Auf Wasser gebaut. Venedig, ein Album
Der Deutsche Pavillon 2009-2022







Der Deutsche Pavillon 2009-2022
Als Alfred Krupp 1871 daruber nachdachte, was mit all dem geschehen sollte, was sich rund um die Firma - und spater auch rund um den Hugel - ansammelte, kam er auf die Idee eines Archivs, damit "nicht verloren gehen moge, was noch vorhanden" ist. Heute fullen Artefakte, Fotos und Papiere in fast unubersehbarer Menge die Magazine des Historischen Archivs Krupp. Die Reihe "Essay und Archiv" reflektiert die in diesen Quellen sedimentierte Geschichte, und mit Krupp ist sehr vieles verbunden - von der Kultur- bis zur Wirtschaftsgeschichte, Soziales selbstverstandlich, Politik- und Alltagsgeschichte, Internationales. Die einzelnen Beitrage der Reihe haben die Freiheit, sich eng an die Quellen anzulehnen oder sie als Ausgangspunkt zu nehmen fur Betrachtungen mit weiterem Horizont. Im vorliegenden Band beschreibt Ulrich Raulff ebenso facettenreich wie inspirierend das "Sauerland als Lebensform". Der Text wird gelegentlich dicht, uber weite Strecken aber eher assoziativ von einer Bilderzahlung zur Geschichte und Vorgeschichte von Krupp im Sauerland begleitet.
Als das nationalsozialistische Deutschland das alte Europa ins Chaos stürzte, wurde die Neue Welt Thomas Manns Heimat. Hier entstanden zentrale Werke wie ›Doktor Faustus‹, ›Joseph, der Ernährer‹ und ›Der Erwählte›, von hier aus wandte er sich via Rundfunk an die »Deutschen Hörer«. Seine Villa in Los Angeles gilt als das »Weiße Haus des Exils«, er selbst wurde zum »Schutzherrn des Stammes der Schriftsteller« (Ludwig Marcuse). Das Marbacher Magazin fragt nach den Folgen, die das amerikanische Exil für Thomas Mann und seine Familie hatte. Ein Interview mit Frido Mann und Essays von Hans Rudolf Vaget, Robert Galitz und Kai Sina sowie der Katalogteil von Ellen Strittmatter und Marc Wurich unter Mitarbeit von Michael Woll zeigen Thomas Mann als einen auch in Amerika einflussreichen Schriftsteller, der sich für seine exilierten Schriftstellerkollegen einsetzt und das politische und literarische Leben seines Gastlandes genau wahrnimmt. Öffentlich kämpft er für Demokratie, Frieden und Humanität. Und findet in der Krise zu einer neuen, politischen Poetik.
Sechstausend Jahre lang bildeten Mensch und Pferd eine enge, folgenreiche Partnerschaft, die die Geschichte prägte. Im Gegensatz zu anderen Tieren diente das Pferd nicht nur der Ernährung und Fortbewegung, sondern begleitete den Menschen in den Krieg, half bei Eroberungen und wurde selbst zur Waffe. Es symbolisierte Macht und Herrschaft und bleibt bis heute in unseren Bildern, Träumen und Literaturen präsent. Im 19. Jahrhundert wurde das Pferd zunächst als treibende Kraft der technischen und gesellschaftlichen Modernisierung gesehen, später jedoch auch als Opfer dieser Entwicklungen. Diese duale Wahrnehmung führte zu einer bedeutenden symbolischen Präsenz in Romanen, Gemälden, Fotografien und frühen Filmen, insbesondere im Western, der als „horse opera“ bekannt wurde. Ulrich Raulffs Essay erinnert an die fast vergessene Lebensgemeinschaft zwischen Mensch und Pferd. Der Abschied von dieser alten Welt stellt ein gravierendes Kapitel im Auszug der Menschen aus der analogen Welt dar. Die Publikation reflektiert über die Gedanken des kürzlich erschienenen Buches „Das letzte Jahrhundert der Pferde“ und stellt die Frage nach der gegenwärtigen und zukünftigen Gemeinschaft von Menschen und Pferden.
