Die Evolution des Handelns
Von den Eidechsen zum Menschen | Ein neues Standardwerk der Evolutionspsychologie
Dieser Autor erforscht die menschliche Entwicklung und das menschliche Verhalten durch vergleichende Psychologie. Seine Arbeit konzentriert sich auf das Verständnis der einzigartigen Aspekte der menschlichen Kognition und sozialen Interaktion, oft im Vergleich zu anderen Arten. Seine Forschung beleuchtet die evolutionären Wurzeln unseres Verhaltens.






Von den Eidechsen zum Menschen | Ein neues Standardwerk der Evolutionspsychologie
"A scientific analysis of agency in the real world-which animal types have it and which don't-written by the top researcher in the field"-- Provided by publisher
Winner of the William James Book Award “Magisterial...Makes an impressive argument that most distinctly human traits are established early in childhood and that the general chronology in which these traits appear can at least—and at last—be identified.” —Wall Street Journal “Theoretically daring and experimentally ingenious, Becoming Human squarely tackles the abiding question of what makes us human.” —Susan Gelman, University of Michigan Virtually all theories of how humans have become such a distinctive species focus on evolution. Becoming Human proposes a complementary theory of human uniqueness, focused on development. Building on the seminal ideas of Vygotsky, it explains how those things that make us most human are constructed during the first years of a child’s life. In this groundbreaking work, Michael Tomasello draws from three decades of experimental research with chimpanzees, bonobos, and children to propose a new framework for psychological growth between birth and seven years of age. He identifies eight pathways that differentiate humans from their primate relatives: social cognition, communication, cultural learning, cooperative thinking, collaboration, prosociality, social norms, and moral identity. In each of these, great apes possess rudimentary abilities, but the maturation of humans’ evolved capacities for shared intentionality transform these abilities into uniquely human cognition and sociality.
Eine Theorie der Ontogenese
Fast alle Theorien darüber, wie der Mensch zu einer so einzigartigen Spezies geworden ist, konzentrieren sich auf die Evolution. Michael Tomasello legt mit seinem faszinierenden Buch eine komplementäre Theorie vor, die sich auf die kindliche Entwicklung konzentriert. Aufbauend auf den bahnbrechenden Ideen von Lev Vygotskij, erklärt sein empiriegesättigtes Modell, wie sich das, was uns menschlich macht, in den ersten Lebensjahren herausbildet. Tomasello bietet drei Jahrzehnte experimenteller Arbeit mit Schimpansen, Bonobos und Menschenkindern auf, um einen neuen theoretischen Rahmen für das psychologische Wachstum zwischen Geburt und siebtem Lebensjahr vorzuschlagen. Er identifiziert acht Merkmale, die den Menschen von seinen engsten Verwandten unterscheiden: soziale Kognition, Kommunikation, kulturelles Lernen, kooperatives Denken, Zusammenarbeit, Prosozialität, soziale Normen und moralische Identität. Auch Menschenaffen besitzen diesbezüglich rudimentäre Fähigkeiten. Aber erst die Anlage des Menschen zu geteilter Intentionalität verwandelt diese Fähigkeiten in die einzigartige menschliche Kognition und Sozialität. Mit seiner radikalen Neubewertung der Ontogenese zeigt Tomasello, wie die Biologie die Bedingungen schafft, unter denen die Kultur ihre Arbeit verrichtet. (Quelle: buchhandel.de)
Seit vielen Jahrhunderten wird die Frage nach der Natur des Menschen von zwei grundsätzlichen Positionen bestimmt: Hobbes’ Meinung, daß die Menschen egoistisch zur Welt kommen und die Gesellschaft sie zur Kooperation erziehen muß, und Rousseaus Darstellung, nach der die Menschen von Natur aus kooperativ sind und später von ihrem Umfeld zu Egoisten gemacht werden. In „Warum wir kooperieren“ berichtet Tomasello von wegweisenden Studien mit Kindern und Schimpansen, die neues Licht auf diese uralte Frage werfen. Kinder sind von Geburt an hilfsbereit und kooperativ, lernen aber im Laufe ihres Heranwachsens, eher selektiv zu kooperieren und beginnen den sozialen Normen ihrer Gruppe zu folgen.
Menschen sprechen – im Gegensatz zu allen anderen bekannten Lebewesen auf diesem Planeten. Generationen von Wissenschaftlern haben sich mit der Herkunft der menschlichen Sprache beschäftigt, jedoch gibt es bis heute keine überzeugende Erklärung. Michael Tomasello leistet mit seiner Untersuchung einen entscheidenden Schritt zur Lösung dieses Rätsels. Er stützt sich auf umfangreiche empirische Daten aus der Primaten- und Säuglingsforschung sowie auf bedeutende Theorien der Sprachphilosophie. Anhand zahlreicher Beispiele aus der menschlichen Alltagskommunikation präsentiert er ein differenziertes Modell der Sprachentwicklung, das sowohl individuelle als auch evolutionäre Perspektiven berücksichtigt. Im Zentrum dieses Modells stehen Gesten – wie Zeigen und Pantomime –, die sich im Zuge der sozialen Kooperation unter Primaten entwickelt haben. Diese Gesten betrachtet Tomasello als Urformen der menschlichen Sprache. Für den Übergang von diesen gestischen Vorformen zu einer komplexen sprachlichen Kommunikation, die kulturell kodiert und tradiert werden kann, ist jedoch eine weitere biologisch verankerte, aber ausschließlich menschliche Voraussetzung notwendig: eine „psychologische Infrastruktur geteilter Intentionalität“. Diese ermöglicht es Menschen, ihre Wahrnehmungen und Absichten abzustimmen und als Bezugspunkt für gemeinsames Handeln zu nutzen. Der Mensch spricht, weil er ein genuin soziales Wesen ist.
Zur Evolution der Kognition
Affen und Menschen teilen noch heute 99 Prozent ihres genetischen Materials. Trotzdem ist es nur der Menschheit gelungen, kognitive Fähigkeiten auszubilden, die so komplexe Gebilde wie etwa sprachliche Kommunikation und soziale Organisationen, Hochleistungsindustrie und entsprechende Technologien hervorgebracht haben. Wie ist das möglich? Gestützt auf zahlreiche Experimente mit Primaten und Kleinkindern, entwickelt Michael Tomasello ein Modell des menschlichen Denkens, das diese Phänomene erklären kann, indem er kulturelle Vermittlung als biologischen Mechanismus begreift. Die Ausführung dieser zentralen These wirft ein neues Licht auf zahlreiche Disziplinen der Geistes- und Naturwissenschaften und zeigt die Verbindung dieser sonst so strikt getrennten »zwei Kulturen« im Licht der evolutionären Anthropologie auf. Michael Tomasello ist Kodirektor am Max- Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie und am Wolfgang-Köhler-Primaten-Forschungszentrum, beide in Leipzig.