Was sucht eine Leiche in einer Ausstellung? Wohin fahren die Gastarbeiter aus Siebenbürgen in ihrem Kleinbus? Was geschah mit der Frau, der der Kopf in einem Supermarkt plötzlich heruntergefallen war? Die Erzählungen Krisztina Tóths sind Momentaufnahmen, Spiegelscherben aus dem Ungarn der vergangenen Jahrzehnte. Die Lebenslügen hin und her geworfener kleiner Leute und ihre täglichen Übungen im Überleben. Ausgelieferte Jugendliche und Kinder, Obdachlose und Arme, sich abplagende Mittelschicht und lebensüberdrüssige Celebs. Uns allen scheinbar bekannte, banale Situationen. Die Akteure leben zwar an verschiedenen Orten und ihre Möglichkeiten und Wünsche weichen stark voneinander ab, aber eines haben sie gemeinsam: Sie stehen vor Augenblicken der Schicksalswende. Beinahe alle aber schieben die Entscheidung hinaus. Die unbeteiligt wirkende Erzählerin beobachtet diese Vorgänge aber leidenschaftlich und überaus empfindsam, als lese sie die Welt mit ihren eigenen Wunden. Sie schildert das vielfältige zwischenmenschliche Beziehungsgeflecht und während sie von schweren Schicksalen und zuweilen grotesken Szenen erzählt, blitzt überraschend ihr sublimer und sarkastischer Humor auf.
Krisztina Tóth Reihenfolge der Bücher
Krisztina Tóth gehört zu den gefeiertsten ungarischen Dichterinnen, bekannt für ihre tiefen Einblicke in die menschliche Psyche und die Welt um uns herum. Sie setzt Sprache mit meisterhafter Präzision ein und schafft Bilder, die sowohl zart als auch wirkungsvoll sind. Tóths Werk befasst sich mit Themen wie Identität, Erinnerung und Beziehungen mit bemerkenswerter Tiefe und Sensibilität. Ihre Verse bieten eine einzigartige und berührende Erkundung der inneren und äußeren Landschaften menschlicher Erfahrung.







- 2017
- 2015
2013 erschien im Nischen Verlag die deutsche Ausgabe von Krisztina Tóths Roman PIXEL, die es neben fulminanten Kritiken im deutschsprachigen Feuilleton auch auf Platz 1 der ORF-Bestenliste geschafft hat. Nun bringt der Nischen Verlag den neuen Roman AQUARIUM heraus. Eigentlich ist das geschilderte Leben von Großmutter, Mutter und Tochter ein tristes, geprägt von drückender Armut und Hoffnungslosigkeit. (Der zeitliche Rahmen spannt sich von den Jahren nach dem Krieg bis in die 70-er Jahre in Ungarn.) - Und doch gelingt es Krisztina Tóth, auch in den dunklen Szenarien eine gewisse Komik aufblitzen zu lassen und die sogenannten „kleinen Leute“ mit ihren Überlebenskämpfen in rührender Liebenswürdigkeit zu schildern: Da ist die absolut schräge Großmutter mit ihren wechselnden Liebhabern in ihrer Souterrain-Wohnung mit dem Aquarium, in dem nur die fittesten Fische überleben, die flatterhafte Mutter, die bei allen Entbehrungen doch immer wieder liebevolle Ziehmutter, da bevölkern geistig behinderte Verwandte, Krankenpfleger, Akrobaten und viele andere „schräge Vögel“ das Leben der kleinen Vera. Es sind skurril-liebenswerte Verlierer, die wie in einem Aquarium in ihrer gesellschaftlichen Schicht gefangen sind. Obwohl Krisztina Tóths Blick auf ihre Figuren schonungslos sezierend ist, mag man ihre „Helden“, nimmt man Anteil an ihrem Schicksal. Ein Buch, das berührt und das einen nicht mehr loslässt.
- 2013
Krisztina Tóth, eine anregende und angesehene Vertreterin der modernen ungarischen Literatur, schildert in einzelnen Kapiteln jeweils die eigene Geschichte von Körperteilen (wie Herz, Bauch, Mund, Zunge, usw.) und dann verbindet sie diese wie Pixel, also Bildelemente in überraschenden Kombinationen miteinander. Menschen und Schicksale, brillant skizziert, treffen wie zufällig aufeinander. Durch das abwechselnde Annähern und Entfernen, Verkleinern und Vergrößern entsteht auch ein komplexes und fesselndes System der sich zuweilen vereinigenden Paare.
- 2011
Dem Kindheits-Ich, das durch diese Geschichten huscht, war der Strichcode ein vertrautes Geheimnis. Ein untrügliches Erkennungsmerkmal für Waren aus dem Westen, meist unerreichbar im Ungarn der Kádár-Zeit. Und zugleich ein rätselhaftes Zeichen, von dem es hieß, es erfasse die Dinge in ihrem Wesen.In fünfzehn Begebenheiten versucht Krisztina Tóth den Strichcode des eigenen Lebens zu entschlüsseln und blickt lakonisch auf ihr früheres Selbst: das Kind, das in der Budapester U-Bahn zum ersten Mal eine Tote erblickt; das Mädchen, dessen Vater ihre Puppe in den Ofen wirft, weil die Familie beim Umzug „nur das Nötigste" mitnimmt; die Teenagerin, die sich seit der Ankunft ihrer amerikanischen Gastschülerin von allen Seiten zurückgesetzt fühlt; die Studentin, die sich in einem schäbigen Pariser Wohnheim in eine heftige Liebesaffäre stürzt.Subtile Bilder, Witz, Melancholie, mal faszinierend fremd, mal unheimlich vertraut - deshalb ist Krisztina Tóth eine Entdeckung.