In einer Zeit, in der extremistisches Gedankengut und Angriffe auf die Demokratie zunehmen, beleuchten 27 Autorinnen und Autoren die essenziellen Werte, die es zu verteidigen gilt. Sie ergründen, was Demokratie, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit für jeden Einzelnen bedeuten und welche konkreten Bedrohungen sie gefährden. Durch persönliche und erhellende Perspektiven wird der Leser dazu angeregt, sich mit den fundamentalen Fragen des aktuellen Zeitgeschehens auseinanderzusetzen und die Wichtigkeit des Engagements für eine demokratische Gesellschaft zu erkennen.
Lukas Bärfuss Reihenfolge der Bücher







- 2024
- 2024
Einsiedler Welttheater
Nach dem Schauspiel von Don Pedro Calderón de la Barca
Lukas Bärfuss transportiert ein jahrhundertealtes Stück in die Gegenwart: das Theater als Welt. Welches ist deine Rolle? Seit hundert Jahren wird vor dem Kloster Einsiedeln das «Welttheater» des spanischen Barockdichters Pedro Calderón de la Barca aufgeführt. In diesem Stück gibt es keine Handlung, keinen Ort und keine Zeit, es spielt immer und überall, und deshalb spielt es nie und nirgendwo. Anstelle von Figuren treten Allegorien auf. Seine fast vierhundert Jahre alte Botschaft hat uns heute noch viel zu sagen. Die Fragen bleiben aktuell: Welche Rolle ist deine Rolle? Wofür bist du zu sterben bereit? Lukas Bärfuss schält aus dem Stück den utopischen Kern. Denn die Apokalypse am Ende dieses Stückes bedeutet nicht Untergang, sie bedeutet Enthüllung. «Das Leben in Bärfuss' Welttheater ist ein Spiel - oft ein böses, trauriges, bitteres, manchmal aber auch ein glückliches.» Alexandra Kedves, Tages-Anzeiger Dieser Band enthält den Originaltext der Einsiedler Aufführung auf Mundart, dazu eine Übertragung ins Schriftdeutsche und ein Essay des Autors
- 2023
Der neue Roman des Büchner-Preisträgers führt ins Zürich der frühen 1970er Jahre: ein bewegendes Frauenleben am Rande der Wohlstandsgesellschaft. Adelina, Tochter italienischer Einwanderer, arbeitet in einer Zürcher Fabrik, als sie nach kurzem Liebesglück mit einem Kind allein dasteht. Sie verliert die Stelle, die Wohnung, kämpft ums Überleben. In der größten Not lernt sie Emil kennen, einen erfolgreichen Grafiker, der ihre Schulden bezahlt und Adelina mit der kleinen Emma bei sich aufnimmt. Außer an der Liebe fehlt es an nichts. Emil kauft ein Anwesen in den Bergen des Piemont und scheint auf gemeinsames Glück zu hoffen. Aber dann verschwindet das Kind, spurlos. Adelina macht sich auf die Suche, begleitet von einem schweigsamen Unbekannten. Er bringt sie nach Mailand, in eine Kommune, zu Menschen, die an die Revolution glauben und Adelina versprechen, die verlorene Tochter zu finden; sie muss nur bereit sein, sich dem Kampf anzuschließen, und mit ihren Schweizer Papieren über die Grenze gehen, auf eine gefährliche Mission. «Fantastisch, klug, elegant, ich bin ganz hineingefallen.» Sandra Hüller
- 2022
Vaters Kiste
Eine Geschichte über das Erben
Ein Gedenken an den verstorbenen Vater, ein Nachdenken darüber, was erben heißt, ein kämpferischer Aufruf, aus der Falle des alternativlosen Denkens und Handelns auszubrechen. Das Erbe seines Vaters hat Lukas Bärfuss ausgeschlagen: Es waren vor allem Schulden. Geblieben ist nur eine Kiste, die der Sohn nach fünfundzwanzig Jahren zum ersten Mal in Augenschein nimmt und die ihn zurückführt in seine eigene, schwierige Kindheit, in eine Jugend auf der Straße. Die Fragen werden drängend: Was hat er geerbt von seinem abwesenden, kriminellen Vater? Wie steht es um ein auf Privatvermögen zielendes Erbrecht, das uns, obwohl kaum hundert Jahre alt, wie ein Naturgesetz vorkommt? Wie steht es um die Verantwortlichkeit jenseits der familiären Bindung, wie steht es um die Teilhabe der Nachgeborenen, deren Schicksal wir bestimmen mit dem, was wir ihnen hinterlassen, mit unserem Erbe, unserem Müll? Antworten werden sich nicht finden lassen, solange das planende Denken vor dem Wegfall aller Selbstverständlichkeiten die Augen verschließt, solange es sich einer Enttäuschung verweigert, die uns die wichtigen Fragen erst ermöglichen würde: Wollen wir weiter so leben wie bisher? Und wenn nicht: wie dann?
- 2021
- 2020
In diesem Jahr der Schulschließungen und des Social Distancing wird Lukas Bärfuss, Büchner-Preisträger 2019, die Abiturienten online ansprechen. Die Druckfassung seiner Rede erscheint im Conte Verlag. Die Reihe „Reden an die Abiturienten“ wird von Tilla Fuchs betreut und erhält Unterstützung vom Saarländischen Rundfunk und dem Bildungsministerium.
