Kosmogramme
Geohistorische Skalierungen romanischer Literatur






Geohistorische Skalierungen romanischer Literatur
Jörg Dünne zeigt, dass das Aufeinandertreffen von Feerie und Katastrophe mehr ist als nur ein Kuriosum der Literatur- und Wissensgeschichte: Dies liegt vor allem an einer Reihe bekannter Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, die allesamt nicht nur Liebhaber und Autoren von Feerien waren, sondern auch in ihren Romanen je unterschiedliche Verbindungen zwischen spektakulären Tableaus und erdgeschichtlichen Katastrophen herstellen. Am Beispiel kulturtheoretischer Schriften wird deutlich, dass der spektakuläre Katastrophismus nicht nur die literarische Imagination bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geprägt hat, sondern auch allgemeine Modelle des Denkens von Historizität. Ergänzt wird das Buch um zahlreiche Dokumente aus Theaterfeerien und populärwissenschaftlichen Katastrophenszenarien, die eine alternative wissens- und imaginationsgeschichtliche Genealogie dessen vor Augen führen, was man die ästhetische und epistemologische Moderne nennt.
Raum und Literatur sind untrennbar verbunden: Nicht nur gibt es Räume in der Literatur, sondern Literatur macht Raum, konstruiert Raum, ist selbst Raum. Im Gegensatz zu den bisher vorliegenden transdisziplinären Versuchen wissenschaftlicher Erfassung von Räumlichkeit geht das Handbuch Literatur & Raum synoptisch wie systematisch von spezifisch literaturwissenschaftlichen Überlegungen zur Räumlichkeit als seinem disziplinären Ausgangspunkt aus, um diese sodann hinsichtlich der spezifisch literarischen Leitkategorien 'Reflexivität' und 'Produktivität' zu erproben: Systematisch wird der Zusammenhang von Literatur und Raum dabei anhand von Modellen bzw. Theorien dargestellt, analytisch anhand von Einzelparadigmen aus unterschiedlichen Literaturen sowie Kulturen von der Antike bis zur Gegenwart erkundet und erprobt. Auf diese Weise leistet das Handbuch nicht nur erstmalig eine umfassend systematische Darstellung des Problemfeldes aus literaturwissenschaftlicher Sicht, sondern es liefert zudem eine Bestandsaufnahme literarischer Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten von Räumlichkeit und darüber hinaus auch mit den in Texten konkret modellierten Räumen aus historischer Perspektive.
Vernes Erzählung einer Weltumrundung wird literatur-, kultur- und mediengeschichtlich erst verständlich, wenn Weltnetzwerke und Weltspiele aufeinander bezogen werden: Der Zusammenschluss von Verkehrsmitteln und Kommunikationstechniken zum 'Weltverkehr' in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trifft dabei auf den Willen, die Möglichkeiten und Grenzen dieses Netzwerks nach vorgegebenen Spielregeln auszuloten. Diese Verknüpfung wird im Roman beobachtbar, ebenso wie die blinden Flecke des kolonialen Netzes und die Möglichkeit der Literatur, sie zu reflektieren. Vernes Roman ist ein narratives Experiment, das im Buch in einer Abfolge von rund 80 Essays, Bildern und weiteren Materialien wissenschaftlich nachvollzogen wird.--
Erinnern, Erzählen und Fingieren in der Frühen Neuzeit
Landkarten dienen nicht nur zur Orientierung im physischen Raum, sondern sie steuern auch Imaginationspraktiken. Dünnes Studie widmet sich der frühneuzeitlichen Entstehung solcher Praktiken anhand von exemplarischen Analysen spanisch- und portugiesischsprachiger Texte von Inca Garcilaso de la Vega über Luís de Camões bis hin zu Miguel de Cervantes.
