Henri Michaux war ein sehr eigenwilliger belgischer Dichter, Schriftsteller und Maler, der in französischer Sprache schrieb. Er ist am besten für seine esoterischen Bücher in einem sehr zugänglichen Stil bekannt, wobei sein Gesamtwerk Poesie, Reiseberichte und Kunstkritik umfasst. Michaux reiste ausgiebig und experimentierte mit Drogen, was zu zwei seiner faszinierendsten Werke führte.
Schon immer haben sich Schriftsteller für die Funktionsweise von Rauschgiften interessiert, um die Quellen der Inspiration freizulegen, aber keiner hat sie so systematisch erforscht wie Henri Michaux. Besessen von der Idee, daß das, was wir Realität nennen, nur eine willkürliche Übereinkunft ist, hat er unermüdlich an der Aufhebung der Grenzen des Bewußtseins gearbeitet, so auch in diesem Buch über Meskalin.
Henri Michaux (1899–1984) ist einer der bedeutendsten Dichter des französischen 20. Jahrhunderts, er gilt aber auch – durch ein zartes, stilles, halluzinatorisch feines OEuvre – als einer der bedeutendsten bildenden Künstler der europäischen Nachkriegszeit. Wie kommt das? Echte Doppelbegabungen – Dichter, die malen, Künstler, die schreiben – sind selten. Michaux war unbestritten eine solche Begabung. Sein Werk wird bis heute gelesen – und in Museen bewundert oder gesammelt. Noch seltener ist, dass ein solcher Dichter sich zu seiner bildkünstlerischen Arbeit äußert. Genau dies geschieht hier. Michaux erklärt, wie und weshalb er mit dem Zeichnen begonnen hat, was dabei geschieht, und er hat seinem Buch eigene Bilder beigegeben. Diese sind nicht als Illustrationen zum Gesagten zu sehen, sondern gleichen eher farbgestischen Setzungen, welche den Textkörper punktuieren. Den Rhythmus, mit dem sie dies tun, hat der Schriftsteller während der Arbeit an seinem Buch definiert. Letzteres trägt im Original den Titel Émergences – Résurgences; es erschien 1972 im Hause von Albert Skira, dem bedeutenden Kunstbuchverleger in Paris und Genf. Dieses wunderbare, sozusagen doppelt poetische Werk legen wir hier erstmalig in deutscher Übersetzung vor – die ursprüngliche Bild-Text-Rhythmik beibehaltend: Gelegenheit, einen großen Künstler kennenzulernen oder wieder neu zu entdecken.
Der Band enthält poetische Texte von Michaux, die während seiner Experimente mit halluzinogenen Drogen entstanden sind. Sie eröffnen einen inneren Kosmos und beinhalten ein Selbstporträt sowie den bekannten Text "Schatten für die Ewigkeit" und eine Meditation über das Ende von Paul Celan.
Monsieur Plume ist eine der bekanntesten Schöpfungen von Michaux aus den 30er Jahren, Teil seiner 'Puffer-Personen', die den Erfinder vor der Realität schützen. Der Band erkundet alltägliche, komische und gewalttätige Abläufe und zeigt Michauxs unsichere Position ohne feste Identitäten. Enthalten sind Werke wie Lointain intérieur und Un certain Plume.
Der Dreh- und Angelpunkt dieser tollkühnen Textsammlung – ein gewisser »Plume« – ist ein Meister der absurden Welterfahrung. Tut ihm sein Finger weh, wird er ihm von einem eifrigen Chirurgen amputiert. Bestellt Plume in einem Restaurant ein Gericht, das nicht auf der Karte steht, wird er in einem kafkaesken Spektakel von Polizei und Geheimdienst gejagt. Eine Königin nötigt ihn so lange zum Liebesspiel, bis ihr Gemahl das Schlafgemach betritt. Und in einem Augenblick dummer Zerstreutheit läuft Plume »mit den Füßen über die Zimmerdecke, anstatt sie am Boden zu behalten. Als er dessen gewahr wurde, war es leider zu spät«. Henri Michaux, Reisender in wirklicher und imaginärer Fremde und Experimentator verborgener Bewusstseinsräume, hat mit der Gestalt des Plume eine prägnante wie tragische Spielfigur seiner eigenen Phantasie geschaffen. Die Prosatexte, Gedichte und Kurzdramen des vorliegenden Bandes offenbaren die Absurdität unhinterfragter Glaubenssätze und Verhaltenscodices. Zugleich kann Ein gewisser Plume auch als Hommage an alles Abseitige, Komische und Verquere gelesen werden. Michaux, der sich zunächst den Surrealisten nahe fühlte, widmete sich nach seinen ersten literarischen Publikationen verstärkt der Malerei und Experimenten mit Meskalin, über die er später viel beachtete Bücher schrieb. Als Künstler nahm er mehrmals an der Documenta teil, 1960 wurde ihm auf der Biennale von Venedig der Einaudi-Preis verliehen.
