Über die Liebe oder Platons Gastmahl
- 216 Seiten
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»De amore sive in convivium Platonis« ist ein bedeutendes philosophisches Werk der Renaissance, das als Nachdichtung und Kommentar zu Platon fungiert. Bei einem Bankett, das angeblich an Platons Geburtstag stattfindet, präsentieren neun Florentiner Gelehrte ihre Ansichten über die Liebe in wechselnden Reden, die Platons »Symposion« neu interpretieren. Die Lehre von amor / caritas wird zum Ausgangspunkt für Erkenntnistheorie, Theologie, Kosmologie, Ethik und Naturphilosophie. Ficino integriert in das Konzept des »Symposion« die Verbindung von Platonismus und Christentum, indem er den ›Eros‹ in sinnliche und himmlische Liebe differenziert und den Liebesbegriff dynamisiert. Der ›Eros‹ bewirkt nicht nur das Streben des Sinnlichen zum Höheren, sondern auch, dass das Göttliche sich auf das Materielle richtet. Liebe wird zum verbindenden Moment aller Dualismen: Sie hält Form und Materie sowie Gott und Universum zusammen. Eros symbolisiert den Ursprung und die Rückkehr alles Seienden in Beziehung zu Gott, während die irdische Liebe dessen Abbild ist. Ficinos Metaphysik ist grundlegend für die Philosophie der Renaissance und bietet eine bedeutende Theorie des Schönen. Liebe wird als Sehnsucht nach dem Schönen verstanden, wobei der Mensch durch die Wahrnehmung körperlicher Schönheit zur geistigen Schönheit und letztlich zur Erkenntnis der Ordnung des Universums gelangt. Ficinos Ästhetik enthält Ansätze zu einer Theorie des menschlichen