Eine neue Lektüre von Kleists Dramen und Erzählungen, die deren radikale Infragestellung der Kunstperiode beleuchtet und neue Wege für Drama und Erzählung eröffnet. Die Interpretationen sind einzeln verständlich und bieten zusammen eine umfassende Auseinandersetzung mit der ästhetischen Innovationskraft bis in die Gegenwart.
Das Buch untersucht die faszinierende Beziehung zwischen Wolken und der menschlichen Vorstellungskraft über die Jahrhunderte. Anhand ausgewählter literarischer Beispiele von der Antike bis zur Gegenwart wird aufgezeigt, wie Wolken als Naturphänomen künstlerische und wissenschaftliche Interpretationen inspirierten. Dabei wird ein Doppel-Blick geworfen: auf die künstlerischen Strategien und den jeweiligen Stand des meteorologischen Wissens. Wolken werden als komplexe Symbole von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Formbarkeit und Unbestimmtheit betrachtet, die Grenzen des Repräsentierbaren markieren.
Goethe und Kleist haben ihre Kunstexperimente im Denkhorizont Kants, insbesondere der Kritik der Urteilskraft, unternommen – so die leitende These dieses Bandes. Kant hatte hohe Erwartungen an die Kunst – daß sie die Kluft zwischen Erfahrungswirklichkeit und den Forderungen der Vernunft überbrücke – einerseits begründet, andererseits nachhaltig eingeschränkt: eine bloß analogische, bloß symbolische Verknüpfung beider sei möglich. Schiller und die Romantiker fanden sich damit nicht ab; Goethe und Kleist zeigen dagegen in den Figuren und Konstellationen, die sie entwerfen, daß ihnen der Abgrund zwischen Empirie und Idee und dessen bloß symbolische Überbrückung ein permanentes Ärgernis bleibt. Wer versuche, schreibt Goethe, diese Kluft zu überwinden, der gerate in Aporien, müsse Sich-Ausschließendes zusammendenken, was ihn in „eine Art Wahnsinn“ versetze. Der Betrachtungsansatz grenzt deutlich Goethes von Schillers Entwurf einer „ästhetischen Erziehung“ ab, führt zu einem neuen Verständnis von Kleists Kantkrise und zu markanten Neudeutungen etlicher Werke, darunter Torquato Tasso, Iphigenie auf Tauris, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Dichtung und Wahrheit und Robert Guiskard, Familie Schroffenstein, Amphitryon, Penthesilea, Prinz Friedrich von Homburg, Über das Marionettentheater.
Die Idee der „Kultur“ steht im Zentrum des deutsch-jüdischen Diskurses. Ihre Begründung und Entfaltung hat diesen immer neu befruchtet. Geschuldet ist dies einer fundamentalen Widersprüchlichkeit in der Kulturidee selbst. Auf der einen Seite ist in ihr ein universaler emanzipatorischer Anspruch gesetzt - Kulturisierung als Hinarbeiten auf die Idealkultur einer auf Freiheit gegründeten Gemeinschaft -, auf der anderen Seite ist in der Idee der „Kultur“ das Besondere als Besonderes anerkannt, das nicht zum Fall einer Regel gemacht werden kann oder darf. In eben dieser Widersprüchlichkeit konnte die Idee der „Kultur“ ihre hohe Attraktivität für das Judentum gewinnen, als Berufungsinstanz und Verwirklichungsfeld im Streben nach Gleichstellung, die nicht die Selbstaufgabe der jüdischen Identität einschließt. Entsprechend waren es vor allem jüdische Philosophen, Theologen, Historiker, Sozialwissenschaftler und Künstler, die diese Idee der „Kultur“ in ihrer Widersprüchlichkeit ausgearbeitet haben. Umgekehrt hat die Reflexion der Aporien und Krisen der jüdischen Akkulturation dem Kulturgedanken immer neu produktive Impulse gegeben. Mit den Beiträgen des vorliegenden Bandes wird an repräsentativen Vertretern - von Mendelssohn über Husserl, Cohen, Benjamin, Scholem, Kafka, Canetti u. a. - der jüdische Beitrag zur Ausarbeitung der Kulturidee rekonstruiert. AUTOR: Bernhard Greiner ist Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Tübingen, 2000-2002 Inhaber des Walter Benjamin Lehrstuhls an der Hebräischen Universität Jerusalem. Christoph Schmidt ist Dozent an den Abteilungen für deutsche Literatur und für Kulturwissenschaft der Hebräischen Universität Jerusalem.
