Woody Allen
30. November 1935
Heywood „Woody“ Allen (* 1. Dezember, nach eigener Angabe 30. November 1935 als Allan Stewart Konigsberg in der Bronx, New York) ist ein US-amerikanischer Filmregisseur, Autor, Schauspieler und Komiker. Darüber hinaus ist er ein passionierter Jazzmusiker.
Allen ist einer der produktivsten Filmregisseure der Gegenwart. Er war Drehbuchautor und Regisseur von über 50 Filmen und schrieb zahlreiche Erzählungen, Theaterstücke und Kolumnen. 24-mal war er für einen Oscar nominiert und erhielt die Auszeichnung viermal: 1978 für Der Stadtneurotiker in den Kategorien Beste Regie und Bestes Drehbuch, 1987 mit Hannah und ihre Schwestern und 2012 mit Midnight in Paris, jeweils für das Beste Drehbuch. Allen nahm keine dieser Auszeichnungen persönlich entgegen. Allan Stewart Konigsberg wurde als Sohn jüdischer Eltern im Mt. Eden Hospital im New Yorker Stadtbezirk Bronx geboren und wuchs in Brooklyn auf. Seine jüngere Schwester Ellen ( 1943) ist Filmproduzentin. Beide Eltern, der Vater Martin Konigsberg ( 25. Dezember 1900; † 13. Januar 2001), ein Diamantschleifer, und die Mutter Nettie Cherry Konigsberg ( 8. November 1906; † 27. Januar 2002), waren in der Lower East Side von Manhattan aufgewachsen. Die Familie lebte in Flatbush, einem jüdisch geprägten Viertel. Die Großeltern waren deutsch- und jiddisch-sprechende Immigranten aus Russland und Österreich-Ungarn. In Allens Familie war Jiddisch neben dem Englischen noch geläufig. Obwohl die Eltern keine orthodoxen Juden waren, schickten sie ihren Sohn acht Jahre lang auf eine hebräische Schule. Später auf seine jüdische Herkunft angesprochen, äußerte Allen: Danach absolvierte er die Public School 99 und die Midwood High School, wo Red, so der Spitzname des schmächtigen Rotschopfs, zum ersten Mal auf sich aufmerksam machte – durch sein herausragendes Talent im Kartenspiel (ein geflügeltes Wort in der Midwood High war „Never play cards with Konigsberg“). Er entwickelte ein gewisses Interesse fürs Theater, vor allem aber für das Kino und die Radioshows der 1940er Jahre, wie Duffy’s Tavern oder The Great Gildersleeve. Allen bezeichnet sich selbst als Sportfan. Er spielte täglich bis zu zwei Stunden Klarinette. Um sein Taschengeld aufzubessern, begann er damit, für die Agentur David O. Alber Gags zu schreiben, die an Kolumnisten großer Tageszeitungen verkauft wurden. Dank seines Talents und der von ihm geknüpften Beziehungen durfte er bald Entertainment-Stars wie Sid Caesar zuarbeiten. Als 16 Jahre alter Frischling im Showgeschäft beschloss Konigsberg, fortan den Künstlernamen „Woody Allen“ zu tragen, wovon der Vorname von dem Klarinettisten Woody Herman entlehnt war. 1952, im Alter von 17 Jahren, ließ er seinen bürgerlichen Namen in Heywood Allen ändern. Den Vornamen Heywood wählte er in Referenz an den Jazzpianisten Eddie Heywood.Trotz seines einträglichen Jobs belegte er – seinen Eltern zuliebe – einen Communications Arts Course an der New York University, wo er allerdings kaum je gesehen wurde. Ein prägendes Ereignis seiner Studienzeit war vermutlich, dass er, dem Rat seines Dekans folgend, einen Psychoanalytiker aufsuchte. Er heiratete 1956 die siebzehnjährige Philosophiestudentin Harlene Rosen. Das junge Paar zog nach Manhattan, Woody stieg vom Gagzulieferer zum Drehbuchautor auf und trennte sich von seiner Frau. 1962 wurde die Ehe wieder geschieden. Die Ed Sullivan Show, die Tonight Show und einige andere gehörten zu seinen Abnehmern. 1957 trat er, nominiert für den Emmy, erstmals aus dem Schatten seiner Auftraggeber und vor die Kamera. Ungefähr zu dieser Zeit ging seine Ehe mit Harlene in die Brüche. Bis sie ihn 1969 auf zwei Millionen Dollar verklagte, war sie der Hauptgegenstand seiner Gags, die er mittlerweile auch in Form von Prosa veröffentlichte. Er fing nun an, Theaterstücke zu schreiben und aufzuführen, aber sein ganzer Ehrgeiz galt dem Plan, Stand-up-Comedian zu werden, ein Alleinunterhalter, der Mitte der 1950er Jahre in Mode gekommen war. Sein erster Auftritt 1960 im Nachtclub Duplex (Greenwich Village) geriet zum Fiasko. Seine Manager bezeichneten ihn als schlechtesten Komiker, den sie je gesehen hatten, und dennoch gelang es ihnen, aus dem