Bei Jaspers’«Einführung in die Philosophie» und der «Kleinen Schule des philosophischen Denkens», die hier ediert und kommentiert werden, handelt es sich um zwei Einführungen, wie sie für Jaspers typisch sind: keine akademischen Lehrbücher, sondern Texte im Vollzug eigenen Philosophierens. Freilich beansprucht dieses Philosophieren, mit der einen und ewigen Philosophie besser vertraut zu machen als jede chronologische oder systematische Überblicksdarstellung. Als Vortragszyklus für das Radio bzw. Fernsehen konzipiert, decken die Texte ein breites Spektrum philosophischer Fragestellungen in allgemein verständlicher Sprache ab, die auf philosophischen Fachjargon weitgehend verzichtet. Für den Stellenkommentar berücksichtigt der Herausgeber auch im Nachlass erhaltene Originalmanuskripte und Typoskripte: Thematisch einschlägige Textpassagen, die für die jeweilige Vorlesung zwar vorgesehen waren, aufgrund der festen Sendezeiten aber ausgespart werden mussten, werden ebenfalls dokumentiert. Bei größerem Umfang werden diese als Anhänge wiedergegeben, so etwa ein Text über Winston Churchill.
Karl Jaspers Reihenfolge der Bücher
Karl Jaspers, ursprünglich Mediziner und Psychiater, wandte sich der Philosophie zu, um sich mit den tiefgreifenden Fragen der menschlichen Existenz und Psychopathologie auseinanderzusetzen. Seine frühe Arbeit revolutionierte die psychiatrische Diagnostik, indem sie die biografische Methode betonte und Symptome im Lebenskontext des Patienten analysierte, anstatt sich nur auf deren Inhalt zu konzentrieren. Dieser Ansatz prägte die moderne psychiatrische Praxis maßgeblich. Später erweiterte seine philosophische Forschung diese Themen, untersuchte existentielle Anliegen und etablierte ihn als bedeutenden Denker im europäischen intellektuellen Diskurs.







- 2023
- 2023
Auch wenn Jaspers nach 1945 wiederholt betonte, Die geistige Situation der Zeit habe die weltbürgerliche, übernationale Ausrichtung seiner späteren Philosophie vorweggenommen, kann kein Zweifel bestehen, dass die Zeitdiagnose aus dem Jahr 1931 von einem nationalkonservativen Standpunkt aus geschrieben wurde. Das haben schon die Zeitgenossen erkannt und nachgelassene Notizen sowie größtenteils unpublizierte Korrespondenzen bestätigen es hinreichend. In der Endphase der Weimarer Republik übernahm Jaspers die Rolle eines Intellektuellen, der die Wiederaufrichtung der Nation mit dem existenzphilosophischen Appell an den Einzelnen verknüpfte und beides im Begriff der Selbstschöpfung verschmolz. Die 1950 in Heidelberg gehaltenen Gastvorlesungen Vernunft und Widervernunft in unserer Zeit setzen einen anderen Akzent. Nach der NS-Diktatur war eine Identifikation mit Deutschland nicht mehr möglich, die Übersiedlung in die Schweiz 1948 bekräftigte das. Statt von Selbstschöpfung sprach Jaspers nun von der Gründung eines Charakters. Das in diesem kantischen Gedanken zum Ausdruck kommende Selbstverständnis, die existentielle Bindung an Grundsätze der Vernunft, war im Wesentlichen kritisch. Der Anhang des vorliegenden Bandes enthält u. a. das 1931 aus Platzgründen nicht publizierte Literaturverzeichnis für Die geistige Situation der Zeit, das als Quelle kaum zu überschätzen ist.
- 2023
Karl Jaspersʼ Werke in einer über 50 Bände umfassenden Akademieausgabe Karl Jaspers (1883–1969) gehört zu den bedeutendsten Denkern des 20. Jahrhunderts und ist weltweit einer der meistübersetzten deutschsprachigen Philosophen. Nicht zuletzt war er einer der prominentesten Kritiker der deutschen Nachkriegspolitik. Jaspers’ Denken galt anfänglich der Psychopathologie und Psychologie, dann der Existenzphilosophie und der logischen Begründung der Vernunftphilosophie. Die Beschäftigung mit einem global angelegten, den eurozentrischen Bezugsrahmen sprengenden und historisch abgestützten Philosophieansatz dominiert später in immer stärkerem Maße Jaspers’ Denken. Nach 1945 tauchen in seinem Werk verstärkt auch Fragen des philosophischen Glaubens, der Weltgeschichte der Philosophie, der Weltphilosophie und der philosophischen Erhellung der Weltpolitik auf. Die Ausgabe Die Karl Jaspers Gesamtausgabe (KJG) wird alle bereits erschienenen Jaspers’schen Werke enthalten sowie eine prägnante Auswahl des teilweise noch nicht edierten Nachlasses und der Korrespondenz. Die Edition wird ausgestattet mit ausführlichen Einleitungen und Stellenkommentaren, die das bisher auf diesem Gebiet Geleistete zusammenfassen und neue Forschungsfragen stellen. Die Gesamtausgabe wird erstmals den weitgesteckten Zusammenhang von Jaspers’ Denken, wie er sich aus den größeren und kleineren Druckschriften, dem Nachlass und den zahlreichen Briefwechseln ergibt, herausarbeiten und würdigen.