S. Friedrich: Vorwort – K. Kramer / J. Dünne: Einleitung – Theatralität und Räumlichkeit – A. Mahler: Performanz. Spielraum des Bedeutens. – Räume des Theaters – J. Söffner: Die Theatralität des Rhapsoden und des Platonischen Dialogs – R. Lüdeke: Nomos und Nomaden. Zum Ort des Politischen im frühneuzeitlichen Theater – D. Fulda: „Bretter, die die Welt bedeuten“. Bespielter und gespielter Raum, dessen Verhältnis zur sozialen Um-Welt sowie Geltungsräume des populären Theaters im 17. und 18. Jahrhundert – C. Pross: Land art. Formen der Inszenierung des kulturellen Raums zwischen Aufklärung und Romantik – K. Merten: „As Lear reproached the winds I could almost / Have quarrelled with that blameless spectacle“: Zur Raumkrise des Theaters in der romantischen Literatur - und zu ihrer Lösung – Theatralität des Raums – N. Rißler-Pipka: Be- und Entgrenzungen: Theatralität und Räumlichkeit in den Abenteuerromanen Jules Vernes – M. Ott: Mallorys Kamera. Zur Inszenierung von Gipfelphotos – K. Hahn: Teatro de signos - Schauräume, Schriftspiele und Körperbilder in Octavio Paz’ Poetologie und Lyrik der 1960er Jahre – S. Marten: Leinwand und Richtertisch. Dimensionen der Räumlichkeit in Alexander Kluges Abschied von gestern (Anita G.) – D. Scholler: Theatralität als Argument digitaler Poesie – B. Steininger: Mattscheibe Windschutzscheibe – Zur Inszenierung Deutschlands auf der Autobahn – W. Nitsch: Schlusswort
Die Autobiographieforschung tut sich bis heute schwer damit, in einen produktiven Dialog mit der Medienwissenschaft zu treten. Bislang sah sie in der Schrift (graphe) ein bloßes Instrument, um ein bereits gegebenes Selbst (autos) und seine Lebensge-schichte (bios) darzustellen. Mit dem Konzept der Automedialität wird diese Auffassung in Rich-tung auf eine medial und kultu-rell bestimmte Praxis der Subjek-tivierung überschritten. Der erste Teil des Bandes be-schäftigt sich mit der Rolle der Medialität in schriftgestützten Selbstdarstellungen. Im zweiten Teil wird der Frage nachgegan-gen, welche neuen Selbstprakti-ken sich im Umgang mit visuellen und elektronischen Medien her-ausgebildet haben. Der dritte Teil erkundet die Wechselbeziehun-gen zwischen Subjektkonstitution und Wissensgeschichte.
Mit dem spatial turn seit den 1980er Jahren ist die Räumlichkeit zu einem Schlüsselthema der Geistes- und Kulturwissenschaften avanciert. Insbesondere die Geographie, die Soziologie und die Ästhetik haben die Wende im Raumdenken eingeläutet und den Weg für die Wiederentdeckung klassischer europäischer Texte aus den Geistes- und Naturwissenschaften bereitet. Der vorliegende Band versammelt erstmals einen repräsentativen Querschnitt raumtheoretischer Grundlagentexte von der Neuzeit bis zur Gegenwart, die sich nicht nur mit der Phänomenologie des Raumes auseinandersetzen, sondern auch über mediale, soziale, politische und ästhetische Räume reflektieren. Kurze Einführungen stellen die jeweiligen Texte und ihre Autoren in ihrem historischen wie theoretischen Zusammenhang vor.
Die aktuelle topographische Wende der Kulturwissenschaft bedarf einer theoretischen Fundierung. Sie sollte es ermöglichen, Raumkonstitution in ihrer Wechselwirkung mit Körpern und Medien zu beschreiben. Der kulturanthropologische Ansatz dieses Bandes geht davon aus, dass dem körperlichen Selbstverhältnis immer schon eine mediale Unterbrechung eingeschrieben ist. Räume lassen sich als Formationen verstehen, die dieser konstitutiven Unterbrechung in historisch wandelbaren medialen Dispositiven Gestalt geben. Die einleitenden theoretischen Beiträge entwickeln eine solche medienhistorische und kulturanthropologische Perspektive, die dann in historischen Fallstudien am Leitfaden mediengeschichtlicher Epochenschwellen vom Buchdruck bis hin zu technischen und elektronischen Medien erprobt wird. Interdisziplinäre Untersuchungen werfen hierbei Schlaglichter auf Raumpraktiken und Raummodelle in mittelalterlichen Pilgerführern, modernen Handschriften und Bildwerken, Filmen, Hörfunk und Computerspielen. Der Band enthält Beiträge von: Matei Chihaia – Victor Andrés Ferretti – Sabine Friedrich – Javier Vilaltella – Kirsten Kramer – Florian Leitner – Andreas Mahler – Wolfram Nitsch – Caroline Pross – Inken Schmidt-Voges – Dietrich Scholler – Thomas Stöber – Rainer Zuch