schüchternen und linkischen Auftreten eine Masche zu machen und damit einen unverwechselbaren Stil zu kreieren, mit dem Allen zum Geheimtipp avancieren sollte. Es brauchte seine Zeit und sicher einige Mühen, aber Allen schuf daraus im Laufe der Jahre die Kunstfigur „Woody“, die bis vor kurzem nahezu unverändert in den meisten seiner Filme zu sehen war. Vor seiner ersten Filmproduktion 1965 (Drehbuch zu Was gibt’s Neues, Pussy?) schrieb Allen bereits 14 Jahre lang Witze, die er größtenteils als Stand-up-Comedian benutzte oder verkaufte. Er war auf dem besten Wege, mit seinem ungewöhnlichen intellektuellen Stil und den erfundenen Geschichten aus seinem Privatleben zu einer nationalen Berühmtheit aufzusteigen. Seine ersten Schritte in dem neuen Medium tat er nach demselben Rezept, das ihm auf der Bühne so großen Erfolg beschert hatte. Etwa zu dieser Zeit lernte er die junge Schauspielerin Louise Lasser kennen, die er 1966 heiratete. 1971 wurde die Ehe wieder geschieden, aber Lasser spielte in Bananas (1971) und Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten (1972) noch größere Rollen. Seine Filme zwischen 1965 und 1975 zeichnen sich vor allem durch ihre Kombination von absurdem Sprach- und Bildwitz aus. Mangels eigener formaler Mittel bediente sich Allen bereits vorhandener Erzählkonzepte, die er durch Satire neu beleuchtete, wie etwa bei Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten, einer Persiflage der Aufklärungsfilme der 1960er Jahre. Charakteristisch für sein Frühwerk ist außerdem, dass (zumindest seiner eigenen Aussage zufolge) bis zu fünfzig Prozent des jeweiligen Films improvisiert wurde. Viele der eingesetzten Stilmittel, vor allem die Travestie und die teilweise arg surrealen Inhalte, sind auch in seinen 1971, 1973 und 1980 in Buchform veröffentlichten Kurzgeschichten zu finden. Ab Mitte der 1970er Jahre wurde der humoristische Anteil in seinen Filmen zugunsten einer dramatisch anspruchsvolleren Handlung zurückgedrängt. In dieser Zeit agierte seine damalige Lebensgefährtin Diane Keaton häufig als Spielpartnerin und weibliche Hauptdarstellerin. Den gemeinsamen Höhepunkt bildete der Film Der Stadtneurotiker (Annie Hall), der sowohl Allen als auch Keaton mit Oscars und weiteren Filmpreisen belohnte. Zum Ende des Jahrzehnts schließlich trat Mia Farrow in sein Leben, die fortan in sehr unterschiedlichen Rollen in seinen Filmen auftrat. Der Film Ehemänner und Ehefrauen (1992) markiert das Ende der beruflichen Zusammenarbeit von Allen und Mia Farrow, die seit Anfang der 1980er Jahre ein Paar gewesen waren. Ihre Beziehung ging in die Brüche, als Mia Farrow 1992 von Allen aufgenommene Nacktfotos ihrer 21-jährigen Adoptivtochter Soon-Yi Previn ( 1970 oder 1972; das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt, da ihr Alter zum Zeitpunkt der Adoption geschätzt wurde) entdeckte und Allen daraufhin das Verhältnis mit dieser eingestand. Die nachfolgende gerichtliche Auseinandersetzung um das Sorgerecht für die übrigen Kinder brachte Allen stark in Bedrängnis. Mia Farrow hatte Soon-Yi Previn zusammen mit ihrem damaligen Mann André Previn adoptiert, weshalb Soon-Yi – im Gegensatz zu Farrows anderen Adoptivkindern Dylan und Moses – nicht durch Allen adoptiert werden konnte. Farrow und Allen hatten zudem seit 1987 den gemeinsamen Sohn Satchel Farrow, der sich später in Ronan Farrow umbenannte. Nach Angaben der Schauspielerin ist der biologische Vater von Ronan Farrow möglicherweise ihr Ex-Ehemann Frank Sinatra.Mia Farrow gewann die gerichtliche Auseinandersetzung; sie erhielt am 7. Juni 1993 das alleinige Sorgerecht für Dylan und Satchel zugesprochen. Allens Adoptivsohn Moses durfte selbst entscheiden und lehnte einen weiteren Kontakt zu Allen ab (erst ca. 20 Jahre später und nach einer Entfremdungsphase von Mia Farrow nahm er wieder Kontakt zu Allen und Soon-Yi auf). „Das Gericht stellte in so gut wie allen Punkten seine elterliche Eignung infrage und nannte Allens Verhalten den Kindern gegenüber ‚missbrauchend und gefühllos‘“, hieß es dazu am 8. Juni 1993 in der New York Times. Zur Beziehung von Allen zu Mia Farrows Adoptivtochter Soon-Yi ergibt sich aus den Gerichtsdokumenten im Sorgerechtsstreit zwischen Allen und Farrow und nach Mia Farrows eigener Erinnerung, dass Allen bis 1990 (Soon-Yi war damals etwa 18 bis 20 Jahre alt) „had little to do with any of the Previn children, (but) had the least to do with Soon-Yi“ (deutsch: „wenig mit den Previn-Kindern, aber am wenigsten mit Soon-Yi zu tun hatte.