Jean Améry Bücher
Jean Amérys Essays sind tiefgreifend geprägt von seinen Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs. Als Philosophie- und Literaturstudent führte seine Teilnahme am Widerstand gegen die nationalsozialistische Besatzung zu Folter und Inhaftierung in Konzentrationslagern. Sein Werk untersucht kritisch die Gräueltaten des Dritten Reiches, insbesondere die allgegenwärtige Natur der Folter. Amérys Schreiben zeichnet sich durch intensive Selbstbeobachtung über die Grenzen menschlicher Erfahrung und Erinnerung aus.







Der neue Antisemitismus
Mit einem Vorwort von Irene Heidelberger-Leonard
»Das sowohl politische wie jüdische Opfer, das ich war und bin, kann nicht schweigen, wenn unter dem Banner des Anti-Zionismus der alte miserable Antisemitismus sich wieder hervorwagt.« Jean Améry »Ein Klassiker der Zukunft« Jürg Altwegg, FAZ »Man soll und darf die Vergangenheit nicht auf sich beruhen lassen, weil sie sonst auferstehen und zu neuer Gegenwärtigkeit werden könnte.« Jean Améry Jean Amérys Essays, die zwischen 1969 und 1976 geschrieben wurden, erschrecken geradezu durch ihre Aktualität. Sie lesen sich in ihrer Prägnanz, als wären sie für den heutigen Tag geschrieben. Ausgehend von seinem Judesein, das ihm von den Nürnberger Gesetzen aufgezwungen wurde, beschreibt Jean Améry seine existentielle Bindung an Israel, seine Solidarität ist jedoch nicht bedingungslos. Und doch ist für ihn Israel das Land, das allen entrechteten Juden der Welt den aufrechten Gang gelehrt hat. Hier spricht sein Schmerz, weil er, von jeher ein Linker, die Neue Linke, die Israel als kolonialistisch betrachtet, nicht mehr erreichen kann: Ihr selbstgerechter Antizionismus steht ihm als unausrottbarer Antisemitismus klar vor Augen.
Die Essays, die unter dem Buchtitel Jenseits von Schuld und Sühne veröffentlicht wurden, erlauben ein Wort wie das von der Bewältigung der Vergangenheit, das sonst so leer klingt. In der unnachgiebigen und zugleich nervös aufmerksamen, an Jean Paul Sartre geschulten Reflexion Amérys wird Erfahrung des vergangenen Erleidens verwandelt in Lernstoff für zukünftiges Leben. Helmut Heißenbüttel
Unmeisterliche Wanderjahre
- 147 Seiten
- 6 Lesestunden
In insgesamt sechs Essays – mit den Koordinaten Frühe Weigerung, Die scheinbaren Scheinfragen, Debakel, Existenzsorgen, Expeditionen jenseits des Rheins und Strukturen überschrieben – führt Améry diese Selbstbefragung durch. Dabei greifen die Texte ineinander und fügen sich zu einer Auto- wie Zeitbiographie. Die Unmeisterlichen Wanderjahre sind auch der Teil der Gesamtausgabe der Werke von Jean Améry, die bei Klett-Cotta erschien.
Versammelt werden in diesem Nachlassband Aufsätze, Reden und Radioessays aus Amérys letztem Lebensjahrzehnt. In zweijähriger KZ-Haft hatte er das Urvertrauen in das Menschliche und die Menschlichkeit der Menschen nahezu verloren und erhob aus einer bescheidenen Brüsseler Wohnung seine Stimme. Bei Klett-Cotta ist auch die Gesamtausgabe von Jean Améry erschienen.
Über das Altern
- 135 Seiten
- 5 Lesestunden
Ein Buch ruhiger und doch kraftvoller Nachdenklichkeit. Mit ihm ist Amery ein Einbruch in Bezirke gelungen, die ihm kein zeitgenössischer Autor streitig machen kann. In fünf großen, klassischen Essays, wie sie heute niemand mehr vergleichbar in deutscher Sprache schreibt, zieht Amery das Thema aus den freundlichen Nebelfeldern unserer Goethe-Epigonen heraus. Die ZEIT
Hand an sich legen
- 155 Seiten
- 6 Lesestunden
Das Verbot, mit dem Religion und Gesellschaft den Freitod belegen, läßt ihn als ein Vergehen erscheinen, als unnatürlichen und absurden Akt. Aber drückt sich in solchem Urteilen und Aburteilen nicht die Schein-objektivität, das Unbetroffeensein der mit dem Weltlauf Einverstandenen, der Überlebenden aus? Und hat nicht auch der "naturliche" Tod sein Unnatürliches und Skandalöses? "In einer erregend-mutigen, traurig-zielstrebigen, spekulativ-tastnden Steigerung seines Denkens hat sich Jean Amery in 'Hand an sich legen' der letzten Konsequenz des Nihilismus zugewandt -- dem Freidod." FAZ -- Jacket flap
Die schon 1966 ursprünglich unter dem Titel »Die unheilbare Krankheit« konzipierte Arbeit »Über das Altern« zieht, auf der Grundlage der existentiellen Erfahrungen Amérys, das Fazit aus gravierenden philosophischen und literarischen Lektüren Amérys: Einflüsse von Thomas Mann, Proust, Beauvoir und verschiedener anthropologischer Ansätze sind nachweisbar in diesen fünf großen Essays. Im Anhang des Bandes eine Dokumentation zur Rezeptionsgeschichte dieser beiden Werke und ein ausführliches Nachwort der Band-Herausgeberin Monique Boussart.
Dies ist die Geschichte von Eugen Althager, einem Intellektuellen und Außenseiter im Wien Anfang der dreißiger Jahre. Althager ist arbeitslos, und wir erleben seinen Kampf und seinen Abstieg - zusammen mit dem Verfall der bürgerlichen Kultur in Österreich. Denn die soziale und politische Lage ist äußerst gespannt: Ein Generalstreik bricht unter den Waffen der Staatsgewalt zusammen, jüdische Mitbürger werden auf offener Straße drangsaliert. Ein äußerst farbiges, gedankenreiches und künstlerisch durchgearbeitetes Werk: voller Eindrücke aus den großen Caféhäusern Wiens, mit Großstadtszenen und einer Reihe eindrucksvoller Frauenfiguren. Althager wird durch die Zeitläufte in seine jüdische Identität förmlich hineingezwungen, und er zerbricht an diesem Prozess. "Die Schiffbrüchigen" ist das spannende, weil subversive Gegenmodell zum Bildungsroman. Geschichte einer verratenen Freundschaft und Künstlerroman, enthält dieser Text schon alle gedanklichen Komplexe, die später Amérys Werk so einzigartig machten.



