Vladimir Sorokin Bücher
Vladimir Sorokin ist ein bedeutender zeitgenössischer russischer Autor, der als zentrale Figur der Moskauer Underground-Szene der 1980er Jahre hervortrat. Seine Werke, oft provokativ und in der Sowjetunion verboten, erforschen Themen wie Identität, Macht und gesellschaftliche Tabus durch innovative Sprache und postklassische literarische Formen. Sorokin scheut sich nicht, etablierte Normen in Frage zu stellen, und sein literarischer Ansatz verwischt häufig die Grenzen zwischen den Genres, von Romanen bis hin zu Theaterstücken und Drehbüchern. Seine Schriften bieten einen einzigartigen Einblick in die russische Gesellschaft und ihre Geschichte und bewahren dabei eine starke, unverwechselbare Autorschaft.







Die Auserwählten der Bruderschaft wissen: Die Erde ist allein im Universum, sie ist ein Unikum. Und der Homo sapiens ist ein Unikum hoch zwei oder drei. Wenn dem aber so ist, muss man die Erde als Störfall ansehen, als Schandfleck am Leib des Universums. Als Erweckte des Lichts sind sie fast am Ziel, diesen missratenen Himmelskörper, diese von Sex und Gewalt verdorbene Erde, für alle Zeit auszulöschen - um selbst als 23 000 Strahlen in die körperlose Ewigkeit einzugehen. Dabei sprechen ihre erweckten Herzen von Liebe und meinen doch nur rohe Gewalt, Mord und die Vernichtung allen Lebens. Wer sich ihnen in den Weg stellt, endet im automatisierten Albtraum kapitalistischer Verwertungsketten. Auch im letzten Band der viel diskutierten LJOD-Trilogie schwingt Sorokin den Eishammer. In einer Welt der Reproduktion und des Konsums lässt er Heilversprechen, Erweckungsphantasien und den Wahn kommerzialisierter Glückssuche ungebremst aufeinanderkrachen. Mal Thriller, mal Gangsterroman, mal lyrisch-pathetischer Hymnus - Sorokin zieht erneut alle Register seines enormen sprachlichen Repertoires. Er spielt in seinem schon legendär gewordenen Mimikry-Stil mit Sprache und Genres und beweist einmal mehr sprachliche Gewandtheit, erzählerische Bravour und einen ausgeprägten Sinn für das Absurde.
Nahe dem Fluss Tunguska in der sibirischen Taiga ereignete sich am 30. Juni 1908 eine unerklärliche Explosion, die Hunderte Quadratkilometer Wald zu Boden drückte. Meteoriteneinschlag? Unterirdischer Vulkanausbruch? „Schwarzes Loch“? Ein Rätsel, das Forscher und Esoteriker bis heute beschäftigt. Eine Expedition sowjetischer Wissenschaftler bricht im Jahr 1928 zum Ort des Geschehens auf. Der Mathematikstudent Alexander Snegirjow schließt sich an, den die bolschewistische Revolution aller Wurzeln beraubt hat. Zurückkehren wird er als ein ganz anderer: Bro ist sein Name, und er hat gelernt, die Naturkatastrophe als einen glücklichen Wendepunkt der Weltgeschichte zu begreifen. Schon Vladimir Sorokins letzter, viel diskutierter Roman LJOD. Das Eis handelte von jenem kosmischen Urstoff, der die menschliche Gesellschaft wie ein Lackmuspapier prüft, in eine Elite von Hoffnungsträgern und eine todgeweihte Masse von „Fleischmaschinen“ scheidet. In seinem neuen Buch erfahren wir, was vorher geschah: wie die „Sprache des Herzens“, vom Eis entfacht, zum Fegefeuer auf Erden wird.
Die prophetische Vision von Russlands Starautor Russland im Jahr 2028: ein neues Mittelalter, geprägt von Informationstechnologie und Massenarmut. Das Moskauer Volk wird mit unerbittlicher Härte regiert, der Alltag ist geprägt von Angst und Gewalt. Eindringlich erzählt Sorokin vom Leben in einem albtraumhaften Russland und schafft eine beklemmende Utopie, die bald schon Realität werden könnte.
