Silke Scheuermanns Gedichtband „Zweites Buch der Unruhe“ erforscht die Bewegung in Natur und Mensch, inspiriert von Tieren und historischen Formen. Die Lyrik thematisiert Sehnsüchte und innere Unruhe, die sich in Flucht und Neubeginn äußern. Gleichzeitig reflektiert das Werk Utopien der Stille und zitiert Fernando Pessoa.
»Nacht«, »Tag« und »Zwielicht« sind die drei Vorlesungen überschrieben, die Silke Scheuermann als Gastdozentin der renommierten »Frankfurter Poetikvorlesungen« im Wintersemester 2017/18 hält und die sich wie Erzählungen lesen lassen. Sie berichtet darin von ihrem Arbeitsalltag und ihrer Lektüre, erzählt, was die Nacht mit Poesie und der Tag mit Prosa zu tun hat, flicht Erinnerungen an die Anfänge des Schreibens und Begegnungen mit bewunderten Dichter(innen) ein und schildert die Schwierigkeiten und Glücksmomente beim Verfassen des zuletzt erschienenen Romans. Beim Erkunden der vielfältigen Beziehungen zwischen Schreiben und Leben, den Sprachen des Alltags, der Wissenschaft, der Kunst und der Poesie sowie der Grenzen und Möglichkeiten des Bewusstseins erfährt man nicht nur, »Was Mrs. Dalloway auch noch dachte« und weshalb es reizvoll ist, als erwachsene Frau auch mal ein Buch aus der Perspektive eines kleinen Jungen zu schreiben. Man weiß nach der Lektüre auch, warum man leicht daran scheitert, die Erlebniswelt eines Mauerseglers aus dessen Perspektive darzustellen, warum manche Steppentiere Streifen haben – und dass es sehr gut möglich ist, dass Zebras von karierten Löwen träumen.
Die Träume der anderen Brecht-Preisträgerin Silke Scheuermann erzählt von einer magischen Begegnung Ein Hotel in einer schönen Landschaft, irgendwo in den grünen Hügeln zwischen Hessen und Bayern. Ein Mann, 38 Jahre alt, Unternehmensberater mit Haus und Ehefrau, kommt auf einer Geschäftsreise in der »Auberge de Rêve« unter. Alltäglich ist sein Beruf, besonders ist seine Fähigkeit, die der Mann, aus dessen Perspektive sich die Erzählung entfaltet, seit Jahren vernachlässigt hat. Er kann sich in die Träume anderer Menschen versetzen, an ihnen teilnehmen. Eine geheimnisvolle Dame unterhält sich derweil am Nachbartisch mit einer jüngeren Frau. Der Mann spürt der Dame nach, denn er möchte wieder Träume stehlen … »Ich habe das Mitträumen mit Kinofilmen verglichen, in die man plötzlich eintaucht, mitmacht. Aber im Gegensatz zu schlechten Filmen gibt es keine schlechten Träume.« Silke Scheuermann, Bertolt-Brecht-Preisträgerin 2016, erzählt von besonderer Macht und von ganz realer Ohnmacht. »Traumdiebstähle« ist eine Parabel über den fließenden Übergang zwischen Wirklichkeit und Traum, über die Flucht aus dem Alltag und über Menschen im Biotop Hotel. Scheuermanns magische Erzählung tritt in einen befruchtenden Dialog mit Bildern des renommierten Fotografen Alexander Paul Englert. Das kostbar ausgestattete Buch ermöglicht eine sinnliche Erfahrung, in der sich Bild und Schrift durchdringen.
Große Erwartungen an das Leben hat Marten nicht. Er stammt aus einem problematischen Elternhaus und wächst in einem Umfeld auf, das von illegalen Geschäften, Schlägereien und Sex beherrscht wird. Beim Drogenentzug trifft er Peter, einen ehemaligen Restaurant- und Clubbesitzer. Peter entdeckt Martens Talent zum Kochen. Als die beiden gemeinsam das Edellokal Happy Rabbit eröffnen, kommt es zu einem Wiedersehen mit Martens Jugendliebe Stella, die ihre Bilder in der Galerie des Restaurants ausstellen soll. Von einer reichen Tante großgezogen, scheint sie ihm unerreichbar. Jetzt aber drehen sich die Vorzeichen um: Während Stella um Anerkennung für ihre Kunst kämpfen muss, avanciert Marten zum angesagten Fernsehkoch – bis das kriminelle Milieu ihn wieder einzuholen droht.
Eindringlich und authentisch erzählt Silke Scheuermann von fragilen Lebensträumen. Ihr packender Entwicklungsroman führt unerschrocken in menschliche Abgründe. Doch WOVON WIR LEBTEN ist auch eine Liebesgeschichte, in der sich am Ende unerwartete Zusammenhänge aufdecken.
Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, was Schriftstellern beim Lesen der Bücher ihrer Kollegen durch den Kopf geht? Über solche 'Lyrischen Momente' gibt die Autorin Silke Scheuermann in ihrem neuen Buch Auskunft. Kritisch und leidenschaftlich erzählt sie von Büchern und Gedichten, die sie beeindruckt und inspiriert haben. Mit Scharfsinn, Witz und Einfühlungsvermögen denkt sie nach über das Schreiben als Entwurf eines anderen Körpers, als Zugang zu etwas Magischem und Geheimnisvollem. Sie nimmt aber auch die Entstehungsbedingungen von Texten und das Leben ihrer Autoren in den Blick. Der Band versammelt Silke Scheuermanns poetologisches Schaffen: Neben ihrer Wiesbadener Poetikvorlesung sind dies ihre für die von Marcel Reich-Ranicki begründete Frankfurter Anthologie verfassten Gedichtinterpretationen sowie Rezensionen, Radiobeiträge, Essays und Reden. Die Texte aus den Jahren 2007 bis 2015 sind nach den Geburtsjahren der behandelten Dichter und Autoren angeordnet. Von der deutschen Romantik bis hin zu internationalen zeitgenössischen Dichtern lassen sie sich als persönliche Literaturgeschichte lesen.