- 2021
Kann es in einer Massengesellschaft wie der unseren noch Freiheit und Individualität geben? Droht in Zeiten der Übertechnisierung der Verlust von Gemeinschaft und schlussendlich gar die Selbstvernichtung der Menschheit? Diesen auch heute relevanten Grundfragen menschlichen Seins widmet sich Karl Jaspers in den beiden hier vorliegenden Texten. Freiheit, so Jaspers, lässt sich nur im Miteinander verwirklichen, die Aufgabe der Philosophie ist es, die Freiheit zu denken. So ist es der Mensch mit seinem Selbst- und Weltverhältnis, der bei Jaspers im Mittelpunkt steht.
- 2019
Grundsätze des Philosophierens
Einführung in philosophisches Leben
Nach dem Erscheinen der dreibändigen Philosophie (1932) brach Jaspers noch einmal zu neuen Ufern auf und begann die Arbeit an zwei Großprojekten: der Philosophischen Logik und der Weltgeschichte der Philosophie. In den Jahren der Diktatur, besonders nach der Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand (1937), führten sie ihn über die Widrigkeiten des Tages hinweg in das weite Reich des Denkens. Aus diesem Programm scheren die 1942/43 entstandenen Grundsätze des Philosophierens aus. Zunehmend isoliert und bedroht, hatte Jaspers das Bedürfnis, sich über die unhintergehbaren Voraussetzungen seines Denkens klar zu werden. Das »Analogon eines Glaubensbekenntnisses« sei das Ziel: »Einmal kurz zu sagen, was man eigentlich meint und will.« Jaspers hat die Grundsätze des Philosophierens nie publiziert. Aus ihnen gingen aber zentrale Publikationen der Nachkriegszeit hervor, so etwa Der philosophische Glaube (1948) oder Einführung in die Philosophie (1950). Auch der später so wirkmächtige Begriff der Achsenzeit ist hier erstmals entfaltet. Die Bedeutung der Grundsätze des Philosophierens für das Gesamtwerk kann deshalb nicht hoch genug veranschlagt werden.
- 2019
Leben als Grenzsituation
Eine Biographie in Briefen
Briefe des Existenzphilosophen veranschaulichen seine persönlichen und politischen Einsichten. Karl Jaspers (1883 -1969) führte ein Leben in Grenzsituationen, vor allem bedingt durch sein chronisches Lungenleiden. Als Psychiater erkundete er die psychopathologischen Herausforderungen des menschlichen Erlebens. Als Existenzphilosoph suchte er zudem, die geistigen Reaktionen auf biografische und politische Grenzsituationen zu verstehen. Seit der Jugend ging es Jaspers in Briefen an vertraute Menschen darum, seine besonderen Ansichten auf die innere Wirklichkeit der Menschen zur Sprache zu bringen. Mit Martin Heidegger teilte er bis 1933 den Enthusiasmus des Denkens, nach 1945 setzte die Entfremdung zwischen ihnen ein, während Hannah Arendt zur philosophisch vertrauten Gesprächspartnerin wurde. Das offene Gespräch, in das Jaspers mit vielen Zeitgenossen eintrat, zeigt sich in den Briefen an Albert Schweitzer, Ernst Bloch, Golo Mann, Rolf Hochhuth und Rudolf Augstein. Immer bietet er facettenreiche Ansichten, die das eigene Leben und Denken bis 1968 in der Zeitgeschichte philosophisch spiegeln.