Doktor Garin
Roman
Ein groteskkomischer Roadtrip durch eine posthumane Welt des Chaos und des Krieges, in der es einen einzigen Gewinner gibt: die Liebe. Doktor Garin hat den »Schneesturm« überlebt und ist zehn Jahre später Chefarzt auf Titanfüßen von einer psychiatrischen Klinik im Altaigebirge. Hier residieren die sogenannten political beings – Donald, Wladimir, Emmanuel und Angela, Silvio, Shinzo, Boris und Justin – in Luxussuiten. Was sie alle verbindet: Sie essen, hüpfen, denken und sprechen mit dem Hinterteil. Und sind geplagt von komplexen Neurosen. Doktor Garin gelingt es, sie mit seiner speziellen Schocktherapie zu beruhigen. Er will die Menschheit heilen, ihre Zombifizierung verhindern in einer posthumanen Welt, in der es von künstlichen Wesen mit invalidem Körper und Geist nur so wimmelt. Dabei steht ihm seine Assistentin und Geliebte Mascha fest zur Seite. Bis erneut eine Atombombe fällt, das Sanatorium ausradiert wird und der Doktor und sein Team gigantische Bioroboter aktivieren müssen, um auf ihren Rücken zu fliehen. Eine Odyssee durch eine absurde Welt beginnt, die Garin und Mascha voneinander trennt … Ein dystopischer Abenteuerroman à la Sorokin – verstörend und unfassbar unterhaltsam.
Im zeitgenössischen Moskau ist eine geheimnisvolle Sekte auf der Jagd nach Menschen, die ein 'lebendiges Herz' besitzen. Nur diejenigen ihrer gekidnappten Opfer überleben, deren Herz zu 'sprechen' beginnt, nachdem es mit einem Eishammer getroffen wurde. Schnell stellen diese fest, nach der ekstatischen Erfahrung des 'Herzkontakts' kein normales Leben mehr führen zu können — im Vergleich sind alle anderen Empfindungen schal. Sie gehören nun zu einer geheimen Bruderschaft, die ihre spirituelle Kraft aus dem urzeitlichen Eis des sibirischen Tunguska-Meteoriten schöpft. Die Sekte zählte bereits in Hitlers SS und in Stalins Geheimgarde Mitglieder und verfolgt das Ziel, die — von Sex und Gewalt verdorbene — Erde auszulöschen und zur ewigen Existenz zurückzukehren. Der Roman verbindet in seinen vier Teilen meisterhaft die verschiedenen Genres der Action- und Fantasyliteratur und des modernen russischen Kriminalromans mit pikaresken und satirischen Elementen. Die Vielzahl seiner möglichen Interpretationen wird wohl so schnell nicht ausgeschöpft sein. Wie AiF begeistert konstatiert: 'Vladimir Sorokins neuer Roman stellt den Höhepunkt seines Œuvres dar.'
Telluria
Roman
Ein vielstimmiges Meisterwerk vom wichtigsten zeitgenössischen Autor Russlands. Nach dem gefeierten und preisgekrönten Roman »Der Schneesturm« legt Vladimir Sorokin ein neues, fulminantes Werk vor, das den Zustand der Welt und der Menschen um die Mitte des 21. Jahrhunderts thematisiert und bereits auf aktuelle Weltereignisse verweist. Eurasien, Mitte des 21. Jahrhunderts: Nach Religionskriegen, Revolutionen und Aufständen ist die Welt in isolierte Kleinstaaten zerfallen, in denen unterschiedliche politische Machtstrukturen herrschen. Dazu gehören das kommunistisch-orthodoxe Moskowien, eine Sowjetische Sozialistische Stalinrepublik und ein feudalistisches Neukölln unter Konrad von Kreuzberg, der die Salafisten zurückgeschlagen hat. Köln ist eine Republik geworden, und die kleine Bergrepublik Telluria bietet das, wonach alle in diesem Meer der Barbarei streben: das ultimative Mittel für beständiges Glück. Das Leben nach der Katastrophe ist nicht immer depressiv; die Menschen haben sich eingerichtet. Sorokin entfacht in diesem Roman ein Feuerwerk der Polyphonie, indem er in 50 verschiedenen Texten fabuliert, imaginiert und parodiert. Mit verschiedenen Textformen schafft er eine großartige, wenn auch düstere Satire, die ihresgleichen sucht. An der Übertragung dieses brillanten Werks waren acht renommierte Übersetzer beteiligt.



