Reemtsmas Überlegungen zur Gewalt – in zwei Texten gebündelt: zum einen in »Gewalt als attraktive Lebensform betrachtet«, seinem Abschiedsvortrag vom Hamburger Institut für Sozialforschung, zum anderen in seinem Essay »Gewalt und Vertrauen. Grundzüge einer Theorie der Gewalt in der Moderne«. Es geht u. a. um die Frage, warum ›ganz normale‹ Menschen (meist Männer) – oder gar: ›ganz normale Familienväter‹ – unvorstellbare Grausamkeiten begehen. Allein diese Frage zu stellen sei, so Reemtsma, »albern, weil die Antwort auf der Hand liegt: Wer denn sonst?« Wundern sollte uns vielmehr, »warum diese Massaker nicht das letzte Wort der bisherigen Geschichte geblieben sind.«
Jan Philipp Reemtsma Bücher






Vertrauen und Gewalt
- 576 Seiten
- 21 Lesestunden
Die Probleme der Gewalt bleiben komplex, wie Hannah Arendt vor 40 Jahren feststellte. Dieses Buch untersucht, warum die Soziologie Schwierigkeiten hat, die Phänomene der Gewalt zu erfassen. Jan Philipp Reemtsma analysiert, was Vertrauen in der Moderne bedeutet und wie es an die Legitimationsanforderungen des Gewaltgebrauchs gebunden ist. Er hinterfragt, wie extreme Destruktivität trotz des modernen Programms zur Gewalteinschränkung bestehen kann und warum das Vertrauen in die Moderne trotz der Gewaltexzesse des 20. Jahrhunderts fortbesteht. Das Werk beleuchtet verschiedene Aspekte der Gewalt und deren Beziehung zur Macht, untersucht, warum bestimmte Gewaltformen in der Moderne tabuisiert sind, obwohl sie weiterhin existieren, und analysiert die Wahrnehmungs- und Analyseprobleme, die daraus resultieren. Reemtsmas Ansatz ergänzt bestehende Perspektiven und nutzt eine besondere Beschreibungstechnik. Historische, politische, literarische und philosophische Entwicklungen werden mit konkreten Ereignissen verknüpft. Soziologische Reflexionen und historische Beispiele werden durch philologische Analysen bereichert, etwa durch die Auseinandersetzung mit William Shakespeare als Theoretiker von Macht und Gewalt oder Friedrich Schillers Konzept des Desperado in 'Wilhelm Tell'. Reemtsma bietet eine Arbeit, die dazu anregt, gewohnte Sichtweisen zu hinterfragen und das Verständnis der Beziehung zwischen Vertrauen, Gewalt und Macht zu verti
Über Arno Schmidt
Vermessungen eines poetischen Terrains
»Man kann Bücher leider nur einmal zum ersten Mal lesen. Die großen Autoren entschädigen für diese traurige Einmaligkeit dadurch, daß ihre Bücher bei der zweiten und dritten Lektüre sich erst wirklich entfalten.« In zwölf Annäherungen aus höchst unterschiedlichen Richtungen erkundet Jan Philipp Reemtsma das Schmidtsche poetische Terrain. Dabei wird deutlich: Arno Schmidts Bücher sind voll Witz und Komik. Reemtsmas Lektüreprotokolle bestätigen die These, wonach die Bedeutung eines Werkes daran gemessen werden kann, wie viele Verständnismöglichkeiten es eröffnet. Zugleich führen diese Essays vor: Diese Bedeutungsvielfalt, das Aufspüren überraschender Perspektiven und verborgener Zusammenhänge setzt einen Leser voraus, der sich genauestens an den Wortlaut der Texte hält und im selben Moment aufgrund seines Wissens eine Unzahl von Assoziationen freisetzt. Reemtsmas Freude während der Lektüre teilt sich in seinem Schreiben über Arno Schmidt mit: sie steckt zu eigenen Leseentdeckungen an. Politik, Sexualität, poetische Sendung – so vielfältig die Möglichkeiten sind, sich dem Werk Arno Schmidts zu nähern, so eindeutig ist die Einladung, diesen Ausnahme-Autor neu oder wieder zu lesen. »Was ist der Mensch? El hombre es un cigarro - am Ende bloß noch'n ausgeknatschter ekler Stumpm, und etwas Asche. – Was iss das Lebm? Die Auflehnung der Eiweiße gegen die Silikate.« Arno Schmidt
Dieses Buch erzählt vom Aufstieg, Ruhm und Niedergang des Muhammad Ali. Minutiös beschreibt der Autor die Choreographie der grossen Titelkämpfe. Und er porträtiert auch die Gegner Alis: Sonny Liston, George Foreman, Ken Norton und vor allem Joe Frazier, den stärksten der "big punchers"
Im Keller
- 221 Seiten
- 8 Lesestunden
Am 25. März 1996 wurde Jan Philipp Reemtsma entführt. Erst nach Zahlung eines Lösegeldes von 30 Millionen Mark kam er frei. Dies ist sein aufregender Bericht über seine Gefangenschaft.
Wielandgut Oßmannstedt
- 133 Seiten
- 5 Lesestunden
"Wu Hi?"
- 249 Seiten
- 9 Lesestunden
Hrsg. von Reemtsma und Rauschenbach, enthält das Buch zahlreiche Abbildungen, Knoten-Skizzen und Faksimiles auf 249 Seiten.
Jan Philipp Reemtsma untersucht in seinen Essays das Unbehagen an einer Zivilisation, in der Gewalt als Lebensform betrachtet wird. Er analysiert historische, rechtliche und anthropologische Aspekte und befragt literarische Werke seit der »Ilias« auf ihre Gewaltkonstellationen. Seine Texte sind anregend und überraschend.
Das unaufhebbare Nichtbescheidwissen der Mehrheit
Sechs Reden über Literatur und Kunst
"Wenn eine Gesellschaft vor ihrer literarischen Kultur keine Achtung mehr hat, wenn die Achtung nicht so beschaffen ist, daß sie es als achtenswert empfindet, über diese Kultur einigermaßen Bescheid zu wissen, wenn sie also das unaufhebbare Nichtbescheidwissen der Mehrheit - ihre Unbildung - nicht mehr als bedauerlichen Mangel empfindet, der nur durch die Bildung einer kulturellen Elite kompensiert werden kann, dann ist nichts mehr zu machen." Jan Philipp Reemtsma Sprachlich brillant, in der Zuspitzung der Argumente ebenso scharfsinnig wie un-bequem, präsentiert sich Reemtsma in diesen Aufsätzen nicht nur als leidenschaftlicher Anwalt des "exquisiten Vergnügens zu lesen, was zu lesen sich lohnt", sondern auch als angriffslustiger Germanist, der all jenen Mut macht, die die Sache der Kultur noch nicht verloren geben wollen.
