Im Restaurant wird nie nur gegessen. Seit im Paris des 18. Jahrhunderts die ersten »restaurierenden« Etablissements eröffneten, geht es im Lokal immer auch ums Sehen und Gesehen-Werden, um das Zeigen von Stil und Distinktion – und um das Gefühl, bei Fremden und doch zu Hause zu sein. Die ungeduldigen Gäste halten das Personal mit ihren Extrawünschen auf Trab. Doch es sind die Kellnerinnen, Ober und Köche, die das Geschehen insgeheim kontrollieren und den Herrschaften bisweilen buchstäblich in die Suppe spucken. In der Küche, an der Theke, bei Tisch kollidieren Genuss und Schwerstarbeit, Eleganz und Ausbeutung, kulturelle Diversität und Rassismus. Ob edel oder schmuddelig: Restaurants sind ein Spiegel der Gesellschaft. Christoph Ribbat montiert die packenden gastronomischen Erfahrungen von Küchenarbeitern und Kochgenies, Kellnerinnen und Philosophen, Feinschmeckern und Soziologinnen. Er blickt hinter die Kulissen und spannt dabei den Bogen von den ersten Pariser Gourmettempeln über den Aufstieg des Fast Food bis zu den innovativsten Köchen unserer Zeit. Doch er präsentiert nicht nur eine kosmopolitische Geschichte des Restaurants, sondern auch ein temporeiches Erzählexperiment zwischen Kulturwissenschaft und Doku-Roman.
Christoph Ribbat Bücher







Im Fokus steht die Welle religiöser Erregung in Deutschland zwischen 1880 und 1914, die aus England und den USA ihren Ursprung nahm. Die Heilsarmee und die Pfingstbewegung prägten das gesellschaftliche Leben, während das Bürgertum diese Phänomene als fremd und abwegig empfand. Ribbat beleuchtet in seiner Sozial- und Kulturgeschichte die Dynamik zwischen den religiösen Schwärmern und ihren Kritikern, zeigt auf, wie diese Bewegungen als Ausdruck von Aufbegehren, Kreativität und Selbstbewusstsein in einer sich wandelnden Gesellschaft fungierten.
Die Atemlehrerin
Wie Carola Spitz aus Berlin floh und die Achtsamkeit nach New York mitnahm
Eine Dame mit leichtem deutschen Akzent unterrichtet Achtsamkeit in New York City: wie man bewusst atmet, den Körper erspürt und den Stress der Großstadt überlebt. Ihr Studio ist ein Geheimtipp für Sängerinnen, Tänzerinnen und verkrampfte Büromenschen. Ihre Schülerinnen meinen, sie sei ganz und gar entspannt. Aber ihre eigene, schmerzhafte Vergangenheit hält sie vor ihnen geheim. Die Atemlehrerin erzählt die berührende Geschichte der Carola Joseph. Die Gymnastiklehrerin, 1901 geboren, lebt, arbeitet, forscht in Berlin, heiratet, heißt nun Carola Spitz, und verlässt die Stadt erst, als es fast schon zu spät ist. Sie wird zu einem jüdischen Flüchtling unter Zehntausenden, etabliert sich als »Carola Speads« in Manhattan und lehrt, als sie 98 Jahre alt ist, noch immer in ihrem Studio am Central Park. Christoph Ribbat verknüpft eine Biografie aus nächster Nähe mit der Geschichte von Atemübungen und Gymnastikexperimenten im 20. Jahrhundert. Aus dem Nachlass einer nahezu unbekannten Emigrantin entsteht eine fesselnde Familien- und Kulturgeschichte. Wer sie liest, wird selbst beginnen, ganz bewusst Luft zu holen. Das – sagt Carola Spitz/Speads – macht glücklich.
Wie die Queen. Die deutsch-jüdische Geschichte einer sehr britischen Schriftstellerin
- 219 Seiten
- 8 Lesestunden
Ilse Groß ist vierzehn, als sie aus Deutschland flieht. Ihre Familie bleibt zurück. In Großbritannien findet sie eine Anstellung als Dienstmädchen. Und sieben Jahre nach Kriegsende erlebt sie ihren Durchbruch als englischsprachige Schriftstellerin. Ihr Pseudonym: Kathrine Talbot. Wie die Queen erzählt die wahre Geschichte einer fast perfekten Assimilation – von Ilses Rettung ins Vereinigte Königreich und ihrer Deportation in ein Lager für „feindliche Ausländer“, von ihrem Hunger und ihrer Freiheit und ihrem flüchtigen Erfolg auf dem Buchmarkt der Fünfzigerjahre. Es geht um Anerkennung, Fehlschläge, Freundschaft und Kreativität. Und es geht darum, wie eine Emigrantin beginnt, ihrem Staatsoberhaupt verblüffend ähnlich zu sehen. Ein Buch für alle, die England lieben, und für alle, die es seltsam finden. Tief in den britischen Alltag taucht die Reportage ein. Sie führt von London auf die Isle of Man, von Cornwall nach New York und zurück auf einen Hügel in Sussex. Im Zentrum aber steht eine deutsch-jüdische Familiengeschichte. Ein Leben lang kämpft Kathrine Talbot damit, ihre Erinnerungen in Literatur zu verwandeln. Als es ihr endlich gelingt, ist es fast schon zu spät.
