Nachdem Richard Rorty Ende der 1970er Jahre die westlich-neuzeitliche Philosophie einer grundstürzenden Kritik unterzogen hatte, setzte er sich sogleich an die Spitze einer intellektuellen Bewegung, die unter dem Label »Neopragmatismus« auch außerhalb der Philosophie enorm einflussreich geworden ist. Über die Jahrzehnte hat Rorty seine Version des Pragmatismus ständig erweitert und verfeinert, unter anderem in legendären Vorlesungen an der Universität von Girona. Sie bilden das Kernstück dieses Buches, das nicht weniger bietet als die finale Version von Rortys Spätphilosophie. In ihrem Zentrum steht der Begriff des Antiautoritarismus, den Rorty als Hauptimpuls seines Denkens ausweist. Es gibt keine Autorität, die vorgibt, was wahr und richtig ist. Es gibt nur uns und unsere Meinungen, Ideen und Traditionen. Gute Ideen erkennt man daran, dass sie zum Wohl aller beitragen. Und um festzustellen, worin dieses Wohl besteht, muss man sich mit dem, was andere meinen und wollen, beschäftigen und bereit sein, die eigenen Ansichten zu revidieren. Der Antiautoritarismus, wie Rorty ihn versteht, fängt bei jedem Einzelnen an. Seine Währung ist Vertrauen, sein Medium ist das Gespräch, sein Ziel ist Emanzipation. Das ist die politische Botschaft von Pragmatismus als Antiautoritarismus .
Richard Rorty Reihenfolge der Bücher
Richard Rorty entwickelte eine unverwechselbare und oft kontroverse Form des Pragmatismus. Seine Arbeit diagnostiziert kritisch die Kernprojekte der modernen Philosophie und argumentiert gegen die Vorstellung von Wissen als bloßer Repräsentation oder Spiegelung einer externen Welt. Positiv versuchte Rorty, die intellektuelle Kultur neu zu gestalten, indem er über diese traditionellen Metaphern von Geist und Wissen hinausging. Er integrierte die Erkenntnisse von Denkern wie Dewey, Hegel und Darwin in eine pragmatische Synthese aus Historismus und Naturalismus und bot eine facettenreiche Sicht auf Denken, Kultur und Politik, die ihn zu einem viel diskutierten Philosophen machte.







- 2023
- 2008
Mit Richard Rorty verstarb im Sommer 2007 einer der einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Seit seiner Demontage des cartesianischen Selbstverständnisses in „Der Spiegel der Natur“ gehörte er zu den meistgelesenen Philosophen weltweit und erlangte auch durch seine politischen Interventionen Bekanntheit. Seine Gewährsmänner waren Heidegger, Wittgenstein und vor allem John Dewey, deren Einsichten er analytisch für die Gegenwart fruchtbar machte. Rorty schätzte romantische Ironie und weltbürgerliche Solidarität mehr als philosophische Besserwisserei. Für ihn war Philosophie keine akademische Disziplin, sondern eine Stimme im großen zivilisatorischen Gespräch der Menschheit. Der letzte von Rorty selbst zusammengestellte Band mit teils unveröffentlichten Essays kann als sein Vermächtnis gelesen werden. Die Themen reichen von Religion und Moralphilosophie über Wittgenstein und Kant bis hin zu Naturalismus und romantischem Polytheismus. Trotz der scheinbaren Disparität verbindet sie die zentrale Frage nach der Rolle der Philosophie in der westlichen Kultur: Wie kann ein Philosoph sinnvoll zur menschlichen Kultur beitragen? Rortys Antwort: Man muss sich entscheiden, gegen den Elfenbeinturm und für den kulturellen Wandel durch das Gespräch – mit Naturwissenschaften, Kunst, Literatur, Religion und Politik.
- 2006
Nicht erst seit der vielbeachteten Wahl des neuen Papstes, nicht erst seit den religiös motivierten Terroranschlägen, die die westlichen Demokratien erschüttert haben, und nicht erst seit der Wiederkehr religiöser Fundamentalismen in allen Teilen der Welt wird deutlich, daß die Frage der Religion zu einer Nagelprobe der Zivilisation geworden ist. Doch war die Religion nicht längst überwunden? Die Philosophen Richard Rorty und Gianni Vattimo, die als Vertreter einer dezidierten Metaphysikkritik nicht gerade in Verdacht stehen, dem Christentum das Wort zu reden, stellen die Frage nach der Zukunft der Religion. In pointierten Texten und einem anschaulichen Gespräch gehen sie von der Beobachtung aus, daß die Metaphysikkritik mitnichten zum Verschwinden der Religion geführt hat. Der Tod Gottes gehört der Vergangenheit an, die Religion nicht. Doch gehört ihr wirklich die Zukunft? Oder hat nicht vielmehr eine Verschiebung der religiösen Erfahrung stattgefunden, die eine Metaphysikkritik keineswegs ausschließt? Wird eine Religion ohne Gott kommen? »Was kommt nach dem Ende der Metaphysik? Kann Religion ohne Begründungen, objektive Wahrheiten oder Gott auskommen? Zwei der einflußreichsten Philosophen unserer Tage kommen hier zu einer Antwort zusammen. Gemeinsam bestimmen Vattimos Hermeneutik und Rortys Pragmatismus unsere Vorstellung der christlichen Botschaft, daß die Liebe das einzige Gesetz darstelle, neu.« Nancy Frankenberry
- 2000
Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen
- 86 Seiten
- 4 Lesestunden
