umgebung, die in ihrer Vielfalt ihresgleichen sucht.
Kann ich wissen, was ich sein will?Philippine soll den Seppel heiraten, das haben sich ihr Vater und der Vater vom Seppel nach der Sonntagsmesse ausgemacht. Aber das geht nicht, denn der Seppel ist ein böser Bub, der den Hendln die Flügel ausreist und Frosche bei lebendigem Leib zerschneidet. Philippine läuft davon – nicht leicht für ein Mädchen im 18. Jahrhundert.Der Weg von ihrem Dorf nach Wien ist weit. Sie verkleidet sich als Bub, wird von einem Jesuitenpater aufgelesen, besucht das Gymnasium. Studiert in Rom Medizin, in Coimbra Kartografie. Sie will ins Reich der Mitte, wie so viele Jesuiten vor ihr.Immer wieder droht sie aufzufliegen. Aus Rom muss sie fliehen. In Coimbra begegnet sie einem jungen Mann, Adam aus Regensburg. Als er erfährt, dass Philipp eine Philippine ist, stößt er sie von sich. Die junge Frau ist auf sich selbst zurückgeworfen. Sie muss weg, weit weg, am besten nach China, mit brennenden Fragen im Gepäck: Wer ist sie wirklich? Sind Frauen den Männern wirklich intellektuell unterlegen? Ist die Aufklärung der Ausweg aus dem Unglück?„Ahnt er, dass ich kein Mann bin? Ich bete inständig, dass er es weiß, jedenfalls tief drinnen fühlt. Oder zählt er zu jenen, die sich zu Ihresgleichen hingezogen fühlen und ihr ganzes Leben dagegen ankämpfen oder eben in Lüge leben? So wie ich. Ist es das, was uns verbindet? Die Tragik, nicht die oder der sein zu dürfen, die und der wir eigentlich sind?“
Der Bankräuber, Ausbrecherkönig, Frauenheld und Katholik Max Leitner ist 26 Jahre lang im Gefängnis gesessen. Fünfmal ist er auf spektakuläre Weise ausgebrochen. Fünfmal wurde er wieder geschnappt. Der Roman zeichnet die Lebensgeschichte eines ungewöhnlichen, widersprüchlichen Mannes nach. Eines Mannes, der sich genommen hat, was er wollte – und dafür bezahlt hat. Eines Mannes, der schwer bewaffnet Banken und einen Geldtransporter überfallen, aber nie auf jemanden geschossen, nie jemanden ernsthaft verletzt Denn Max Leitner glaubt an Gott, an die himmlische Gerechtigkeit, an die Heiligen und Dämonen. " Beruht auf wahren Ereignissen " Monatelange Interviews mit Max Leitner " Spannend erzählt
Jacqueline Gillespie und Clementine Skorpil haben Kurzgeschichten geschrieben: über Menschen, die meinen, das Leben habe ihnen übel mitgespielt oder sie schlicht übersehen, Menschen, die meinen, sie müssten dieses Unrecht nun selbst zurechtrücken – auf die eine oder andere Weise, manchmal traurig, manchmal skurril, oft beides. Solche Menschen gibt es heute, solche Menschen gab es früher, und ihre Schicksale sind tragisch – böse Geschichten eben. Ein Mann sitzt beim Frühstück, als es kracht, laut kracht! In der Wand seines Wohnzimmers klafft ein Loch, Ziegel und Staub wirbeln durch die Luft. In der Wohnung nebenan gab es eine Explosion, die Nachbarin ist tot. Was ist geschehen? Ein anderer wähnt sich umzingelt von Esoterikern, die ihn mit homöopathischen Kügelchen und japanischer Handauflegekunst zur Verzweiflung – oder gar in den Tod treiben. Ein dritter hat Eheprobleme und eine Frau mit seltsamen Vorstellungen, wie diese zu lösen wären. Und dann gibt es noch die Beamtin im Wiener Rathaus, deren Leben ruhig und gemächlich dahinläuft, bis – durch eine unbedachte Äußerung – eine junge Kollegin Platz, Zeit und Arbeit beansprucht, wobei vor allem Letzteres schwierig ist, denn die Arbeit reicht kaum für eine Person. Die in diesem Band enthaltene Geschichte „Ehegrau und Pallawatsch“ hat es in die letzte Runde des Münchner Kurzgeschichtenwettbewerbs gebracht.
Der Osten ist rot, die Sonne geht auf China hat Mao Zedong hervorgebracht
Mao, der Lange Marsch, ein Mord. Der neue Roman von Clementine Skorpil ließt sich wie ein Krimi. Wen Pi, der Icherzähler des Buches, muss 1931 aus Shanghai fliehen. Chiang Kai-shek wütet seit 1927 unter den Kommunisten, es ist ihm gelungen, das Hauptquartier in Shanghai zu enttarnen. Gemeinsam mit Zhou Enlai fährt Wen Pi nach Jiangxi, den ersten Sowjet im Reich der Mitte, den Mao Zedong eingerichtet hat. In mehreren Feldzügen versucht Chiang Kai-shek, die Basis zu stürmen. Erst beim fünften Anlauf ist er erfolgreich. Die Kommunisten verlassen den Jiangxi-Sowjet. Der Lange Marsch beginnt. Wen Pi erzählt von Hunger und Not. Aber nicht genug der Strapazen werden auch noch einer von Maos Sänftenträgern und ein Koch ermordet. Was steckt dahinter? Wurden die Männer aus politischen Gründen exekutiert oder handelt es sich um eine alte Familienschande und blutige Rache? Während die einfachen Soldaten unter schwierigsten Bedingungen marschierten und kämpften, ließ sich Mao Zedong in einer Sänfte tragen oder ritt auf einem Pferd. Für ihn gab es genug zu essen. Sein Credo: Die Soldaten konnten geopfert werden. Die Führungsriege aber musste geschützt werden.
