Bekannt ist Raymond Roussel als Ingenieur delirierend-phantastischer Wortwelten, bekannt sind seine Romane voller exotischer Rituale, theatraler Maschinen und blutiger Szenen. Ein anderer Roussel bleibt in seinen frühen Versdichtungen zu entdecken: ein Zeitgenosse Marcel Prousts, ein scharfer Beobachter der Gesellschaft, ein Meister der Ekphrasis und ein großer Humorist. Ob es sich um die Photographie einer Strandszene, das illustrierte Etikett einer Mineralwasserflasche oder die Zeichnung eines Hotelbriefbogens handelt: Stets dringen die drei in Der Anblick versammelten Versepen in immer neue Dimensionen des Winzigen vor. Ihre minutiöse Beschreibungskunst hat die Ästhetik des Nouveau Roman vorweggenommen.
Raymond Roussel Reihenfolge der Bücher
Ein Dichter, Erzähler, Dramatiker und französischer Essayist. Sein Werk zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Originalität und eine blendende Vorstellungskraft aus. Seine Experimente mit deskriptiven Techniken verfolgte er mit geradezu obsessiver Hartnäckigkeit und entwickelte eine Art des automatischen Schreibens, was ihn zu einer der brillantesten Figuren der surrealistischen Bewegung machte.







- 2022
- 2016
Siebzehn Jahre vergehen vom ersten Entwurf bis zur Publikation der Neuen Impressionen aus Afrika, dem letzten zu Lebzeiten erschienenen Werk Raymond Roussels. Es ist zugleich sein rätselhaftestes: ein optisches Dispositiv, eine Sprachmaschine zur Vermessung jenes Raums, der das Sichtbare vom Sagbaren trennt. In vier Gesängen setzt Roussel immer wieder zu einer Beschreibung der Dinge an, nur um sich von ihnen sogleich durch ein labyrinthisches System von Parenthesen, Aufzählungen und Analogien zu entfernen. Dabei wandelt sich seine Sprache auf der Suche nach der unmöglichen Identität in „eine Art von Wörterbuch, das sich mit dem Reim der Dinge beschäftigt: Fundgrube aller Dinge, die man nach den Regeln einer ontologischen Metrik zusammentragen könnte, um die Poesie ihres Seins aufzuschreiben.“ (Michel Foucault) Dieser klassische Text der Moderne liegt hier in der Prosaübersetzung Hanns Grössels vor, ergänzt um zahlreiche Beiträge, die die Geschichte des Werks und seinen Einfluss auf Literatur, Kunst und Architektur erkunden.
- 2015
Die Publikationsgeschichte von Raymond Roussels posthumem Werk sollte derselben Logik des Zufalls und des Geheimnisses gehorchen wie sein Leben. Vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen und lange verloren geglaubt, fand sich das Romanfragment Die Allee der Leuchtkäfer schließlich fünfundsiebzig Jahre später im zufällig entdeckten Nachlass, der seit Roussels Tod unbemerkt im Dachstuhl eines Pariser Möbellagers deponiert gewesen war. Nicht weniger außergewöhnlich als seine Entdeckung ist das Romanfragment selbst. Roussel versetzt uns an die festlich gedeckte Tafel Friedrichs des Großen, der die Sommernächte von Sanssouci mit den brillantesten Köpfen Frankreichs verbringt. Ein unveröffentlichtes Kapitel aus Voltaires Candide, die wundersamen Erfindungen Lavoisiers, die Erzählungen der geschäftstüchtigen Fährmänner des Ebro, das hauchdünne Ikarusleinen und ein erstaunliches Haarwuchsmittel verschmelzen im flimmernden Schein der umherschwirrenden Leuchtkäfer zu einer „karnevalesken Vision der Welt und des menschlichen Tuns“ (Patrick Besnier). In Flio, einer Erzählung, die erstmals von Michel Leiris veröffentlicht wurde, kehrt Roussel zur melancholischen Stimmung von Locus Solus zurück. Eine Afrika-Expedition führt uns zuletzt an die Küste der Bretagne, wo ein junges Mädchen auf fatale Weise ihrer Lust an der Lektüre und einem Übermaß erotischer Reize erliegt. Die tastende, immer wieder neu ansetzende Bewegung dieses unvollendeten Textes erlaubt einen einzigartigen Einblick in Roussels Arbeitsweise.