- 2020
In seinen Kolumnen äußert sich Lukas Bärfuss zu vielfältigen, aber immer drängenden Fragen unserer Zeit. »Die Geschichte bewegt sich nicht im Ochsengang, nicht in einem gleichmäßigen Trott. Sie gleicht eher den wilden Sprüngen eines Pferdes, das nach Tagen im Stall wieder auf die Weide gelassen wird«, heißt es bei Lukas Bärfuss. Und er unterzieht sie in seinen Kolumnen 2019/2020 gewissermaßen in Echtzeit seinem prüfenden Blick, etwa wenn er sich staunend klarmacht, was eigentlich das wirklich Neue an einem eben auf den Markt kommenden iPhone ist: nichts Wesentliches, und wenn er dann aber resümiert, welche grundstürzenden Dinge passiert sind in den wenigen Jahren, die es dieses Telefon überhaupt erst gibt. Seit 2008 nämlich. Das Kleine und das Große sind auf eine verblüffend einleuchtende Weise miteinander verzahnt. Bärfuss springt in seinen Themen, mal ist er analytisch kühl, mal argumentiert er leidenschaftlich polemisch, ob es um Corona geht oder um die Gleichberechtigung der Frauen, um Identitätspolitik, um die USA, China, den Brexit und immer wieder um die Schweiz. Durchaus bemerkt er, dass die ständigen Veränderungen den Menschen Angst machen können, aber dennoch macht er als die größere Gefahr die Stagnation aus. Als wacher Zeitgenosse will er sich einmischen, als genauer Beobachter und denkender Mensch, der Politisches und Poetisches in der Tradition Heinrich Heines zusammenbringt.
- 2019
Malinois
Erzählungen
In seinem ersten Erzählband zeichnet Lukas Bärfuss eine irritierende Kartographie der Passionen. Die Fluchtpunkte in den Erzählungen von Lukas Bärfuss sind die Liebe und das Begehren. Objekt der Obsession kann dabei der Schwager sein, in den sich ein Mann verliebt. Oder die eigene, längst verstorbene Mutter, nach der sich ein Dramatiker sehnt und um die er trauert. Aber nicht nur Menschen können im Zentrum der Begierde stehen: So vergräbt einer der Protagonisten eine Alfa Romeo Giulia in seinem Garten. Ein weiteres Verbindendes dieser im Laufe von zwanzig Jahren entstandenen Erzählungen ist der immer wieder einfallende Zufall, die Willkür des Lebens, die das Leben von einem Moment auf den anderen plötzlich ändert. In zugleich sinnlicher als auch analytischer Sprache erzählt Lukas Bärfuss von Menschen, die aus den Routinen des Alltags herausgerissen werden und spürt dabei den Fragen nach, wie wir uns begegnen und nach welchen Vorlagen wir die Geschichten unserer Leidenschaften entwerfen.
- 2019
Es ist zwischen uns
Rede zum Georg-Büchner-Preis 2019
Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet? Diese Frage aus Georg Büchners »Dantons Tod« greift Lukas Bärfuss in seiner im November anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises gehaltenen Rede auf und zeichnet nach, wie sein eigenes Schreiben durch die gewaltsamen Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt ist. In einem leidenschaftlichen Plädoyer führt er die Bedeutsamkeit einer lebendigen Erinnerung vor Augen: »Wer den letzten Krieg vergisst, der bereitet schon den nächsten vor«.
- 2018
Die Essays von Lukas Bärfuss sind ein Ereignis. Scharf beobachtet, scharf gedacht, scharf formuliert. Ob er über große geschichtliche und politische Themen nachdenkt oder über ganz konkrete Fragen einfacher Leute - Lukas Bärfuss ist ein Autor und Denker von europäischem Format. Er schafft es, auch komplizierte Sachverhalte so zu erzählen, dass man seine scharfsinnigen Argumentationen nachvollziehen kann, dass man sich eingeladen fühlt, an seinen Gedankengängen teilzunehmen. Mit Überraschung, Staunen und immer mit Genuss und Gewinn. Sei es, wenn er über die Schweiz spricht oder über Erfahrungen in Afrika und Südamerika, ob er über Autoren von Goethe, Nietzsche und Tolstoi bis Nicolas Born nachdenkt oder über Ovid, Stendhal und Sakurai, immer erfährt man Erhellendes. Bärfuss schreibt über Religion und Glauben, über die Moral im Journalismus und über das Leben eines Vertreters für Geräteentkalker. Es zeigt sich, dass es keine kleinen oder großen Fragen gibt, stets ruft der Autor die großen Zusammenhänge und ethischen Dimensionen auf, macht sie sinnfällig sichtbar. Er hütet sich vor vorschnellen Antworten, und zuweilen ist die präzise Beschreibung eines Dilemmas gerade das Leistbare, das weiterbringt. Freude und Notwendigkeit können ganz nah beieinander liegen, oder auch himmelweit voneinander entfernt.