China verstehen zu wollen, bedeutet Clementine Skorpil zu lesen. In der zweiten des Geschichte des Bandes nähert sich die Sinologin der traumatischen Geschichte ihres Protagonisten mit fundiertem Wissen, während sie im ersten Text den österreichischen Bürgerkrieg von 1934 thematisiert.
Im Shanghai der 20er-Jahre versucht der Icherzähler herauszufinden, was hinter dem Tod seines Freundes steckt. Ein Roman über einen Schelm, der vom Analphabeten zum Intellektuellen wird, ein Krimi, ein Porträt einer Stadt, von der Aldous Huxley meinte, sie sei das pure Leben, ein Drama über historische Ereignisse – trotzdem aktuell. Shanghai 1927: Das Leben ist hart in den Elendsvierteln jenseits des Huang Pu. Da, wo die Hütten der ganz Armen stehen. Wen Pi als Ältester von neun Geschwistern hat zu tun, die ganze Familie satt zu kriegen, mit Betteln und Stehlen und möglichst ohne von der Polizei erwischt zu werden. Einzige Freude: sich in der Gruppe mit der feindlichen Gang zu prügeln. Bis eines Tages der kleine Hu aus der Bande tot ist: erschossen. Und er ist nicht der einzige Junge, der, noch bevor er ein Mann ist, diese Welt verlassen muss. Die Behörden interessieren sich nicht für die Morde. Ohnehin gehören die Chefs zum Teil selbst der örtlichen Triade, der Green Gang, an, und zum anderen überstürzen sich die politischen Ereignisse. Die kommunistischen Gewerkschaften sind inzwischen so stark, dass sich nicht nur die lokalen Warlords, sondern auch die großteils westlichen Kapitalisten bedroht fühlen. Allerorten gibt es größere und kleinere Streiks. Ende März/Anfang April ist ein Generalstreik geplant, den auch Chiang Kai-shek offiziell unterstützt. In Wirklichkeit aber hat er geplant, die Kommunisten zu entmachten. Gemeinsam mit der Armee der Green Gang überfällt er die Gewerkschaften und verübt ein Massaker, dem Tausende zum Opfer fallen. Es folgt die Zeit des weißen Terrors. Die Kommunisten werden gejagt, inhaftiert, umgebracht. Die Partei muss in den Untergrund gehen. Mit einer neuen Struktur und anderen Leuten an der Spitze will sie sich reformieren. Der Weg scheint frei für einen Mann, der vor allem die Bauern für die Revolution gewinnen will: Mao Zedong. Doch vorerst soll er in den Herbsternteaufständen die gegnerischen Truppen vernichten.
Shanghai 1926: Die eigenwillige Ai Ping verlässt zum ersten Mal ihr Heimatdorf, um in der Großstadt nach ihrer verschollenen Enkelin zu suchen. Gerüchten zufolge soll das Mädchen sich dort als Kurtisane verdingen. Aber wie will Ai Ping sie aufspüren? Zum Glück kann sie den kommunistischen Studenten Lou Mang überreden, in den Freudenhäusern Shanghais nach Pflaumenblüte zu fragen. Lou Mang, der in Paris Medizin studiert hat, sieht sich eher als Revolutionär – nur widerstrebend lässt er sich von der Dame Ai Ping als Detektiv einspannen. Doch bald packt ihn das Jagdfieber, denn das Verschwinden der jungen Frau scheint mit dem Mord an einem stadtbekannten Unternehmer zusammenzuhängen. Dann bekommt Lou Mang einen Brief mit einer abgehackten menschlichen Zehe darin! Offenbar sind er und Ai Ping bei ihren Recherchen der Verbrecherorganisation Green Gang in die Quere gekommen, einem berüchtigten Syndikat von Drogenschmugglern. Und bald erfahren sie am eigenen Leib, wie effizient Shanghais Unterwelt organisiert ist … „Das Tor zur Welt“, „das Paris des Ostens“, „die Perle des Orients“: Shanghai wurde seit Mitte des 19. Jh. von Kolonialmächten kontrolliert. Briten, Franzosen, US-Amerikaner und Japaner bildeten das „International Settlement“, eine Reihe von Enklaven, die keinem Landesgesetz unterstanden: der wichtigste Marktplatz Ostasiens als kapitalistischer Nasstraum. Die „Drachenkopf-Metropole“ wurde in den 1920ern vor allem von zwei Triaden beherrscht, der mit den Briten paktierenden Red Gang und der Green Gang, die im Rauschgift- und Geheimdienstgeschäft mit den Franzosen zusammenarbeitete. Vor diesem Hintergrund entfaltet Clementine Skorpil ihren stimmungsvollen Kriminalroman.
Das Reich der Mitte im Jahre 1693. Ein exklusiver Kreis von Jesuiten gewinnt das Vertrauen des chinesischen Kaisers Kangxi in Bejing. Sie sollen dem Hof als Wissenschaftler dienen. Doch das Bild der Harmonie bekommt durch Glaubenskontroversen und Machtkämpfe der obersten chinesischen Eliten einen gewaltigen Riss. In Mitten dieser Auseinandersetzungen geschieht der verhängnisvolle Mord an einem venezianischen Ordensbruder, Guiseppe Reni. Wang Wenming, ein Provinzrichter, und sein treuer Sekretär Guo Li-ang werden vom Kaiser damit beauftragt, den Mordfall zu klären. Im Kontakt mit den Jesuiten stoßen die beiden auf ein für sie völlig fremdes Denken, auf eine unbekannte Kultur und ihnen unverständliche Traditionen.