Mit Essen spielt man nicht, sagen die Eltern. Mit Sprache schon, sagt Thilo Bock. Also stimmt der Mann in sieben mal sieben Gedichten das Hohelied der Genüsse an. Mit gepfeffertem Humor und reichlich Sinn fürs Kulinarische kommt er vom Leibgericht aufs Leibgedicht. Spaghetti sind ihm ein »heiß verschlungner Zungenkuss«, die Kartoffel Laura »des Hungers Dividende«, in Graubrot mit Butter erkennt er »unfassbares Glückskinderfutter«. Er schwärmt für Mortadella: »Du Hauch von Nichts auf meinem Teller«, sucht fürs »Laugengebäck« das »Backgepäck« und spürt im »Mundraum« den »Schlundflaum«. Doch auch als Kritiker tritt er in Erscheinung. Tofukäse, die Industriekartoffel EH92-527-1 und junger Gouda zum Beispiel bekommen bei ihm ihr Fett weg. Thilo Bocks »Verfressene Verse« sind eine lyrische Delikatesse für alle, die nicht nur essen, um satt zu werden.
Thilo Bock Reihenfolge der Bücher






- 2022
- 2021
Auf Nimmerwiedersehen 2021
Ein Jahr wird abgewählt
- 2020
Auf Nimmerwiedersehen
Ein Jahr auf Distanz
- 2019
Der Berliner ist dem Pfannkuchen sein Tod
35 Arten die Realität zu bewerten
Thilo Bocks Satiren und Geschichten sind zeitaktuelle Miniaturen mit harten rhetorischen Mitteln und viel Lokalkolorit. In diesem neuen Erzählungsband entdeckt er Hitlers Hodenwärmer, besucht Stammgermanen im Berliner Umland und deckt auf, wie der Pfannkuchen in die Welt kam und was John F. Kennedy damit zu tun hatte. Von nun an wird regelmäßig geputzt! Oder einfach im Bett geblieben, damit die Wohnung weniger schnell verdreckt. Auch so ist es mühsam genug, die Realität immer wieder neu zu bewerten: Wie gelingt der Berxit – der Ausstieg aus einem Staat, in dessen meisten Regionen man Berlins Bewohner nicht versteht, also mental? Kommen jedoch Touristen, kümmern sich professionelle Auskunftsberliner darum, sie geschickt über das Stadtgebiet zu verteilen. Nicht jeder, der zur Museumsinsel möchte, sollte diese finden müssen. Thilo Bock plädiert in seinem neuen Erzählungsband für die Abschaffung überflüssiger Angelegenheiten wie Mücken, Fett und Staub, findet, dass man sich öfter mal bei Arschlöchern entschuldigen sollte, und deckt auf, wie Realitätsverschleierung funktioniert. Am Ende bleibt nur eine Frage offen: Woraus sind eigentlich Glasnudeln?
- 2017
Die Literaturwerdung der „Berliner Schnauze“ Berlin war und ist bis heute von Zuwanderung geprägt und hat sich in der Ausbildung einer besonderen Mundart aller Sprachen bedient und sie einem Metropolen-Dialekt einverleibt, den man gemeinhin „Berliner Schnauze“ nennt. Von der Straße, aus den Dienstmädchenkammern und Hinterhöfen fand das Berlinerische seinen Weg auf die Bühnen der Schmalzstullentheater und bald auch in die Schreibstuben der Dichter. Was mit Adolf Glaßbrenners Eckensteher anfing, wurde von Theodor Fontane aufgegriffen, von Erich Mühsam, Max Herrmann-Neiße und selbst von Gottfried Benn. Kurt Tucholsky entpuppte sich als Meister des mundsprachlichen Gelegenheitsgedichtes und Erich Weinert berlinerte noch aus dem Exil gegen die Nationalsozialisten an. Eine Mundart wurde hoffähig mit all ihrer Frechheit und Obszönität. Diese erste dokumentarische Anthologie, die sich dieser volksnahen Sprache widmet, umfasst über 250 Gedichte – von 1830 bis heute. Entstanden ist eine Berliner Kulturgeschichte „von unten“, die fast wie nebenbei auch die deutsche Geschichte der letzten zweihundert Jahre nachzeichnet – vom preußischen Selbstbewusstsein über den kaiserstädtischen Größenwahn, den Klassenkampf der Goldenen Zwanziger, den Jahren im Krieg, wo vielen Autoren allein die Mundart als Stück Heimat blieb, bis hin zur Rückbesinnung in den Jahren deutsch-deutscher Teilung und deren Überwindung.
