»›Autoportrait‹ ist ein Lesegenuss. In dem gut hundertseitigen Werk genauester Beobachtungen hat Levé sich in der Beschreibung aller Facetten des Alltäglichen sowohl entblößt als auch verhüllt.« - Jacques Morice, Télérama Der Mensch ist die Summe seiner einzelnen Teile. Edouard Levé nimmt diese Aussage wörtlich, nimmt sein eigenes Leben bis in die kleinsten Teile auseinander und breitet es vor dem Leser aus. Er erspart kein Detail und berührt, wühlt auf, provoziert, irritiert, lässt schmunzeln, nachdenken, zustimmen, sich wieder erkennen - und wirft dabei Fragen auf, die, an der Oberfläche leicht und angenehm, auf den zweiten Blick beuruhigend tief in das Herz der menschlichen Existenz vordringen.
Edouard Levé Reihenfolge der Bücher
Levé, ein autodidaktischer Künstler, der zunächst Betriebswirtschaft studierte, wandte sich nach einer prägenden Reise nach Indien der Farbfotografie zu. Sein Debütbuch Oeuvres präsentiert einen imaginären Katalog ungeschriebener Werke, von denen einige später die Grundlage für seine tatsächlich veröffentlichten Bücher bildeten. In Autoportrait konstruiert er ein fragmentiertes Selbstporträt durch zusammenhanglose Sätze ohne Absätze, ein Stil, der als 'literarischer Kubismus' beschrieben wird. Sein letztes Werk Suicide erforscht fiktiv eine vergangene Tragödie und wurde nur wenige Tage vor seinem eigenen Tod fertiggestellt.





- 2013
- 2012
Es gibt Bücher, die sind von den Umständen ihrer Entstehung so sehr geprägt, dass man sie, sobald man diese Umstände kennt, mit anderen Augen betrachtet und nie mehr unbefangen lesen kann. Das Manuskript von ›Selbstmord‹ hat Édouard Levé im Oktober 2007 an seinen Verleger geschickt, der ihn kurz darauf zurückrief, seine Begeisterung mitteilte, und ein Treffen mit ihm ausmachte, um über den Text zu sprechen. Zu diesem Treffen kam es nie: Édouard Levé, zu diesem Zeitpunkt 42 Jahre alt, erhängte sich nur wenige Tage nach dem Telefonat und noch vor dem verabredeten Treffen in seiner Pariser Wohnung. ›Selbstmord‹ ist sein Vermächtnis, es ist eine Ansprache an ein Gegenüber, das Selbstmord verübt hat, es ist die Rekonstruktion, das Wiederaufrufen einer scheiternden Biografie. Derjenige, der sich selbst tötet, hinterlässt den Hinterbliebenen offene, unbeantwortbare Fragen. Er lässt sie mit diesen alleine. Vor dem Hintergrund der Geschichte des Autors gewinnt dieser zarte, kluge, suchende Text eine schockierende Dringlichkeit, die aufwühlt und bewegt, bestürzt und berührt.