„Ecuador“ ist das Tagebuch einer Reise, die Michaux ein Jahr lang durch alle Teile dieses südamerikanischen Landes führt, vom Pazifik bis zu den Andengipfeln, und in einer abenteuerlichen Bootsfahrt über den Amazonas wieder zum Atlantik. Anders als sein Buch über seine Reise nach Indien und China ist das Reisetagebuch „Ecuador“ ausgesprochen lyrisch – es enthält auch einige der schönsten Gedichte des jüngeren Michaux. Die Mischung aus aktionsreichen, abenteuerlichen Passagen und rücksichtslosen Selbstreflexionen eines Reisenden, der dem Fremden gegenübersteht und nicht gewillt ist, das Andere allein um seiner selbst willen ideologisch ab- oder auch aufzuwerten, bringt einen auch heute noch immer gültigen (und sehr sympathischen) Text zuwege, dessen größter Feind das Belletristische ist.
Der belgische Schriftsteller und Maler als Reisender durch die Kulturen Asiens. Kalkutta, Nepal, Ceylon, China, Japan, Malaysien, Java und Bali. Michaux erfährt die Exotik in jenem Zwischenbereich, in dem die traditionelle Ethnographie und Reiseliteratur nicht mehr und der moderne „entzauberte“ Massentourismus noch nicht das Terrain für sich monopolisiert haben. Der Reisende wehrt sich gegen den Sog der hinduistischen bzw. buddhistischen Transzendentalität und betrachtet seine Reisen als 'imaginäre Reisen', die sich gewissermaßen ohne ihn verwirklichen. Mit Naivität, eingestandener Ignoranz und der Frechheit, alles zu entmystifizieren, beschreibt er daher keine reale Reise, selten nur Vorkommnisse und Anektoten, sondern er versucht sich an einer ungenierten Typologie 'des Inders, des Chinesen, des Japaners' etc. Wie in den zur selben Zeit entstehenden Schriften der Surrealisten erschafft Michaux aus den Bruchstücken einer (allerdings sehr genau beobachteten) äußeren Wirklichkeit einen sehr bissigen, die Sanftheit des Impressionismus immer meidenden Ton. In wenigen Fußnoten, die erst 1967 dem Text hinzugefügt werden, gibt er der sozialen Wirklichkeit reales Gewicht, indem die historischen Ereignisse, die in Indien zum Sieg der Bemühungen Gandhis und der Aufweichung der Kastenherrschaft führten und in China zur Revolution bzw. zur ›Kulturrevolution‹ der 60er Jahre, in ihrer Wirkkraft kurz und prägnant evoziert werden.
BLINDER RAUM ist die erste größere Monografie des südburgenländischen Künstlers FRANZ VANA. Sie bietet Einblick in sein grafisches Werk von 1972 bis 2021. Seine eigenwillige, abstrakte wie gegenständliche Formensprache verwebt witzreiche Wortspiele, geometrische Fragmente und zuweilen fantasiereiche Motive auf Bildflächen. Die größtenteils monochromen Grafitarbeiten zeugen von einem subtilen Empfinden für Körper, Formen, Licht und Schatten. Eine Werkmonografie mit Textbeiträgen von Barbara Horvath, Henri Michaux, Franz Vana und Martin Zeiller.
Der Band präsentiert erstmals die frühen Texte von Michaux, einschließlich seiner ersten Publikation "Die Träume und das Bein" sowie die vollständige Sammlung "Wer ich war". Diese Arbeiten reflektieren seine Themen wie Traum und das Fremde und zeigen die sprachliche Spannung, die von einem Streben nach Wissen geprägt ist.