Paulo Coelho
24. August 1947
Paulo Coelho de Souza [ˈpau̯lu kuˈɛʎu] (* 24. August 1947 in Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer Schriftsteller und Bestsellerautor. Sein bekanntester Roman Der Alchimist wurde in 81 Sprachen übersetzt. Paulo Coelhos Bücher verkauften sich bisher über 225 Millionen Mal (Stand Mai 2023). Neben seinen literarischen Erfolgen ist Coelho durch seine Erlebnisse mit der Psychiatrie und der Militärdiktatur in Brasilien sowie durch seine spirituelle Suche und Entwicklung bekannt.
Paulo Coelho wurde am 24. August 1947 in Rio de Janeiro in eine gutbürgerliche brasilianische Familie hineingeboren, sein Vater Pedro ist Ingenieur, seine Mutter Lígia (Lygia) Hausfrau. Er hat eine jüngere Schwester namens Sônia Maria. Paulo Coelhos Leben war von Beginn an religiös geprägt. Als siebenjähriger Junge besuchte er die Jesuitenschule Colégio Santo Inácio in Rio de Janeiro, in der er bei einem schulischen Lyrikwettbewerb einen Preis erhielt. Coelho studierte Rechtswissenschaften gegen den Wunsch seines Vaters, der ihn gerne in seinen Fußstapfen als Ingenieur gesehen hätte, unterbrach 1970 jedoch sein Studium, um als Hippie eine zweijährige Weltreise durch Südamerika, Nordafrika und Europa zu unternehmen.Coelhos anschließende Tätigkeit als Theater- und Drehbuchautor sowie sein Drogenkonsum in dieser Zeit wurden von seinen streng katholischen und konservativen Eltern scharf verurteilt. Sein rebellisches Aufbegehren gegen die Vorstellungen und Ziele seiner Eltern ließ diese glauben, ihr Sohn sei geistesgestört. Insgesamt drei Mal ließen sie ihn in die psychiatrische Anstalt „Casa de Saúde Dr. Eiras“ einweisen (1966, 1967 und 1968), wo er auch mit Elektrokonvulsionstherapie behandelt wurde. Die Erfahrung stationärer psychiatrischer Behandlung schilderte er später in seinem Roman Veronika beschließt zu sterben. 1972 war Coelho „für ein paar Monate“ Mitglied der „Satanssekte“ O.T.O. (Ordo Templi Orientis), wo unter anderem Schwarze Magie praktiziert wurde. Er engagierte sich aber auch zu der Zeit schon politisch. Gemeinsam mit dem Musiker Raul Seixas wurde Coelho 1973 Mitglied der antikapitalistischen Alternativen Gesellschaft, die Freiheit und Selbstbestimmung propagierte. Coelho engagierte sich in dieser Zeit für eine Comicserie, genannt Krig-ha, die ebenfalls für mehr Freiheit im vom Militär regierten brasilianischen Staat eintrat. Aufgrund der möglichen Gefahr einer Oppositionsbildung verhaftete das Militärregime die beiden Männer 1974 und Coelho sowie seine damalige Ehefrau Gisa († 2007) wurden wiederholt Folter ausgesetzt.Zwischen den Jahren 1974 und 1976 schrieb er unter anderem zusammen mit Raul Seixas provokante Songtexte. Es entstanden insgesamt fünfundsechzig Rocklieder, die sich in Brasilien großer Beliebtheit erfreuten. Weitere Texte schrieb er für Rita Lee, Elis Regina und für Maria Bethânia. Coelho interessierte sich stets für die unterschiedlichsten alternativen Lebensmodelle und Anschauungen, so unter anderem für die Ideen und Riten der Hare Krishna und der Wicca. 1977 verließ er Brasilien und zog mit seiner ersten Frau für ein Jahr nach London, wo er sich erfolglos als Schriftsteller versuchte. Nach seiner Rückkehr nach Brasilien im Jahr darauf arbeitete er drei Monate als leitender Angestellter bei den Plattenfirmen Columbia Broadcasting System und PolyGram. Ebenfalls war er kurze Zeit für ein Musikmagazin und eine eigene Untergrundzeitschrift als Redakteur tätig. Abrupt beendete er nach drei Monaten seine beruflichen Ambitionen und trennte sich von seiner ersten Frau. Auf einer Reise durch Europa besuchte Coelho mit seiner Freundin und späteren zweiten Frau, der Malerin Christina Oiticica, unter anderem das Konzentrationslager von Dachau. Er berichtete, dort eine Vision gehabt zu haben, bei der ihm ein Mann erschienen sei, der ihm zwei Monate später in einem Café in Amsterdam begegnete. Im Gespräch überzeugte ihn dieser, zum katholischen Glauben zurückzufinden und sich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu begeben. Von 1980 bis 1985 lebte Coelho nach eigener Darstellung zurückgezogen in einem alten spanischen Orden namens R.A.M. (Regnum Agnus Mundi), um die christliche Symbolsprache zu studieren. Der Orden sei katholischen Ursprungs und 1492 ohne Amtssitz gegründet worden. Seine Begehung des Jakobswegs 1986 – eine Erfahrung, die er als Wendepunkt seines Lebens versteht – sowie Exerzitien des R.A.M. verarbeitete Coelho im gleichnamigen Buch Auf dem Jakobsweg – Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela, das ein Jahr später erschien. 