Klaus-Jürgen Eckardt Bücher






Glauben oder Wissen
- 286 Seiten
- 11 Lesestunden
Wir sind gewohnt, Glauben und Wissen alternativ gegeneinander auszuspielen. Dem entspricht der ebenso geläufige Gegensatz von Theologie und Philosophie. Daneben gab und gibt es seit den Kirchenvätern immer wieder Versuche, beide Positionen in einer „christlichen Philosophie“ miteinander zu versöhnen. Von der entgegengesetzten Seite lief das Bestreben der „Religionsphilosophie“ spätestens seit Kant und Hegel darauf hinaus, die philosophischen Fundamente eines aufgeklärten Glaubens freizulegen. Doch die üblichen Gegenüberstellungen und Vermittlungen beider Positionen sind in theoretischer wie in praktischer Hinsicht weder selbstverständlich noch zwingend, wenn man sie begriffsgeschichtlich und systematisch analysiert. Es zeigt sich, dass die theologischen und philosophischen Konzepte im Regelfall das gleiche gedankliche Dilemma nur von der entgegengesetzten Seite beschreiben. We are used to pitting faith and knowledge against each other as alternatives. The equally common contrast between theology and philosophy accords with this. At the same time there are, and have been since the early church fathers, attempts to unite both positions in a ‘Christian philosophy’. From the other side, at least from the time of Kant and Hegel, the aspiration of a ‘philosophy of religion’ has been to uncover the foundations of an enlightened faith. But the familiar juxtapositions and placings of both positions are neither obvious nor compelling, whether from a theoretical or practical perspective, if we analyse them systematically and in terms of their conceptual history. This shows that theological and philosophical concepts as a rule represent the same intellectual dilemma expressed from opposing sides.
Die Bildung und ihre Theorie erfreuten sich innerhalb des deutschsprachigen Raums lange Zeit sowohl in der Philosophie als auch in der Pädagogik grosser Beliebtheit und fanden allgemein Anerkennung. Das schien auch ganz natürlich zu sein, ging es doch dem philosophischen Denken und den pädagogischen Bestrebungen im Zuge der Aufklärung gemeinsam um die Schaffung und Erweiterung eines gebildeten Bewusstseins. Allerdings blieb dieses Ansinnen nicht unumstritten, mehrten sich doch die Stimmen derer, die aus unterschiedlichen Gründen dem typisch neuzeitlichen "Standunkt der Bildung" misstrauen, weil er, kaum dass er sich in einer breiten Öffentlichkeit etablieren konnte, schon bald in den Verdacht einer elitären Verblendung und der Entfernung geraten sollte. Damit hatten sich die Rollen vertauscht. Wurde die Bildung anfangs als Weg zur Befreiung von geistiger und politischer Bevormundung angepriesen, so wurde ihr im Zuge einer radikalen Gesellschafts- und Kulturkritik nun vorgeworfen, durch falsche Versprechungen das öffentliche Bewusstsein in die Entzweiung einer gedoppelten Wirklichkeit getrieben zu haben. Angesichts dieser zwielichtigen und in sich widersprüchlichen Situation stellte sich nun generell die Frage, ob es sich bei dem Begriff der Bidlung nicht überhaupt nur um einen begrenzten Gedanken handet, der nicht zu hoch belastet werden sollte.