- 2018
Schriften zur Existenzphilosophie
- 254 Seiten
- 9 Lesestunden
Metaphysik im Zeitalter der Wissenschaft Philosophie ist Engagement fürs Absolute. Unter dem Arbeitstitel der «Transzendenz» gilt ihr Interesse nach Jaspers dem Sein an sich. Am Zeitlosen ausgerichtet, ermöglicht sie Orientierung in der Zeit. Das Profil einer durch Naturwissenschaft und Technik geprägten Moderne erkennt Jaspers darin, dass Grenzsituationen menschlicher Existenz zum Leitmotiv werden, den Transzendenzbezug des Daseins gegen das «Verlorensein an das bloß Objektive» zurückzugewinnen. In diesem Sinne einer Metaphysik im Zeitalter der Wissenschaft, greift Jaspers den Terminus ‘Existenzphilosophie’ auf. Seine Schriften zur Existenzphilosophie, in der Hauptsache die Groninger Vorlesungen «Vernunft und Existenz» (1935) und die Frankfurter Vorträge von 1938, verbinden den existenz-appellativen Ansatz mit dem Entwurf einer philosophischen Logik. Als «Ethik des Denkens» bilden sie den Hintergrund eines Philosophierens, in dem sich zunehmend auch die Erfahrung des Totalitarismus niederschlägt. Dominic Kaegi, geb. 1963, Studium der Philosophie, Theologie und Geschichte in Köln und Heidelberg; seit 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
- 2016
Der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers hinterließ eine große fachliche und persönliche Korrespondenz, die historisch vom Untergang des Kaiserreichs bis zur Etablierung der Bundesrepublik reicht. Diese kritische und kommentierte Edition vermittelt ein umfassendes Bild dieses Denkers. Briefpartner dieses Bandes:Gustav Bally, Kurt Beringer, Ludwig Binswanger, Eugen Bleuler, Max Born, Albert Fraenkel, Viktor E. Frankl, Robert Gaupp, Wolfgang Gentner, Hans Walter Gruhle, Willy Hellpach, Jakob Klaesi, Ludwig Klages, Kurt Kolle, Ernst Kretschmer, Arthur Kronfeld, Willhelm Mayer-Gross, Alexander Mitscherlich, Rudolf Nissen, Franz Nissl, Curt Oehme, Wolfgang Pauli, Oskar Pfister, Hans Prinzhorn, Werner Scheid, Gerhard Schmidt, Kurt Schneider, Johannes Heinrich Schultz, Albert Schweitzer, Hugo Spatz, Georg Stertz, Hans Jörg Weitbrecht, Carl Friedrich v. Weizsäcker, Viktor v. Weizsäcker, Albrecht Wetzel, Karl Wilmanns, Richard Woltereck, Jürg Zutt.
- 2016
Die Aufgabe der Universitat im 20. Jahrhundert Die Fragen nach den Aufgaben, den strukturellen Veranderungen und dem gesellschaftlichen und politischen Stellenwert der Universitat waren fur Karl Jaspers uber 45 Jahre hinweg Gegenstand philosophischer und sozialkritischer Reflexion. Hierfur steht neben 13 veroffentlichten Vortragen, Aufsatzen und Interviews vor allem die 1923 erstmals publizierte, dann 1946 neu konzipierte und zuletzt 1961 gemeinsam mit Kurt Rossmann in die damaligen Reformdebatten eingebrachte Schrift Die Idee der Universitat. Durch die Verortung der Universitat im Kontext von Wahrheit, Freiheit und Frieden avancierten Jaspers' Texte zur Universitatsidee zu einem Pladoyer fur politische Freiheit, Demokratie und Humanismus, das in den aktuellen Diskussionen um Gestalt, Aufgaben und Ziele der Universitat seinesgleichen sucht. Der vorliegende Band versammelt erstmals samtliche von Jaspers selbst veroffentlichten Texte zur Universitat. Der Kommentar gibt Einblicke in inhaltliche Zusammenhange, die zeitgeschichtlichen Kontexte sowie die Genese der einzelnen Schriften. Oliver Immel, geb. 1972, studierte Philosophie, Ethnologie, Anglistik und Soziologie an der Universitat Mainz. Er lehrte als Dozent fur Philosophie an den Universitaten Mainz, Heidelberg, Vechta und Oldenburg und ist wissenschaftlicher Editor der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen am Philosophischen Institut der Universitat Oldenburg.
- 2016
Ein facettenreiches und faszinierendes Portrait des einflussreichen Denkers im regen Austausch mit zahlreichen Geistesgrößen. Der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers hinterließ eine große fachliche und persönliche Korrespondenz, die historisch vom Untergang des Kaiserreichs bis in die Zeit der Notstandsgesetzgebung in der Bundesrepublik reicht. Aus den etwa 35.000 überlieferten Briefen von und an Jaspers fügt die dreibändige kritische und kommentierte Edition die wichtigsten epistolarischen Gespräche zu einem Mosaik der jüngeren Philosophie-, Psychiatrie-, Politik- und Kulturgeschichte zusammen und vermittelt ein umfassendes Bild dieses Denkers. Die Briefwechsel mit Hans-Georg Gadamer, Karl Löwith und Rudolf Bultmann stehen neben den Korrespondenzen, die Jaspers mit Heinrich Rickert und Helmuth Plessner führte. Für die Psychiatrie und Psychotherapie herausragend ist der Austausch, den Jaspers - teilweise über Jahrzehnte - mit Ludwig Binswanger, Alexander Mitscherlich, Kurt Schneider und Viktor v. Weizsäcker pflegte. In den politisch-kulturellen Debatten nach 1945 stand Jaspers in gedanklich besonders enger Fühlung mit Dolf Sternberger, Benno Reiffenberg, Golo Mann und Rudolf Augstein. Inhalt: Psychiatrie / Medizin / Naturwissenschaften 978-3-8353-1095-7 Philosophie 978-3-8353-1096-4 Politik / Universität 978-3-8353-1097-1 Alle Bände sind auch einzeln erhältlich.

