Der Psychoanalytiker J. Laplanche und der Philosoph J.-B. Pontalis haben die gesamte psychoanalytische Literatur durchgearbeitet und zu einem »Vokabular der Psychoanalyse« zusammengetragen. Das Vokabular definiert nicht nur die von Freud und einigen seiner Schüler eingeführten und mittlerweile über die halbe Welt verbreiteten Ausdrücke, sondern erörtert ihre Entstehung, ihre Wandlungen, ihren heutigen Status, um ihre Bedeutung innerhalb der psychoanalytischen Theorie und Praxis zu entschlüsseln. Der gesamte begriffliche Apparat der Psychoanalyse wird so unter drei Gesichtspunkten analysiert: Geschichte, Struktur, Problematik.
Jean Laplanche Bücher
Jean Laplanche war ein französischer Psychoanalytiker, dessen Werk tief von philosophischer Forschung geprägt war. Seine frühen Studien bei bedeutenden Denkern formten sein tiefes Verständnis des menschlichen Geistes. Später absolvierte er eine psychoanalytische Ausbildung und Therapie bei Jacques Lacan, was seinen theoretischen Ansatz weiter verfeinerte. Laplanches Beiträge etablierten ihn als eine bedeutende Figur, die philosophisches Denken mit psychoanalytischer Praxis verband.






Ein biologistischer Irrweg in Freuds Sexualtheorie
- 135 Seiten
- 5 Lesestunden
In seiner Abschlussvorlesung zur Reihe »Problématiques« untersucht Jean Laplanche den Ursprung der infantilen Sexualität und präsentiert eine neuartige Theorie. Anders als Freud, der die Sexualität aus Selbsterhaltungsinstinkten ableitet, betont Laplanche die Rolle des erwachsenen »Anderen«. Dieser vermittelt durch rätselhafte Botschaften, die die Entwicklung der Sexualität bei Kindern anstoßen. Laplanche bietet somit eine frische Perspektive auf die Entstehung der Sexualität und deren komplexe Wechselwirkungen zwischen Kind und Erwachsenem.
Die Vorlesungsreihe »L après-coup« von Laplanche bietet eine tiefgehende Analyse des Freud'schen Begriffs der Nachträglichkeit und beleuchtet dessen Bedeutung in der Psychoanalyse. Durch die Eröffnung eines Raums für unterschiedliche Interpretationen präsentiert Laplanche schließlich eine eigene Lesart. Dieser Band stellt die Vorlesungen erstmals in deutscher Sprache zur Verfügung und ermöglicht somit einen neuen Zugang zu einem zentralen Thema der psychoanalytischen Theorie.
Welchen Status hat die Phantasie innerhalb der Psychoanalyse? Wie lässt sich ihr Verhältnis zur Sexualität begründen? Was haben Phantasieproduktionen mit Ursprungsfragen zu tun? Auf welche Rätsel sucht die Phantasie eine Antwort zu geben? Das sind einige Fragen, die Laplanche und Pontalis in diesem 1964 erstveröffentlichten Essay entfalten. Der neu ins Deutsche übersetzte Text markiert den Moment, an dem sich die Autoren des Vokabular der Psychoanalyse von ihrem Lehrer Lacan abwenden, um ihre eigene Rückkehr zu Freud zu vollziehen. Zum ersten Mal gräbt Laplanche, hier noch mit Pontalis, auf unnachahmliche Weise einen vergessenen Begriff Freuds – die Urphantasie – aus, um ihn für das psychoanalytische Denken fruchtbar zu machen. Die Autoren heben diesen versunkenen Schatz und ziehen Verbindungen zu weiteren Freud’schen Begriffen, die nach einer langen Periode des Schweigens wieder zur Sprache kommen: Autoerotismus, Verführung, Nachträglichkeit, Anlehnung.
»Die hier zusammengestellten Aufsätze erstrecken sich über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren. Sie kennzeichnen die Etappen meiner Entwicklung, die Etappen der Schöpfung einer zwar von Freud angeregten Metapsychologie, die aber eine tiefergehende Erneuerung erfahren hat. Das Neue in der Psychoanalyse, wie auf allen anderen Gebieten, bedeutet eine Vertiefung der Grundlage, eine neue Begründung.« (Jean Laplanche) Der zentrale und lange Zeit auf Deutsch nicht zugängliche Text ist Die allgemeine Verführungstheorie. Die anderen Aufsätze bereiten den Weg dahin. In diesem revolutionären Theorieansatz trägt Laplanche einer grundsätzlichen, zwischenmenschlichen Situation Rechnung. Die eingeschränkte Theorie Freuds, die dieser recht schnell verdrängt hatte, wird durch Laplanche auf die Ebene der Verallgemeinerung gehoben. Von dieser Grundlage ausgehend, können die Metapsychologie und insbesondere die Lehre von den Trieben und von der Angst neu begriffen werden. Die psychoanalytische Praxis wird somit ihre Bedeutung und ihre Ziele besser bestimmen und behaupten können.
