In seinem im Stil einer vorlesungsartigen Einführung in die Ethik verfaßten Buch stellt Anton Leist die unausweichliche Bedeutung der Ethik für jeden einzelnen in seinem eigenen Leben heraus. Verstanden wird die Moral in einem an Kant orientierten Vorschlag als eine ideelle Konstruktion, die objektive Kriterien sowohl entwickelt wie ihnen gehorcht. Inhaltlich entsteht dabei eine universelle Moral, die allerdings von internen Widersprüchen bedroht ist. Die persönlichen und unpersönlichen Beziehungen, die Forderungen nach Hilfe und Nichtschaden stehen widersprüchlich zueinander und benötigen einer neuen Zuordnung. Der moderne Universalismus ist auch heute noch weitgehend ein Programm – wenn auch, wie der Autor zeigt, ein grundsätzlich realisierbares.
Anton Leist Bücher






Lebensdinge
Alltagsphilosophische Zugänge
Der moralische Kontraktualismus ist neben der kantischen und utilitaristischen Tradition die dritte Haupttradition einer aufgeklärten Moralphilosophie. Seine Kernthese besagt, daß moralische Normen und Forderungen legitim sind, wenn die Betroffenen sich aus ihren Interessen heraus auf die Etablierung dieser Normen hätten einigen können. Eine vernünftige Moral ist demnach, obwohl sie Freiheitsbeschränkungen verlangt, zum gegenseitigen Vorteil der Einzelnen. Die Autoren des Bandes diskutieren im Lichte neuerer Arbeiten die Vorzüge und Schwierigkeiten der moralischen Vertragstheorie. Zentrale Themen sind der Begriff der Moral, das Problem der moralischen Normativität, der Zusammenhang von Moral und Interesse, von Moral und Rationalität sowie die Frage, welche moralischen Normen eine kontraktualistische Theorie konkret zu begründen vermag.
Ethik der Beziehungen
Versuche über eine postkantianische Moralphilosophie
Die Kantische Ethik gilt bis heute als die dominante Theorie der Moral, und das nicht nur mit Blick auf ihre moralischen Inhalte, sondern mehr noch mit Bezug auf ihre Begründung der moralischen Prinzipien aus der Vernunft. Die Auseinandersetzung mit Kant führt jedoch zu der Einsicht, daß wir unsere Vorstellungen vom Verhältnis zwischen Ethik und Moral, sowie von der Verbindung von Moral und sozialer Realität reformulieren müssen. Die im vorliegenden Buch gesammelten Artikel verbindet die Erwartung, daß die Moral statt über die Vernunft über ihre Funktion im Rahmen sozialer Beziehungen besser zu verstehen und gestalten sein sollte. Den konkreten Reichtum unserer Handlungsziele, Beziehungsmöglichkeiten und sozialen Fähigkeiten sind wir nur dann in der Lage zu erschließen, wenn wir das Werkzeug der abstrakten Vernunft als unbrauchbar beiseite legen und statt dessen mit den alltäglichen, persönlichen und überpersönlichen, Erfahrungen arbeiten, nit denen wir uns auskennen. Weil einzig aus den Beziehungsformen Normativität erwächst, sollten uns diese selbst, ihre Bedeutungen und ihre Wandelbarkeit interessieren, weniger kodifizierbare moralische Pflichten und Regeln. Gegenstand der Ethik der Beziehungen sind die konkreten Spielräume und Kräfte der sozialen Verhältnisse zwischen Menschen, nicht die abstrakten Fingerzeige eines von den Beziehungen unabhängigen ‚moralischen Gesetzes'.
Auguste Forel - Eugenik und Erinnerungskultur
- 127 Seiten
- 5 Lesestunden
„Ich war stets und bleibe der Meinung, dass man viel zu viel blöde, kranke, degenerierte und schlechte, dagegen viel zu wenig gesunde, intelligente, arbeitsame, gute, sozial brauchbare Menschen besitzt. Ich bin Gegner des Quantitäts-, aber Freund des Qualitätsmalthusianismus, somit Anhänger einer bewussten und vernünftigen Eugenik, wie sie F. Galton vertritt.“ Bei der Beschäftigung mit Forels Persönlichkeit und Werk ist man oft hin- und hergerissen zwischen Erstaunen und Entsetzen. Forel war Psychiater und Direktor der Psychiatrischen Klinik Burghölzli in Zürich sowie ein passionierter Ameisenforscher, der auf der 1000-Schweizer-Franken-Banknote abgebildet war. Gleichzeitig war er Rassehygieniker, was zu kontroversen Aussagen führte. Die Auseinandersetzung mit Forel hat eine eigene Geschichte: Bis Anfang der 1990er Jahre wurden hauptsächlich seine positiven Leistungen hervorgehoben, während seine rassistischen und eugenischen Ansichten später stärker in den Fokus rückten. Der vorliegende Band beleuchtet Forel sowohl als historische Persönlichkeit, die eingeordnet werden muss, als auch im Kontext der Erinnerungskultur an der Universität. Es wird die Frage aufgeworfen, ob öffentliche Ehrungen nicht grundsätzlich als temporär betrachtet werden sollten, da die Ehrgeschichte kontinuierlich neu geschrieben werden muss.
Um Leben und Tod
Moralische Probleme bei Abtreibung, künstlicher Befruchtung, Euthanasie und Selbstmord
