Das Zentrum wahrer Religiosität, so der bekennende Atheist Albert Einstein, sei die Ehrfurcht vor den Mysterien des Universums, »deren höchste Weisheit und strahlende Schönheit wir mit unseren matten Erkenntnisvermögen nur rudimentär begreifen können«. In diesem Sinne sei er, Einstein, ein tiefreligiöser Mensch. Aber was ist religiös an einer solchen Haltung, in der Gott offensichtlich keine Rolle spielt? Mit dieser Frage beschäftigte sich Ronald Dworkin in seinen Einstein-Vorlesungen, die er bis kurz vor seinem Tod zu diesem Buch ausgearbeitet hat. Religion, so seine Antwort, bezeichnet eine Sicht auf die Welt, die von einem tiefen Glauben an objektive Werte getragen wird – etwa daran, dass Geschöpfe eine Würde haben, dass ein Leben erfüllt oder verfehlt sein kann oder dass Schönheit, die uns den Atem raubt, sich nicht als pures Produkt unserer Sinnesorgane erklären lässt. Auch Theisten teilen diese Werte, meinen aber, sie seien gottgegeben. Für Dworkin verhält es sich genau umgekehrt: Die Idee eines Gottes rührt daher, dass es diese Werte wirklich gibt. Und an Gott (oder Götter) zu glauben ist eine Weise, dies auszudrücken, aber nicht die einzige. Von der Physik über die Politik bis hin zum Recht erkundet »Religion ohne Gott« den Perspektivwechsel, der mit einem solchen gottlosen Verständnis von Religion verbunden ist. Das Buch, das mit einer eindrucksvollen Reflexion über Tod und Unsterblichkeit schließt, ist das Vermächtnis eines bekennenden religiösen Atheisten. Es weitet den Blick für das, was wichtig ist.
Ronald Dworkin Reihenfolge der Bücher
Ronald Dworkin war ein amerikanischer Rechtsphilosoph, dessen einflussreiche Werke die zeitgenössische Debatte in Rechts- und politischer Philosophie prägten. Seine Theorie des Rechts als Integrität stellt eine der bedeutendsten Konzeptionen der Natur des Rechts dar. Dworkin befasste sich mit tiefgreifenden Fragen der Gerechtigkeit und Interpretation und hinterließ damit einen unauslöschlichen Eindruck im Rechtsdenken. Sein Ansatz betonte die ethischen Grundlagen von Rechtssystemen und deren Verbindung zu politischen Idealen.







- 2014
- 2012
»Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.« Der griechische Dichter Archilochos hat diesen Satz formuliert, Isaiah Berlin hat ihn mit seinem Tolstoi-Essay berühmt gemacht. Aber was ist diese »eine große Sache«? Ronald Dworkin liefert eine Antwort: Es sind Werte in all ihren Erscheinungsformen. Wenn wir verstehen wollen, was Wahrheit und Schönheit sind, was dem Leben Sinn verleiht, was die Moral fordert und die Gerechtigkeit verlangt, so müssen wir der Spur jener moralischen Einstellungen nachgehen, die menschliches Denken, Fühlen und Handeln durchdringen und zu einer Einheit formen. »Gerechtigkeit für Igel« ist eines jener Bücher, wie es sie in Zeiten der Füchse – der Spezialisten und Skeptiker – immer seltener gibt: eines, das aus einem einzigen Prinzip eine ganze Welt erklären und zugleich Orientierung geben möchte.
- 2011
Ronald Dworkin ist einer der herausragenden Philosophen, dessen Arbeiten zum Egalitarismus nur noch durch das Werk von John Rawls übertroffen werden. Mit Was ist Gleichheit? liegen nun zentrale Texte Dworkins erstmals in deutscher Sprache vor. Sie entwickeln eine Theorie der Ressourcengleichheit, der zufolge eine Gesellschaft dann gerecht ist, wenn in ihr alle Ressourcen gleich verteilt sind. Dies bedeutet für Dworkin nicht, daß alle Menschen das gleiche Niveau an Wohlstand oder Lebenszufriedenheit erlangen können oder daß dies überhaupt wünschenswert wäre. Zwar sollte ein Staat individuell unabwendbare Unglücksfälle zu kompensieren suchen, es ist aber nicht seine Aufgabe, die Vor- und Nachteile zu egalisieren, die sich aus eigenverantwortlichen Entscheidungen ergeben. Gerechtigkeit, so Dworkins zentrale These, erfordert vor allem eine gleiche Ausgangsposition für alle.
- 1994
Susanne Höbel, geboren 1953 in Unna, studierte in Birmingham Literatur und übersetzte u. a. Nadine Gordimer, John Updike, William Faulkner, Thomas Wolfe und Graham Swift. Sie lebt in Hamburg und Südengland. Cornelia Holfelder-von der Tann, geboren 1950, beschloss nach dem Studium (Anglistik, Germanistik, Romanistik) und einem Lehramtsreferendariat, es mit dem literarischen Übersetzen zu probieren und ist seither hauptberuflich dabeigeblieben. 2021 wurde sie mit dem Übersetzerpreis für langjähriges Übersetzen, „Rebekka“, ausgezeichnet.
- 1984
Hat der Einzelne ein Recht, Gesetze zu brechen? Darf er sich unter bestimmten Umständen Gesetzen widersetzen, die korrekt zustande gekommen und eventuell sogar höchstrichterlich als verfassungsgemäß bestätigt worden sind? Und wenn ja, welche Umstände könnten ein solches Handeln rechtfertigen? Ronald Dworkin antwortet auf die eingangs genannten Fragen mit dem Versuch, eine Rechtstheorie zu schaffen, in der die Grundrechte des Einzelnen sich gegen die Erosion durch rechtspositivistische oder militaristische Legitimationsmuster behaupten können, ohne dabei ein Arsenal ewiger Rechte zu Hilfe zu nehmen. Die Bürgerrechte ernstnehmen meint, die »Menschenrechte des Individuums«, die Bentham für einen »gestelzten Unsinn« erklärte, nicht zugunsten der Rechtsetzungs- und Definitionsgewalt von Mehrheiten und auch nicht zugunsten der Orientierung am allgemeinen Interesse zu vernachlässigen.