- 2016
Geistergeschichten. Mit Fotografien von Susanne Bax und einem Nachwort von Jörg FeßmannSeit 30 Jahren ist das Alfred-Döblin-Haus in Wewelsfleth in Schleswig-Holstein eine Institution. Stipendiatinnen und Stipendiaten der Berliner Akademie der Künste und der Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten kommen, um sich ganz ihrer schriftstellerischen Arbeit hingeben zu können – so hat es Günter Grass verfügt, der sein früheres Wohnhaus, ein denkmalgeschütztes Haus aus dem 17. Jahrhundert, in eine Stiftung einbrachte.Auch Peter Wawerzinek und Thilo Bock zählten zu den Glücklichen – und trafen dort auf die inzwischen verstorbene Frau Keyn, die sich liebevoll um ihre Schützlinge kümmerte. Dieses Buch mit realen und fiktiven Geschichten ist ihr gewidmet und erzählt zugleich eine Geschichte der jüngeren deutschen Literatur. Mit Originalbeiträgen von Karen-Susan Fessel, Gerd Gedig, Ralph Hammerthaler, Volker Kaminski, Hans-Gerd Pyka, Guido Rademacher & Hedi Schulitz. Das Buch entsteht in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste, Berlin.
- 2016
»Seien wir neu und erfinderisch von Grund aus. Dichten wir das Leben täglich um.« (Hugo Ball, 12. März 1916) In seiner künstlerischen Biographie des jungen Hugo Ball zeichnet Thilo Bock den Werdegang eines radikalen Avantgardisten nach. 1916 begann im Zürcher Amüsierviertel eine Revolution. Doch nicht Lenin, der in der gleichen Straße auf seine Zeit wartete, sondern eine Gruppe junger Künstler aus halb Europa schlug im Hinterzimmer einer Bierwirtschaft auf die Pauke der Avantgarde. Unter ihnen Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck und Hans Arp. Eingeladen hatten Emmy Hennings und Hugo Ball. Sie Sängerin und Muse der Schwabinger Vorkriegsboheme, er ehemaliger Dramaturg an den Münchner Kammerspielen und aufstrebender Dichter. Das am 5. Februar 1916 eröffnete Cabaret Voltaire wurde in den fünf Monaten seines Bestehens zu einem Hotspot der Avantgarde. Hier entstand inmitten des Ersten Weltkrieges Dada und mit ihm die stilprägenden literarischen Innovationen, die den Gattungsfundus der dadaistischen Literatur ausmachten. Fundiert und unterhaltsam rekonstruiert Thilo Bock diese Konsolidierungsphase und erzählt auch von Balls persönlichem Scheitern als Bischof im Glanzpapierkostüm.
- 2014
Ein Sommernachtstraum in XXL Ausgerechnet an seinem 40. Geburtstag gerät Svens Leben durcheinander. Er verguckt sich in Luis, eine junge Frau mit Skateboard, und folgt ihr aufs Tempelhofer Feld. Inmitten Berlins gelegen, eröffnet es mit seiner schier unendlichen Weite vollkommen neue Perspektiven. Als ihn Luis unvermittelt anspricht, steigert das seine Verwirrung. Komplett wird diese, als er wenige Tage später an gleicher Stelle Antonia kennenlernt, die ein kleines Kistenbeet bepflanzt und sehr an Sven interessiert ist. Fortan zieht es Sven häufig zur Stadtbrache, die schon vieles gewesen ist, nur nie bebaut, allenfalls an den Rändern. Will er anfangs lediglich Klarheit über seine Gefühle erlangen, verliert er sich rasch in der wechselvollen Geschichte des ehemaligen Flughafens und lernt Menschen kennen, die hier ihren Platz gefunden haben. So wird das Tempelhofer Feld zum zweiten Protagonisten – ein provisorischer Ort, wo vieles möglich scheint, manches passiert und anderes nur Wunschdenken bleibt.
- 2013
Dichter als Goethe
Heiligenlegenden und Geschichten aus Spaß
- 2011
Senatsreserve
- 317 Seiten
- 12 Lesestunden
Reinickendorf, nördlicher Stadtrand von Westberlin, ein knappes Jahr vor dem Mauerfall: Karsten Grube ist 20 Jahre alt, in die Mutter seiner Freundin verliebt und seit kurzem Praktikant des abgerissenen Lokalreporters und Kettenrauchers Martin Horn, der im Alleingang ein Anzeigenblättchen für das Märkische Viertel erstellt. Gelangweilt von ihrem journalistischen Alltag stoßen die beiden auf den skandalträchtigen Fall des von den Bewohnern der Trabantensiedlung so sehnsüchtig erwarteten Ausbaus der U-Bahnlinie 8. Bei ihren Recherchen geraten Horn und Grube in das zwielichtige Herz der Halbstadt. Dabei verheddern sie sich in einem Netz aus Versuchung und Verbrechen. Der Ausweg könnte tief unter der Erde liegen – im geheimen Bergwerk von Westberlin. Eine Pulpgroteske, ein humorvoller Entwicklungsroman und Krimi mit angezogener Handbremse!