Geschichte einer Trennung
Seit Urzeiten war das Pferd der engste Partner des Menschen. Es war unverzichtbar in der Landwirtschaft, verband Städte und Länder, entschied die Kriege. Doch dann zerbrach der kentaurische Pakt, und in nur einem Jahrhundert fiel das Pferd aus der Geschichte heraus, aus der es jahrtausendelang nicht wegzudenken war. Furios erzählt Ulrich Raulff die Geschichte eines Abschieds – die Trennung von Mensch und Pferd. Der Exodus des Pferdes aus der Menschengeschichte ist ein erstaunlich unbeachteter Vorgang. Ganze Bibliotheken zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts schweigen sich aus über das Pferd, das gleichwohl in Europa und Amerika allgegenwärtig war – bis das letzte Jahrhundert der Pferde in der Zeit Napoleons anbricht und mit dem Ersten Weltkrieg ausklingt. Ulrich Raulff zieht in seinem neuen Buch alle Register der Kultur- und Literaturgeschichte und beschreibt mit beeindruckender Erzählkunst eine untergehende Welt – ein Kapitel vom Auszug des Menschen aus der analogen Welt.
Das Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft ist ein literaturwissenschaftliches Periodikum, das vorwiegend Beiträge zur deutschsprachigen Literatur von der Aufklärung bis zur Gegenwart veröffentlicht. Diese Zeitspanne entspricht den Sammelgebieten des Deutschen Literaturarchivs Marbach, das von der Deutschen Schillergesellschaft getragen wird. Arbeiten zu Schiller sind besonders willkommen, bilden aber naturgemäß nur einen Teil des Spektrums. Weitere Gebiete, denen ein verstärktes Interesse gilt, sind die Geschichte der Germanistik (der sich auch eine Marbacher Arbeitsstelle widmet) und die deutschsprachige Literatur seit 1945. Darüber hinaus ist es ein Ziel des Schiller-Jahrbuchs, wichtige unveröffentlichte „Texte und Dokumente“ zu publizieren. Außerdem werden regelmäßig Diskussionen über aktuelle Probleme der Literaturwissenschaft und des literarischen Lebens geführt sowie eine jährliche internationale Bibliographie zu Schiller geboten.
Im Unterschied zu den Sechzigern haben die siebziger Jahre keine gute Presse. Die Sechziger gelten als cool und heroisch, sie tragen das Gesicht von John F. Kennedy und den Sound von Miles Davis. Die Männer fuhren schnell und bewegten sich sparsam, die Frauen waren intellektuell und trugen Mähne. Alles war noch auf Anfang gestellt, alles war vintage. Die Siebziger stehen im Ruf der Wiederholung und im Zeichen der Dekadenz, sie waren zu bunt, zu laut, zu formlos. In Deutschland mündeten sie in die Katastrophe der RAF-Morde, international in die letzte, harte Phase des Kalten Krieges. Ästhetisch hinterließen sie Betonwüsten, bildungspolitisch die reformierte Massenuniversität. Ihr Farbspektrum war nicht besser als ihr politisches und moralisches Design. Es ist nicht leicht, die Siebziger zu mögen. Außer wenn man sie intensiv erlebt hat und auf dem Weg war, ein Intellektueller zu werden.
Sieben mal sieben unhintergehbare Dinge
Wie sehen im Archiv die Dinge aus, die jenseits von Plan und Zufall liegen? Die Reste der fatalen Kräfte, vor denen jede Versicherung nutzlos wird und deutlich ist: Es geht, was immer man auch tut, zu bösen oder aber glücklichen Häusern hinaus? Drei Anläufe unternimmt das vorliegende Magazin, um den einst elementaren, oft verpönten, erklärungsbedürftigen, aber vielleicht auch unverzichtbaren Begriff zu fassen: In einem langen Gespräch spricht Ulrich Raulff mit dem Philosophen Peter Sloterdijk, in Kommentaren werden die Exponate der Ausstellung vorgestellt, und schließlich erzählen von ihren persönlichen Schicksalsstücken Bazon Brock, Arno Geiger, Brigitte Kronauer, Ulrich Moritz / Hanns Zischler, Werner Spies, Botho Strauß und Martin Walser.