1988 folgte mit Der Alchimist sein zweites Buch. Darin verarbeitete er die elf Jahre lang betriebenen alchimistischen Studien in Form eines symbolischen Textes, eines Gleichnisses. Von der Erstauflage wurden allerdings nur neunhundert Exemplare verkauft, woraufhin sich der Verlag von ihm trennte. Coelho verfolgte weiterhin sein Ziel, als Schriftsteller Erfolg zu haben. Als sich ein größerer Verlag, Editora Rocco, für sein Werk interessierte, erschien 1990 das Buch Brida. Das Werk fand bei der Presse große Aufmerksamkeit und verhalf dadurch auch den beiden anderen Büchern an die Spitze der Bestsellerlisten. Der Alchimist wurde ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen, da es in Brasilien die Verkaufszahlen sprengte. Im Mai 1993 ging der amerikanische Verlag HarperCollins unter der Direktion von John Loudon mit einer Erstauflage von fünfzigtausend Exemplaren des Alchimisten an den Start. Dieser Durchbruch in den USA stand am Anfang seines weltweiten Erfolges. In Hollywood interessierten sich mehrere Produktionsfirmen gleichzeitig für die Rechte, die 1993 von Warner Brothers erworben wurden. In verschiedenen Ländern erreichte das Buch die Bestsellerlisten und wurde sogar u. a. in Frankreich zum meistverkauften Buch des Jahres. 1994 wurde in Brasilien das Buch Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte veröffentlicht, welches Coelhos internationalen Ruf festigte. In diesem Werk wendete er sich seiner femininen Seite zu. Zwei Jahre später wurde er in Italien mit den angesehenen Preisen Super Grinzane Cavour und Flaiano International ausgezeichnet. Mit seinem nächsten Roman, Der fünfte Berg, wechselte Coelho zum Verlag Editorial Objetiva. Im selben Jahr wurde er zum Sonderbeauftragten des UNESCO-Projektes für interkulturellen Dialog („Convergences spirituelles et dialogues interculturels“) ernannt. Ein Jahr später wurde sein Handbuch des Kriegers des Lichts, eine Sammlung von gleichnishaften Geschichten und Maximen, veröffentlicht. 1998 folgte der Roman Veronika beschließt zu sterben. Coelho absolvierte eine erfolgreiche Tour zunächst durch Asien, dann im Herbst eine zweite durch fast alle Länder Osteuropas, die in Istanbul mit dem Orient-Express begann und ihn über die bulgarische Hauptstadt Sofia bis ins lettische Riga führte. Mit dem prestigeträchtigen Crystal Award des World Economic Forum in Davos wurde er 1999 ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde Coelho durch den damaligen französischen Kulturminister Philippe Douste-Blazy in die Ehrenlegion aufgenommen. Im Mai 2000 besuchte Coelho auf Einladung des Internationalen Zentrums für den Dialog zwischen den Zivilisationen (International Centre for Dialog Among Civilizations) den Iran. Im September erschien sein fünfter Roman Der Dämon und Fräulein Prym. Im selben Jahr wurde er zum Mitglied des Stiftungsrates der Schwab Foundation for Social Entrepreneurship gewählt. Coelho erhielt 2001 den Bambi, den populärsten deutschen Medienpreis. Am 25. Juli 2002 folgte die für brasilianische Schriftsteller größte Auszeichnung: Er wurde zum Mitglied der altehrwürdigen Academia Brasileira de Letras mit Sitz in Rio de Janeiro gewählt, die sich unter anderem die Aufgabe gesetzt hat, die portugiesische Sprache zu pflegen. Mit einer Antrittsrede, in der er für Utopien und einen starken Glauben plädierte, trat er am 28. Oktober 2002 sein Amt in der Akademie an. In Deutschland erhielt er im selben Jahr in Frankfurt am Main den Planetary Consciousness Award des Club of Budapest und in München den internationalen Buchpreis Corine für Belletristik. Anfang des Jahres war Coelho zum ersten Mal nach China gereist, wo er Schanghai, Peking und Nanjing besuchte. Aus Anlass der internationalen Buchmesse von Bogotá reiste er dann zum ersten Mal nach Kolumbien, anschließend nach Russland, Mexiko und in die skandinavischen Länder, wo er u. a. Tanum, Oslo, Helsinki und Stockholm besuchte. Im Juni 2005 äußerte der Autor aus Anlass der englischen Präsentation seines Romans Der Zahir seinen Unmut darüber, dass es den Produzenten von Warner Brothers immer noch nicht gelungen sei, den Roman Der Alchimist zu verfilmen, obwohl das Studio die Rechte bereits seit 1993 besaß. Weder wollte das Studio die Rechte zum vierfachen Preis des ursprünglichen Verkaufswertes, also eine Million Dollar, an Coelho zurückverkaufen, noch akzeptierte man dort den Drehbuchentwurf des Schauspielers und Regisseurs Laurence Fishburne, den der Brasilianer ausdrücklich begrüßt hatte. Einen Teil seines Vermögens spendete er in seine selbst gegründete Stiftung „Instituto Paulo Coelho“. Mit einem jährlichen Budget von vierhunderttausend Dollar hilft Coelho Favelas, hilfsbedürftigen Kindern sowie alten Menschen und unterstützt die Übersetzung brasilianischer Literatur in andere Sprachen. Außerdem spendete er an Kinderkrankenhäuser und andere Institutionen im Ausland beträchtliche Summen. Am 21. September 2007 wurde er von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zum Friedensbotschafter berufen. Mit seinem Institut, das Coelho zusammen mit seiner Frau gegründet hat, setzte sich der internationale Bestsellerautor seit Jahren für die unterprivilegierte Bevölkerungsschicht in Brasilien ein.