Für Richard Rorty zeichnen sich Philosophen dadurch aus, daß sie auf die eine oder andere Weise von der Spannung zwischen dem Relativen und dem Absoluten, oder besser: zwischen dem Schönen und dem Erhabenen fasziniert sind. Der Streit zwischen den »Parteien« ist nicht zu schlichten, sondern er ist der Motor unserer Zivilisation. Während Rorty im ersten Text ein leidenschaftliches Plädoyer für den philosophischen Diskurs hält, macht sein zweiter Beitrag Die Intellektuellen und die Armen auf repräsentative Weise den politischen Denker Rorty sichtbar
- 2000
Das Verhältnis zwischen Wahrheit und Fortschritt wird von Rorty ganz anders dargestellt, als es in der Philosophie üblich ist. Nicht die Erkenntnis der Wahrheit führt zum Fortschritt, nein -es ist die Einsicht in die Belanglosigkeit aller herkömmlichen Wahrheitsvorstellungen, die Fortschritte ermöglicht. Wer philosophische Wahrheitsbegriffe auf die leichte Schulter nimmt, kann den Fortschritt ernst nehmen. Wer die Vorstellung von einer unabhängig existierenden, der menschlichen Vernunft zugänglichen Realität der Tatsachen und der Werte aufgibt, kann mit offenen Ohren neuen Stimmen lauschen und von fremden Kulturen wie von feministischer Politik lernen. In seinem neuen Buch erhellt Rorty das dialektische Verhältnis zwischen Wahrheit und Fortschritt durch Kritik an eingebürgerten philosophischen Theorien, durch verständnisvolle Interpretationen anderer Autoren und durch geduldige Abwehr der gegen seine Position erhobenen Einwände. Fortschritt im Sinne des von Rorty verfochtenen Pragmatismus ist Linderung menschlichen Leids, Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Hilfe für unterdrückte Minderheiten. Das sind allgemeine Ziele. Der unverwechselbare Witz, mit dem sie propagiert werden, zeichnet Rortys Denken aus.
- 2000
Philosophie & die Zukunft, Habermas - Derrida und die Aufgaben der Philosophie - Analytische Philosophie und verändernde Philosophie - Gerechtigkeit als erweiterte Loyalität, Spinoza - Pragmatismus und die Liebe zur Weisheit - »Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache« - Wilde Orchideen und Trotzki - Überreden ist gut: Ein Gespräch mit Richard Rorty.
- 1999
Stolz auf unser Land
- 167 Seiten
- 6 Lesestunden
Richard Rorty (1931-2007) war einer der bedeutendsten angelsächsischen Philosophen seiner Generation. Er wurde in der Tradition der analytischen Philosophie ausgebildet, wandte sich aber Stück für Stück von dieser ab und entwickelte eine einflussreiche Spielart des Pragmatismus. Richard McKay Rorty wird am 4. Oktober 1931 in New York City geboren und kommt früh mit im weitesten Sinne linken und progressiven Ideen in Berührung. Im Alter von 14 Jahren beginnt er ein Philosophiestudium in Chicago, 1956 promoviert er an der Yale University. Von 1958 bis 1961 ist Rorty Assistant Professor am Wellesley College, danach hat er bis 1982 eine Professur für analytische Philosophie an der Princeton University inne. 1979 erscheint sein bekanntestes Werk, Philosophy and the Mirror of Nature (dt. Der Spiegel der Natur), in dem er zahlreiche klassische Fragen der Philosophie einer scharfen Kritik unterzieht; zugleich wendet er sich verstärkt kulturellen und politischen Fragen zu. Als Konsequenz dieser Kehrtwende verlässt Rorty 1982 Princeton und geht als Kenan Professor of the Humanities an die University of Virginia, ab 1998 schließlich lehrt er Vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. Am 8. Juni 2007 stirbt Richard Rorty in Palo Alto, Kalifornien.
- 1998
Das Bewusstsein, dass die Zukunft der Menschen anders sein könne als ihre Vergangenheit, und zwar ohne dass dazu übernatürliche Kräfte eingreifen müssten, kommt im Kommunistischen Manifest auf grossartige Weise zum Ausdruck. (zit. vom Umschlag)
- 1994
In seinem Vorlesungszyklus im Rahmen Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen stellt Richard Rorty eine Verbindung zwischen dem klassischen Pragmatismus von Peirce, James und Dewey und den Theorien von Quine, Putnam, Davidson, Annette Baier und anderen zeitgenössischen Philosophen her. Rorty deutet Pragmatismus als philosophisches Bemühen, unsere moralischen Anschauungen mit der Weltsicht der Darwinschen Biologie zu versöhnen – ähnlich wie Kant dies mit dem Kopernikanischen Weltbild versuchte. Seine Neuinterpretation des Pragmatismus läuft darauf hinaus, uns von dem Anspruch zu verabschieden, die innere Natur der Wirklichkeit erfasst zu haben, und an seine Stelle die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu setzen.
- 1993
Eine Kultur ohne Zentrum
- 146 Seiten
- 6 Lesestunden
Richard Rorty gehört zu den amerikanischen Philosophen, die in Europa gegenwärtig besonders beachtet werden. Das kommt daher, daß er wie kaum ein anderer die kontinentaleuropäische Philosophie in sich aufgenommen hat. Dadurch ergeben sich spannende Konstellationen. Die Titel der vier Essays: – Ist Naturwissenschaft eine natürliche Art? – Physikalismus ohne Reduktionismus – Dekonstruieren und Ausweichen – Heidegger, Kundera und Dickens