“). Erst Mia Farrow soll Allen damals bestärkt haben, den Kontakt zu ihrer Adoptivtochter Soon-Yi zu verstärken. Dabei ist erwähnenswert, dass Farrow während ihrer Beziehung zu Allen mit ihren Kindern in einer Wohnung am Central Park West lebte. Allen hingegen wohnte in seiner Wohnung an der Fifth Avenue. Angeblich übernachtete Allen in den zwölf Jahren seiner Beziehung zu Mia Farrow kein einziges Mal in deren Wohnung. Im Dezember 1997 heirateten Woody Allen und Soon-Yi Previn, die nun ihrerseits zwei Töchter adoptierten. Ein kontroverses Element des Sorgerechtsstreit waren die seit August 1992 gegen Allen erhobenen Vorwürfe, er habe seine damals siebenjährige Adoptivtochter Dylan sexuell missbraucht. Zu einer gerichtlichen Aufarbeitung kam es jedoch nicht: Die Untersuchungsbehörden konnten keine Beweise für die von dem Mädchen geschilderten sexuellen Übergriffe feststellen. Ein rechtsmedizinisches Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass Dylan Farrow nicht missbraucht worden war. Der zuständige Staatsanwalt, der die Vorgehensweise der Gutachter in mehreren Punkten für unzureichend hielt, stellte in seiner abschließenden Beurteilung dagegen einen hinreichenden Verdacht fest, dass der Missbrauch stattgefunden habe, was eine staatliche Anklageerhebung gerechtfertigt hätte. Er begründete seinen letztlichen Verzicht auf ein Strafverfahren gegen Allen mit seiner Sorge um das zu schützende Wohl des Kindes: Der bereits durch die Trennung der Eltern und den Sorgerechtsstreit geschädigten Dylan wolle er die zu erwartenden negativen Konsequenzen eines solchen Verfahrens ersparen.Seit 2013 werden die Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen erneut öffentlich diskutiert, nachdem sich Dylan Farrow, die zuvor diesbezüglich von ihrer Mutter vertreten worden war, in einem Gespräch mit dem Magazin Vanity Fair erstmals selbst öffentlich über ihre Erfahrung als Missbrauchsopfer geäußert hatte. Anfang 2014 konkretisierte sie die Vorwürfe in einem offenen Brief auf der Website der New York Times.Moses Farrow, der gemeinsame Adoptivsohn des ehemaligen Paares, widersprach anschließend der Darstellung seiner Schwester und schilderte diese als Produkt einer von Mia Farrow betriebenen, innerfamiliären Rache- und Entfremdungskampagne gegen Allen. Allen selbst veröffentlichte zwei Tage später in der New York Times eine in eigenen Worten verfasste, abschließende Stellungnahme, in der er diese Darstellung bekräftigte und seinerseits Vorwürfe gegen Mia Farrow erhob. Dylans weiterer Bruder Ronan Farrow ergriff mit einem ausführlichen Artikel für den The Hollywood Reporter im Mai 2016 Partei für seine Schwester. Anlass war ein vom Magazin kurz zuvor abgedrucktes langes Interview mit Woody Allen, in dem die Missbrauchsvorwürfe nur in einer fehlerhaften Randnotiz erwähnt worden waren, der eine spätere Korrektur nachgereicht wurde. Farrow beklagte in seinem Text neben der oft unkorrekten Darstellung der Tatsachen im konkreten Fall seiner Schwester eine grundsätzlich häufig mangelnde öffentliche Unterstützung für Opfer sexuellen Missbrauchs und wies dabei auf Parallelen zum Fall des prominenten Komikers Bill Cosby hin.Im März 2020 erschien Allens autobiografisches Buch Apropos of Nothing (deutsche Ausgabe unter dem Titel Ganz nebenbei). Der Veröffentlichung waren Proteste vorausgegangen, die den ursprünglich vorgesehenen Verlag zum Rückzug bewogen.Im Februar 2021 wurde beim US-Sender HBO die Dokumentation „Allen v. Farrow“ veröffentlicht, in welcher sich u. a. Mia, Dylan und Ronan Farrow zu Wort melden. Über seine Schwester Letty Aronson ließ Allen verlauten, die Dokumentation hätte kein Interesse an der Wahrheit gehabt. Er und seine Frau seien erst gegen Ende der Dreharbeiten kontaktiert worden und hätten ein Zeitfenster von wenigen Tagen zur Beantwortung bekommen, so dass er und Soon-Yi es ablehnten, sich zu äußern.