- 2014
„Keines meiner Werke befriedigte mich außer Chiquenaude“, erklärte Raymond Roussel in seinem 1935 posthum erschienenen Werk Wie ich einige meiner Bücher geschrieben habe rückblickend auf seine schriftstellerischen Anfänge. Diese im symbolischen Jahr 1900 veröffentlichte Erzählung liegt nun mit sieben weiteren Texten aus Roussels Jugendzeit erstmals in deutscher Übersetzung vor. Es handelt sich um so heitere wie zugleich doppelbödige Prosaminiaturen, die nach Roussels schwerer psychischer Krise von 1897 entstanden sind und die von seiner intensiven Suche nach neuen Möglichkeiten des Schreibens zeugen. In ihnen bringt Roussel zum ersten Mal sein später berühmt gewordenes 'Verfahren' zur Anwendung, eine Schreibtechnik, die aus der minimalen Differenz zweier fast gleich lautender Sätze, die Anfang und Ende einer Erzählung bilden, deren Handlung entwickelt. Eine Fallstudie des Psychiaters Pierre Janet sowie ein Nachwort und eine Chronik erlauben es, sich mit dem Dichter, Schriftsteller, Millionär, Schachtheoretiker und Weltreisenden Raymond Roussel vertraut zu machen, dessen Einfluss auf die moderne Literatur und bildende Kunst gar nicht überschätzt werden kann.
- 1989
. Locus Solus – der 1914 erstmals erschienene legendäre Roman von Raymond Roussel. Ein Wortuniversum, in dem das Werk des exzentrischen französischen Autors seinen Höhepunkt erreicht.*Seit Jahrzehnten nicht mehr veröffentlicht, ist Locus Solus nun wieder zugänglich, bereichert mit Kommentierungen, Abbildungen, einer Chronologie und einem Nachwort.*Zum literarischen Ereignis wird diese Neuentdeckung durch Episoden aus einer « Urfassung », die auch auf Französisch noch nie veröffentlicht wurden. Wir lesen von « Bertha das Blumenkind » oder von « Flio – im Mondschatten der Liebe ». Stefan Zweifel, Übersetzer, Publizist und einer der großen Kenner der französischen Literatur, hat sie entziffert und übertragen.*Locus Solus heißt der 1914 erstmals erschienene Roman von Raymond Roussel – in dem das Werk eines exzentrischen Autors seinen Höhepunkt erreicht. Locus Solus, ein Wortuniversum, in dem sich der Surrealismus in Literatur und Kunst ankündigt und der Sprache ein neuer Raum eröffnet wird, hat seit seiner Veröffentlichung vor bald einem Jahrhundert nichts von seiner legendären Magie verloren. « Bei mir ist die Phantasie alles », bekannte Raymond Roussel, er lebte es, er schrieb es – und in Locus Solus formt er seine puren Imaginationen zu einem visionären Sprachschauspiel.*« Niemand war so dicht den Geheimnissen auf der Spur, die das menschliche Leben lenken », schrieb Michel Leiris. André Breton nannte ihn den « größten Magnetiseur der modernen Zeit », und für Jean Cocteau war er ein « Genie von vollkommener Reinheit ». Zu den Bewunderern gehörten auch Francis Picabia und Marcel Duchamp, Philippe Soupault und Louis Aragon, Robert Desnos, Paul Éluard, André Gide und Marcel Proust, Max Ernst, Salvador Dalí und Michel Foucault oder Jim Jarmusch: « I love Roussel ».
- 1982