'Silke Scheuermanns Gedichte wagen das Gefühl, sind voller Ideen und extrem leitfähig für unbewusste Bilder.' Hauke Hückstädt, Frankfurter Rundschau 'Hör mir zu: dies ist die Zeit, / von der ich dir erzähle: / die träge aus der Zukunft fließende Zeit.' Was Silke Scheuermann in ihrem lang erwarteten neuen Gedichtband Skizze vom Gras beschreibt, ist nichts Geringeres als eine 'Zeit der Auflösung', sie imaginiert das Ende aller Konventionen von Vergangenheit und Zukunft und entwirft Utopien wie diese: 'Es war das Jahr, in dem sie das Ministerium für Pflanzen auflösten.' Ihre Gedichte erzählen von einer neuen, einer 'Zweiten Schöpfung', lassen ausgestorbene Tierarten wieder aufleben – den Dodo, den Höhlenlöwen, den Säbelzahntiger. Eine Skizze ist ein Versuchsfeld, ein Bild, das die Geste der Arbeit noch in sich trägt; es geht um das Einfangen des Flüchtigen. In diesem Sinn sind auch Silke Scheuermanns Gedichte Versuchsfelder, zumal die Science-Fiction-Gedichte, die jene von Nicolas Born Anfang der siebziger Jahre erfundene Genrebezeichnung vom 'utopischen Gedicht' aufgreifen und weiterentwickeln. Die Autorin notiert Historien aus der Zukunft und knüpft dabei an den Verwerfungslinien der Gegenwart an: 'Es ist wahr, man kann zu verträumt sein / zum Überleben.'
Silke Scheuermanns Roman über zerbrechliche Wünsche und darüber, was geschieht, wenn das im Leben Erreichte ins Wanken gerät.
Christopher und Luisa haben geheiratet und sich im Leben eingerichtet. Er ist angehender Professor für Biologie, sie erfolgreiche Kunsthistorikerin. Die Altbauwohnung ihrer Studentenzeit haben sie gegen ein Haus am Stadtrand getauscht, als sichtbares Zeichen ihrer Ambitionen. Nun muss sich das Glück bewähren, darf das Erreichte nicht verlorengehen. Doch nicht alles lässt sich mit Willenskraft und Selbstinszenierung herbeiführen, das müssen die beiden ebenso erfahren wie die anderen Bewohner des Viertels. In kunstvollen Szenen, mit Abstechern nach Venedig und New York, erzählt Silke Scheuermann von Träumen, Ängsten und Hoffnungen. Unsentimental und einfühlsam schildert sie, was geschieht, wenn Menschen ihr Leben nach anderen ausrichten und ihre vermeintliche Überlegenheit ins Wanken gerät oder wenn sie vom Glück überrascht werden.
Die berühmte Performance-Künstlerin Margot Wincraft nimmt überraschend das Angebot einer unbekannten Galerie in Shanghai an. Ihre Assistentin Luisa kann dem Projekt nicht viel abgewinnen und wird misstrauisch. ›Shanghai Performance‹ ist ein schillernder Roman über Sehen und Gesehenwerden, Kunst und Identität sowie eine Gesellschaft, die ihren ganz eigenen Regeln folgt. Silke Scheuermann reflektiert über Lebensläufe in Zeiten der Globalisierung und erzählt auf spannende Weise von einer »ewigen Tragödie der Schuld«.
Schicksal oder Zufall? Die elfjährige Emma James kann in die Zukunft sehen: nicht oft und nicht besonders weit, aber immerhin reicht es, um vorsorglich einen Regenschirm einzupacken, wenn sie einen Wolkenbruch voraussieht. Aber auch ohne diese Gabe ist das Leben für Emma James aufregend genug. Da ist ihr bester Freund Paul, der gegen Bezahlung Hunde ausführt und einen davon zum Theaterstar machen will. Da ist die Wahrsagerin Karin Korall, die junge Frauen in Liebesdingen berät. Da sind ihre Eltern, die mit Emma James nicht über die Krankheit ihres Bruders sprechen wollen. Und Emma James hat einen Traum, der das Schlimmste befürchten lässt. Steht die Zukunft eigentlich fest oder kann man sie vielleicht doch beeinflussen? Mit zauberhaften Vignetten von Franziska Harvey.
Zwei Schwestern treffen nach Jahren wieder aufeinander. Ines, einst der verhätschelte Liebling des Vaters und später leidlich erfolgreiche Malerin und die Erzählerin, die stets unter ihrer Schwester gelitten hat: unter der ihr widerfahrenen stärkeren Zuneigung des Vaters, deren beruflichen Erfolg und nicht zuletzt unter Ines’ Attraktivität. Doch die Vorzeichen haben sich geändert. Als Ines nach einem Sturz im Krankenhaus behandelt werden muss, lässt sich die Erzählerin auf eine Affäre mit Ines’ Freund Kai ein – und kommt auf diesem Weg schließlich ihrer Schwester immer näher.