Jan Patočka Bücher
Jan Patočka (* 1. Juni 1907 in Turnov, Österreich-Ungarn; † 13. März 1977 in Prag) war ein tschechoslowakischer Philosoph.






Europa und Nach-Europa
- 284 Seiten
- 10 Lesestunden
Patockas Reflexionen uber Europa sind ein Nach-Denken im echten Sinne: Sie entwerfen eine Idee Europas nach seinem Ende. Dennoch - und darin liegt die entscheidende Wendung - bleibt es keineswegs bei einem Lamento uber Verfall und Untergang. Im Gegenteil bilden seine Skizzen vom Anfang und Ende Europas, von seiner besonderen Stellung in der Geschichte und als Geschichte, nur den Auftakt fur eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem, was das Phanomen Europa gerade fur die nacheuropaische Welt bedeuten konnte. Weit davon entfernt, eine Apologie Europas nach seinem Scheitern, eine nachtragliche Verteidigung seiner Originalitat, Uberlegenheit, Geistigkeit etc. zu sein, werden Patockas Reflexionen aber auch nicht zur historischen Abrechnung, wie sie heute vielerorts und leichtfertig en vogue ist: Das proklamierte Ende der europaischen Epoche mag Anlass sein fur eine Bilanz seiner Fehler, doch liegt darin nichts vom Gestus des Triumphes oder heimlicher Freude. "Vielleicht ist der Sinn von Europas Untergang positiv." Dieser Satz Patockas umreisst die grundsatzliche Idee, dass gerade in der Enteignung oder Dezentrierung Europas eine Brucke fur die Auseinandersetzung mit den kulturellen Differenzen der globalisierten Welt gewonnen ist.
Vom Erscheinen als solchem
- 313 Seiten
- 11 Lesestunden
Dieser von Helga Blaschek-Hahn und Karel Novotny herausgegebene Band macht die von Jan Patocka auf deutsch verfassten Manuskripte zum Thema Epoché und Reduktion zugänglich. Darin fordert er eine radikalisierte Epoché im Rahmen einer Phänomenologie als Lehre vom Erscheinen als solchem. Damit verteidigt der Philosoph die Differenz zwischen Erscheinendem und Erscheinen nicht nur gegen Husserls Reduktion auf ein transzendentales Bewusstsein, sondern profiliert sie auch gegenüber den Positionen von Martin Heidegger und Eugen Fink, die die wichtigsten Herausforderungen für sein Denken bildeten. Die textkritische Edition dieser Entwürfe und Fragmente aus den siebziger Jahren wird durch einen Abdruck von thematisch mit ihnen verwandten Manuskripten Patockas ergänzt, die hier zum ersten Mal auf deutsch erscheinen. Eine Einleitung der Herausgeber ordnet diese Texte dem Gesamtwerk Patockas zu. Ein Anhang, der die Entstehung und den Status der Texte darlegt, ein Verzeichnis ihrer Archivsignaturen, sowie ein Sach- und Personenregister runden den Band ab.
Andere Wege in die Moderne
- 480 Seiten
- 17 Lesestunden
»Die Geschichte begreifen wir als Spiel, in dem die Schauspieler nicht zugleich die Autoren sind. Erst in zweiter Reihe interessiert uns die Aufführung – das eigentliche Studium gilt dem Inhalt des Spiels: den geistigen Tendenzen in ihren mannigfachen Kreuzungen, ihren Spannungen und Problemen, die nach vorne drängen; und oft sind es die entlegenen Träume abstrakter Geister, die im Laufe der Zeit in den Morast des Alltäglichen herabgesunken sind.« Jan Patocka über die Philosophie der Geschichte Dieser Band versammelt bedeutende ideengeschichtliche Essays des tschechischen Philosophen Jan Patocka (1907-1977), darunter Studien aus einem Fragment gebliebenen geschichtsphilosophischen Werk aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die gegenwärtige Infragestellung linearer Geschichtsmodelle und ein geschärftes Bewusstsein für die Pluralität geistiger Entwicklungen verleihen seinen Überlegungen zur Genealogie der europäischen Neuzeit – von Nikolaus von Kues bis zur Romantik – eine überraschende Aktualität.
Jan Patocka (1907-1977) ist einer der bedeutendsten tschechischen Philosophen unseres Jahrhunderts. Zeitlebens fühlte er sich der Phänomenologie Edmund Husserls verbunden, selbst wenn sich sein thematisches Feld zur Comeniologie hin verlagerte. Die vorliegende Sammlung bislang unveröffentlichter Comeniana legt ein eindrucksvolles Zeugnis ab von Patockas systematischen Forschungen. In origineller Weise gelingt es ihm, die Vielgestaltigkeit des Denkens im 17. Jahrhundert darzustellen. Aktualität gewinnen seine Analysen dadurch, daß er uns diese Zeit als den Beginn der Entwicklung der modernen Rationalität vor Augen führt, die von ihren Anfängen an Alternativen zu einer bloß instrumentellen Vernunft bereithielt. Comenius wird für Patocka zu einem exemplarischen Denker, der die heterogenen Impulse seiner Zeit in einem universalistischen Einheitskonzept, der Pansophie, vereinigen wollte.