Der französische Philosoph Jacques Derrida (geb. 1930) entwickelt eine Philosophie der Differenz, die den Logozentrismus überwinden möchte. Heinz Kimmerle beschreibt in dieser Einführung die Dekonstruktion und ihre Strategien, die sich wandeln, während sie ihren philosophischen Kern bewahrt und den Bruch mit der Tradition vollzieht.
Heinz Kimmerle Bücher






Der Grundzug der europäischen Philosophie ist von Adorno als Identitätsdenken beschrieben worden. Von diesem gilt, daß es nicht in der Lage ist, das Besondere zu erfassen. In der kleinen Schrift , Identität und Differenz, (1957) sucht Heidegger den Weg frei zu machen für einen Begriff der Differenz, der nicht mehr innerhalb der Identität angesiedelt ist. Das Besondere ist mehr und Anderes als eine Variation des Allgemeinen. Damit ist gegenüber der Tradition der europäischen Philosophie ein neues Gebiet des Denkens erschlossen worden. Eine Reihe französischer Philosophen hat dieses neue Denk-Gebiet näher erkundet. In der hier gebotenen Einführung werden Deleuze, Lyotard und Derrida ausgewählt und in ihren theoretischen Ansätzen behandelt, weil sie zur Bestimmung des neuen Begriffs der Differenz ausdrücklich etwas beigetragen haben. Für die überwiegend praktische Seite des Differenzdenkens werden Irigaray, Kristeva und Vertreter der interkulturellen Philosophie herangezogen. Dabei geht es um die Differenz der Geschlechter, die symbolische Differenz (das heißt, die Anzeichen des Semiotischen im Symbolischen) und die Differenz der Kulturen. In einer Schlußbetrachtung wird das Verhältnis des Differenzdenkens zur Dialektik erörtert. Dabei ergibt sich, dass die Dialektik, sofern ihr der Universalitätsanspruch genommen wird, als eine Form des Differenzdenkens betrachtet werden kann.
Der Autor reflektiert über interkulturelle Erfahrungen, die sein Denken grundlegend verändert haben. Durch diese Erfahrungen hat sich sein Blick auf das Eigene und das Fremde geschärft, wobei er eine neue Dimension der philosophischen Arbeit entdeckt hat. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Neubewertung des Animismus und der Beziehung zwischen Hegels Philosophie und traditionellen Religionen in Subsahara-Afrika. Zudem untersucht er Nietzsches Verhältnis zu nicht-westlichen Kulturen und betont die Bedeutung der kulturellen Pluralität. Kimmerle, emeritierter Professor, konzentriert sich auf interkulturelle Philosophie mit einem Fokus auf afrikanische Denktraditionen.
Philosophie - Geschichte - Philosophiegeschichte
Ein Weg von Hegel zur interkulturellen Philosophie
- 98 Seiten
- 4 Lesestunden
Hegels Konzept von Philosophie, Geschichte und Philosophiegeschichte wird als problematisch betrachtet, da es stark idealistisch und auf Europa beschränkt ist. Während Marx die dialektische Kontinuität ablehnt und zu einer genealogischen Betrachtung wechselt, erweitern Nietzsche, Foucault und Derrida den Fokus auf andere kulturelle Bereiche. Foucault untersucht die Geschichte unabhängig von linearen Zusammenhängen, bleibt jedoch ebenfalls auf Europa konzentriert. Die interkulturelle Philosophie hingegen überwindet diese Grenzen und stellt die Begriffe unter neuen Bedingungen wieder her, indem sie tragende Anfänge für geschichtliche Zusammenhänge vorschlägt.
Denken in Dialogen
Zur Orientierung in einer hybriden Kultur
Afrika begegnet China und Japan
Drei Wege der Rezeption und Transformation des Christentums westlicher Prägung
- 179 Seiten
- 7 Lesestunden
Es ist für die Interkulturelle Philosophie hoch interessant zu beobachten, dass das Christentum westlicher Prägung, das sich im Zuge der Kolonisierung Afrikas dorthin ausgebreitet hat, in der nachkolonialen Epoche dort sehr großen Erfolg hat und von afrikanischem Denken aus tiefgehend transformiert wird. Gerrit Brand, ein südafrikanischer Theologe und Philosoph hat diesen Prozess genau dargestellt und auch kritisch untersucht. Dass sich in China vergleichbare Entwicklungen aufzeigen lassen, ist viel weniger bekannt und unterliegt auch anderen kulturellen und politischen Bedingungen. Jing-Jong Luh, der als Philosoph und Theologe in Taiwan arbeitet, hat diese Entwicklungen in einer genauen und ausführlichen Studie für den vorliegenden Band behandelt. Mit der Präsentation dieser Beiträge will der Herausgeber Heinz Kimmerle seine Versuche einen Schritt weiter bringen, interkulturell philosophische Süd-Ost-Dialoge anzuregen, die er in dem Buch ‚Afrika und China im Dialog‘ begonnen hat, das er zusammen mit seinem Amsterdamer Kollegen Hans van Rappard geschrieben hat. Die Reflexionen von Eiko Hanaoka zur Begegnung von Zen Buddhismus und Christentum, die von den Grundlagen der Kyoto-Schule in Japan ausgehen und den hier vorliegenden Band abrunden, machen eine Tiefendimension fernöstlichen religiösen Denkens sichtbar, die wesentlich zum Verständnis möglicher interkulturell philosophischer Süd-Ost-Dialoge beitragen.