Seit 2500 Jahren deuten die Menschen sich selbst und ihre Stellung in der Welt immer neu nach dem Muster der Tragödie. Deren Frage- und Erklärungspotential vermag uns offenbar bis heute zu erregen, zu fesseln und zu schöpferischer Leistung anzuregen. Nach seinem Standardwerk zur Komödie (A. Francke/UTB 22006) zeichnet Bernhard Greiner hier die Geschichte der Tragödie als der zentralen dramatischen Gattung nach: Intensiv setzt er sich mit der antiken Tragödie auseinander, sodann mit Vertretern der Gattung in der englischen, französischen und deutschen Literatur des 16. und 17. Jh. s, anschließend wird die deutsche Tragödie vom 18. Jh. bis zur Gegenwart in ihren wichtigsten Vertretern vorgestellt. Zugleich wird eine Übersicht der zentralen Tragödientheorien von Aristoteles bis zu Nietzsche und Benjamin gegeben. Aus der Interpretation exemplarischer Werke werden leitende Fragestellungen, Spielarten und Begründungszusammenhänge der Tragödie in der jeweiligen Epoche entwickelt – literarische Interpretation, theoretische Reflexion und historische Einbettung werden verbunden. So fasst dieses Lehrbuch das Grundlagenwissen zur Tragödie und ihrer Geschichte systematisch und historisch strukturiert zusammen.
Die in diesem Band versammelten Studien sind exemplarischen Konstellationen deutsch-jüdischer Interkulturalität gewidmet. Mit dem Titel 'Beschneidung des Herzens', einer Paulinische Wendung, die Shakespeare im 'Kaufmann von Venedig' aufgegriffen hat, wird an die fundamentale Konfrontation zwischen der jüdischen Kultur und ihrer nicht-jüdischer Umgebung erinnert, die zu einem deutsch-jüdischen Dialog führte. Aus dem Inhalt Programmatische Aneignungen biblischer Figuren oder Motive (Kafka, Racine, Goethe, Grillparzer, Canetti) Begründung der Bildungsidee (Moses Mendelssohn) und deren alternative Aneignung im Bildungsroman (Goethe, Dorothea Schlegel) Literarischer Umgang mit dem Problem des Gottesnamens (Goethe, Canetti) Heines mythopoetische Abschiednahme von der deutschen Romantik Spielarten jüdischer 'Theatromanie' (Ludwig Börne, Max Reinhardt, Theodor Lessing) Jüdische Perspektive des Exils (Anna Seghers)
Die Beiträge des Bandes haben zum Gegenstand, die ästhetisch inszenierte Relation von Kontingenz und Ordo in narrativen Texten näherhin zu beschreiben, damit zugleich den Nachweis zu führen, dass das Erzählen in der Neuzeit sich in Folge dieser Relation selbst begründet bzw. begründen muss: Der 'discours' restituiert, hochkomplex und äußerst fragil, einen Ordo, den die 'histoire' desavouiert - und umgekehrt. Erzählen und 'Wahrnehmung' stehen somit in einer Interrelation, die ein eindeutiges 'Prae' und 'Post' letztlich ausschließt, die es unentscheidbar macht, ob eine neue 'Wahrnehmung' ein neues Erzählen generiert oder ob ein neues Erzählen eine neue 'Wahrnehmung' konstituiert: die ursächliche Kontingenz des Ordo bedingt einen Ordo der Kontingenz.