Deutschland für eine Saison
Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde jr.
Nur ein »Ausländer« pro Mannschaft: Das ist 1977 die Obergrenze in der deutschen Basketball-Bundesliga. Der Ausländer in Göttingen heißt Wilbert Olinde und ist gerade aus Los Angeles gekommen. Die Deutschen wundern sich über ihn. Er wundert sich über die Deutschen. Nur ein Jahr will er bleiben. Doch dann kommt alles anders. Deutschland für eine Saison erzählt von deutscher und amerikanischer Zeitgeschichte. Es führt in den Alltag Roth-Händle rauchender Basketballprofis, sektbeschwipster Damenmannschaften und im Kraftwerk-Sound singender Fans. Und es erkundet präzise den Rassismus auf beiden Seiten des Atlantiks. Vor diesem Panorama entsteht das Porträt des Wilbert Olinde: eines nachdenklichen amerikanischen Sportlers, aus dem ein deutscher Inspirationscoach, Vater und Nachbar wird. Christoph Ribbat nimmt den Leser mit in die Sonne Südkaliforniens, in bundesrepublikanische Sporthallen und in die von Gewalt geprägte Geschichte Louisianas. Er berichtet von einer ganz besonderen Familie: von Krisen und Neuanfängen, von Diskriminierung und von Courage. Wilbert Olinde, so zeigt dieses Buch, ist ein Held der Migrationsgesellschaft.
Zuerst diente Basketball der Ertüchtigung junger Christen. Dann wurde die Sportart zum Großstadtspektakel und schließlich zum globalisierten Geschäft. Diese erste Kulturgeschichte des Basketballs erzählt von Mannschaftsgeist und Individualismus, von Improvisationskunst und Turnschuhmarketing. Sie porträtiert Basketball-Intellektuelle wie Bill Bradley, John Edgar Wideman und Kareem Abdul- Jabbar, erkundet Seltsamkeiten wie die 2.750-Wurf Performance des 'Dr. Free Throw' und führt von der Epoche brutaler Rassentrennung bis zur Präsidentschaft des basketballbegeisterten Barack Obama. So beleuchtet sie eine Auseinandersetzung, die wichtiger war als jeder sportliche Vergleich: das Spiel um die Zukunft Amerikas.
In 1935, when she was fourteen years old, Ilse Gross fled Germany. Alone. Seventeen years later, she published her audacious first novel Fire in the Sun. Her pen name: Kathrine Talbot. Her German Jewish identity she carefully concealed. Becoming Kathrine Talbot explores the life of a refugee who lost her parents and sister in the Holocaust and who resisted telling their stories until it was almost too late. Only at the end of her life did she turn her family' s fate into prose. Christoph Ribbat follows a nearly forgotten 20th century novelist from an Isle of Man internment camp to postwar Cornwall, New York, and California, and then to a green hill in Sussex. She marries English painter Kit Barker and clashes with macho bohemians. She rises to literary fame and comes back down to obscurity. As Ilse Barker, she shares a close friendship with American poet Elizabeth Bishop. In their extraordinary letters the two women cover everything: from the mundane to the traumatic.Becoming Kathrine Talbot fuses literary biography and concise accounts of the German Jewish refugee experience in Britain. To scholars in Jewish studies, modern fiction, and life writing, this book offers an original case study. To a general audience, it presents an engrossing tale of creativity, joy, and pain.
Breathing in Manhattan
Carola Speads – The German Jewish Gymnastics Instructor Who Brought Mindfulness to America
In 1938 gymnastics instructor Carola Spitz escaped from Nazi Germany. In New York she turned into Carola Speads, revered teacher of mindfulness. She breathed with clients in her Central Park West studio until she was 97 years old. Now Christoph Ribbat combines her gripping biography with the histories of modern bodywork and breathing experiments. He illuminates the tension between self-help fads and 20th century catastrophes. Accessible and quirky, Breathing in Manhattan speaks to experts and non-experts alike: to readers of Jewish history, students of New York City, and to anyone attracted by - or skeptical of - the promises of mindfulness.
