Neben drei wissenschaftlichen Aufsätzen, die sich dem Nationalsozialismus bzw. seinen Folgen in Rumänien und Jugoslawien widmen, findet sich ein Zeitzeugeninterview mit Ekkehard Hallensleben, der das Rumänien der späten Sechzigerjahre im diplomatischen Dienst kennengelernt und fotografisch festgehalten hat. Anton Sterbling stellt in seinem Essay die Frage, inwieweit der Realsozialismus ein "modernes" Phänomen war. Alle Beiträge finden Sie auch online unter www.halbjahresschrift.de.
Johann Böhm Bücher






Der rasante Ablauf der Ereignisse im deutschen Siedlungsraum von Rumänien in der Zwischen- und Kriegszeit bilden den Rahmen dieses Buches. Thematisiert werden das Eindringen des Nationalsozialismus und die daraus resultierenden Auseinandersetzungen zwischen den politischen Gruppierungen der Deutschen in Rumänien sowie das Verhältnis der Evangelischen Kirche A. B. zu den sich bekämpfenden Gruppen von 1932 bis 1940. Behandelt wird auch die Gleichschaltung der Deutschen Volksgruppe durch Volksgruppenführer Andreas Schmidt nach 1940.
Dieses Buch, das auf einer breiten Basis von bislang kaum einschlägig ausgewertetem offiziellem Quellenmaterial, zeitgeschichtlicher Dokumentation und Einzeldarstellungen, von Tageszeitungen, Zeitschriften und Kalendern, von Privatarchiven und Zeitzeugenaussagen erstellt worden ist, informiert über die politische, kulturelle und religiöse Lage der Deutschen in Rumänien von Ende 1940 bis 1944. Die Untersuchung konzentriert sich auf die innere Organisation der NSDAP der «Deutschen Volksgruppe in Rumänien», auf ihr Eindringen und ihre Einbindung in weitere gesellschaftliche Systeme, auf den Personenkreis, der die strategische NS-Führung der Volksgruppe in Rumänien innehatte, wie auch auf die Frage, warum es dieser gelang, sich die altbewährten Institutionen, Verbände und Vereine hörig zu machen.
Das Buch setzt sich mit der historischen Entwicklung der deutschen Volksgruppe in Rumänien in der Zeit von 1933 bis 1940 sowie ihrem Verhältnis zum rumänischen Staat und zum Dritten Reich auseinander. Eingehend behandelt wird dabei das vielschichtige, oftmals widersprüchliche Verhalten der verschiedenen deutschen Reichs- und Parteistellen und deren Eingriffe in die inneren Konflikte der Volksgruppe. Thematisiert werden ebenfalls die Innen- und Außenpolitik Rumäniens, die deutsch-rumänischen Beziehungen sowie die Haltung der rumänischen Regierung gegenüber der deutschen Minderheit. Die Mißachtung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rechte der deutschen Minderheit durch die rumänische Regierung hatte zahlreiche Konflikte zur Folge. Ein besonderes Gewicht wird auf das Erstarken Deutschlands nach 1933 und auf seinen Einfluß auf die deutsche Minderheit gelegt, da die Gründe für die Radikalisierung der Rumäniendeutschen im Wesentlichen hier zu suchen sind. Die Hintergründe und Ursachen der Entwicklung hin zu einer nationalsozialistischen Ideologie und die sich langsam, aber stetig vollziehende Abkehr der Volksführung von den altbewährten Strukturen der deutschen Volksgruppe werden ebenfalls berücksichtigt.
Durch den Anschluss des Banates und Bessarabiens, der Bukowina und Siebenbürgens an Rumänien nach dem 1. Weltkrieg wurde die deutsche Volksgruppe vor gravierende politische und soziale Probleme gestellt. Die Missachtung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rechte der deutschen Minderheit durch die rumänische Regierung führte zu heftigen Auseinandersetzungen. Diese Konflikte waren ein entscheidender Grund, dass sich die deutsche Minderheit radikalisierte und in der nationalsozialistischen Ideologie (nach dem Erstarken Nazi-Deutschlands) einen rettenden Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage sah. Der Zeitpunkt und die Ursache des Durchbruchs der nationalsozialistischen Ideologie, der interne Widerstreit zwischen den politischen Gruppen (VDR und DVR) sowie die Gleichschaltung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien seit 1940 bilden den Schwerpunkt der Arbeit.