Vorhersagen und Kontrollieren
Verhaltenswissen und Verhaltenspolitik in der Zeitgeschichte






Verhaltenswissen und Verhaltenspolitik in der Zeitgeschichte
Debatten über Ökonomisierung und die Übertragung wirtschaftlicher Prinzipien in Politik und Gesellschaft seit den 1970er Jahren. Ökonomisierung ist ein Kampfbegriff, um den in der jüngsten Zeitgeschichte Debatten über die Bedeutung des Ökonomischen in politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen kreisten. Positiv bezeichnet Ökonomisierung etwa die notwendige Anpassung an zunehmend globalisierte wirtschaftliche Austauschprozesse, negativ aber die Unterwerfung von Politik und Gesellschaft unter Effizienz- und Rentabilitätskriterien. Unklar bleibt oft, was eigentlich das »Ökonomische« ist, das in andere Systemzusammenhänge übertragen wird. Erschöpft sich diese Expansion nicht oft in der Übernahme ökonomischen Vokabulars? Untersucht wird in diesem Band, was vor allem seit den 1970er Jahren in verschiedenen Feldern als Ökonomisierung verstanden wurde. Wer wollte das Recht, die Verwaltung oder die Medizin ökonomisieren, und welche Vorstellungen des Ökonomischen lagen dem jeweils zugrunde? Welche Entwicklungen wurden demgegenüber als Ökonomisierung kritisiert und abgelehnt? Mit Beiträgen von Hannah Ahlheim, Ralf Ahrens, Marcus Böick, Christian Kleinschmidt, Roman Köster, Nicole Kramer, Martin Lengwiler, Alina Marktanner, Benjamin Möckel, Klaus Nathaus, Christopher Neumaier, Louis Pahlow, Laura Rischbieter, Désirée Schauz und Ute Volkmann.
Ein Blick in naturwissenschaftliche Zeitschriften verdeutlicht die große Bedeutung von Visualisierungen bei der Wissensvermittlung. Sowohl für die intra- als auch für die interdisziplinäre Kommunikation sowie die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse sind Visualisierungen zentral. Zugleich reduzieren Abbildungen komplexe Wirklichkeit aber immer auch auf bestimmte Aspekte und blenden andere systematisch aus. In sechs Beiträgen untersuchen Mitglieder des Jungen Kollegs der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste Praktiken und Probleme der Visualisierung in ihren jeweiligen Fachdisziplinen. Die Beiträge aus der Geschichts- und Musikwissenschaft, der Medizin und Biologie sowie der Physik und Mathematik zeigen, dass Visualisierungen nicht nur zur Kommunikation bekannten Wissens, sondern an vielen Stellen auch im Erkenntnisprozess selbst eine bedeutende Rolle spielen.
Petroknowledge und Energiepolitik in den USA und Westeuropa in den 1970er Jahren
Die Ölkrise von 1973 wird als Wendepunkt in der Geschichte der Nachkriegswirtschaft analysiert, als die OPEC und OAPEC durch Preiserhöhungen und Lieferbeschränkungen Druck auf die westlichen Staaten ausübten. Diese Situation offenbarte die Abhängigkeit der liberal-demokratischen Regierungen von einer Ressource, die außerhalb ihrer Kontrolle lag. In Reaktion darauf entwickelten die Regierungen eine Vielzahl von Strategien, um ihre Souveränität zu wahren, einschließlich der Förderung von Wissen über Öl und diplomatischen Initiativen. Die Untersuchung thematisiert die medialen Reaktionen und die langfristigen Auswirkungen auf die Gesellschaftsordnungen.
Krisen und Zukunftsaneignungen in Deutschland 1918-1933
Die Zukunft der Weimarer Republik wurde vor dem Hintergrund von Krieg und Revolution von den Zeitgenossen intensiv diskutiert. Auf breiter Quellengrundlage untersucht Rüdiger Graf die Zukunftsvorstellungen im gesamten politischen und intellektuellen Spektrum und zeigt, dass sich diese durch einen hohen Gestaltungsoptimismus, das weit verbreitete Bewusstsein, an einer Zeitenwende zu leben, sowie den Willen zur „Tat“ auszeichneten. So arbeitet er die Grundlagen eines die Lager übergreifenden Konsenses heraus, auf dessen Basis die harten Auseinandersetzungen der Weimarer Republik erst entstanden. Grafs Analyse lässt die „Krisenjahre der klassischen Moderne“ in neuem Licht erscheinen. Beim Wettbewerb „Das Historische Buch 2009“ von H-Soz-u-Kult belegt diese Studie den 1. Rang in der Kategorie „Neueste Geschichte“.