Neue Grundlagen für die Psychoanalyse
Die Urverführung
Mehr als 20 Jahre nach der Erstpublikation liegen die »Neuen Grundlagen für die Psychoanalyse« von Jean Laplanche nun erstmals in deutscher Übersetzung vor. Das Buch ist eine Einladung zum selbstständigen Denken in und mit der Psychoanalyse. Der profunde Kenner des Freud’schen Werkes und Mitautor des »Vokabulars der Psychoanalyse« setzt sich darin kritisch mit den Ursprüngen der Psychoanalyse bei Freud und seinen Nachfolgern auseinander. Er entwickelt einen weitreichenden Vorschlag für eine Neubegründung der Psychoanalyse. Jean Laplanche verbindet in seiner Arbeit die unverblümte Kritik der Irrwege mit der Anerkennung der ureigenen, unverzichtbaren Elemente der Psychoanalyse. Das Buch bildet einen zentralen Moment im Schaffen des Autors und eröffnet den Weg zur »Allgemeinen Verführungstheorie«. Es ermöglicht, die Entstehung des Unbewussten, die Natur des Triebes, aber auch das Wesen der psychoanalytischen Praxis neu zu begreifen, und stellt insofern einen Meilenstein für eine metapsychologische Neubestimmung der Psychoanalyse dar. Auch der Bezug bzw. die Abgrenzung zu anderen Wissenschaften (u. a. Biologie und Linguistik) wird erläutert.
Sexual
Eine im Freud’schen Sinne erweiterte Sexualtheorie
Jean Laplanche gehört zu den renommiertesten und einflussreichsten französischen Psychoanalytikern. Mit seiner Allgemeinen Verführungstheorie, die er in seinen Vorlesungen an der Université Paris VII zwischen 1970 und 1993 entwickelte, legte er den womöglich letzen großen Entwurf vor, um der Psychoanalyse ein gemeinsames Fundament zu schaffen. Jean Laplanche setzte sich Zeit seines Lebens für eine Erneuerung und Weiterentwicklung der Freud’schen Psychoanalyse ein. Dabei stellte er den Freud’schen Begriff einer »erweiterten« Sexualität ins Zentrum seiner Theoriebildung. Der französische Neologismus »sexual« soll genau diese Freud’sche Erweiterung sichtbar machen und betonen, dass das Unbewusste von der Sexualität nicht zu trennen ist. Das vorliegende Buch versammelt in chronologischer Abfolge die Aufsätze, die Laplanche in seiner letzten intellektuellen Schaffensperiode zwischen 2000 und 2006 verfasst hat. In diesen Texten geht Laplanche von seiner Allgemeinen Verführungstheorie aus, die er bis zu seinem Lebensende weiter entwickelt hat, und beleuchtet damit so unterschiedliche Fragestellungen wie etwa das Verhältnis von Trieb und Instinkt, das psychoanalytische Verständnis des Sexualverbrechens, die Gendertheorie oder die Stellung der Psychoanalyse an der Universität.
Die in diesem Band enthaltenen Aufsätze aus den Jahren 1989 bis 1992 sind nach wie vor aktuell und zeigen, dass der Gegensatz zwischen einer »kopernikanischen« Tendenz, die den Menschen sich selbst gegenüber dezentriert, und einer »ptolemäischen« Tendenz, die ihn unaufhörlich auf sein Ich rezentriert, in der Psychoanalyse und auch im Denken Freuds gegenwärtig bleibt. Zu behaupten, dass der Mensch ursprünglich um den Anderen »kreist« und dass er sich von Kindheit an von einer radikalen Andersheit aus bildet, ist eine Revolution, die es fortzusetzen gilt; von Freud aus und über ihn hinaus.
Leben und Tod in der Psychoanalyse ist ein Klassiker der psychoanalytischen Literatur, der bisher im deutschsprachigen Raum noch wenig beachtet worden ist. Jean Laplanche behandelt darin auf seine methodisch und inhaltlich unverwechselbare Weise die großen Grundfragen der Psychoanalyse: Wie sexuell ist das Unbewusste bzw. welchen Begriff von Sexualität hat die Psychoanalyse überhaupt? Wie ist das Ich in seinem Verhältnis zum Narzissmus zu bestimmen? Wie lassen sich Aggression und Sadomasochismus unterscheiden und welchen Stellenwert soll dem Todestrieb eingeräumt werden? Auch Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung hat der vorliegende Text nichts von seiner Originalität eingebüßt: Viele Themenkomplexe, die Laplanche ausarbeitet, so die Nachträglichkeit und das zweizeitige Trauma oder die Unterscheidung von Trieb und Instinkt, haben im Laufe der Zeit ungeahnte Aktualität entwickelt.
