New Deal heißt Mut zum Konflikt
Was wir von Roosevelts Reformpolitik der 1930er Jahre heute lernen können






Was wir von Roosevelts Reformpolitik der 1930er Jahre heute lernen können
Der Triumph gescheiterter Ideen in Europa – revisited. Zehn Länderstudien
Seit über fünf Jahren befindet sich Europa im Krisenmodus, trotz Rettungsmaßnahmen und finanzieller Unterstützung. Die Jugendarbeitslosigkeit hat in Ländern wie Griechenland über 60%, in Spanien über 55% und in Portugal sowie Italien über 40% erreicht. Nur in zwei EU-Mitgliedstaaten liegt die Quote unter 10%. Dies führt zu einer bitteren Realität: einem verlorenen Jahrzehnt und einer 'lost generation'. Die Entwicklungen verdeutlichen die verheerenden Folgen gescheiterter neoliberaler Ideen, insbesondere nach den Bundestagswahlen in Deutschland. Es wird deutlich, wie schwierig es ist, aus der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise herauszukommen, wenn Sparpolitik verfassungsrechtlich verankert ist und eine Fiskaldiktatur über die Staaten verhängt wurde. In zehn Länderkapiteln wird analysiert, wie unterschiedliche Sozialmodelle während der Krise verändert wurden und wie Austeritätspolitik sowie der Umbau von Arbeitsmärkten und Sozialsystemen Fehlentwicklungen verstärken. Dies führt zu einem sich gegenseitig verstärkenden Prozess, der Europa weiter auseinanderdriftet. Die Besonderheit der Analyse liegt in der Kombination von detaillierten Länderstudien und Querschnittsanalysen, die die Krisenpolitik der EU und deren Auswirkungen auf gewerkschaftliches Handeln beleuchten. Der Vorgängerband von 2012 war schnell vergriffen, und die Autoren haben sich entschieden, eine umfassende Aktualisierung und Erweiterung vorzunehmen, ins
Was diesen Band aus der Krisenliteratur zu Europa heraushebt, ist der spezifische Zugang: zehn brandaktuelle Fallstudien aus Kernstaaten der Europäischen Union, verfasst von namhaften Sozialwissenschaftlern aus den jeweiligen Ländern. Komplettiert durch eine Analyse der Politik der EU-Institutionen und Gewerkschaften. So wird deutlich, worauf es ankommt: Wie die unterschiedlichen Kapitalismusvarianten in Europa – einige in ihren Grundfesten – erschüttert wurden und weshalb ökonomischer und institutionell-politischer Wandel innerhalb und zwischen den Ländern sie weiter in der Krise halten. Hier liegt zugleich das Geheimnis für das Scheitern wie auch für den Triumph neoliberaler Ideen, Konzepte und Politik.
Der Wandel des deutschen Modells des Kapitalismus wird in eine vergleichende Analyse der Entwicklungspfade und Wohlfahrtsmodelle von zehn EU-Ländern eingeordnet. Die „Welten des Kapitalismus“ sind in Bewegung, wobei Pfadkontinuität durch erheblichen institutionellen Wandel gesichert wird. In Großbritannien zeigt sich dies durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, Investitionen in Bildung und Gesundheit sowie aktive Wirtschaftspolitik, während Schweden durch Flexibilisierung der solidarischen Einkommenspolitik agiert. Deutschland hingegen hat sich vom Pfad der „koordinierten Marktwirtschaft“ entfernt und weist Merkmale des „liberalen Kapitalismus“ auf. Diese Kombination wirft die Frage auf, ob sie wettbewerbspolitische Überlegenheit bietet oder ein Hybrid ist, der weder hohe Beschäftigungsquoten noch Armutsbegrenzung erreicht. Das Buch beleuchtet zentrale Umbrüche in Deutschland und skizziert einen alternativen Zukunftspfad: ein Modell, das staatliche und tarifvertragliche Regulierung neu ausbalanciert und soziale Investitionen zur Förderung emanzipatorischer Potenziale nutzt. Untersuchte Branchen sind unter anderem die Automobilindustrie, Bauindustrie, der öffentliche Nahverkehr, die Altenpflege und der Einzelhandel, die jeweils mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind.
Arbeitspolitik wie Arbeitsforschung befinden sich gleichermaßen in der Defensive. Wenn heute in Zeiten andauernder Massenarbeitslosigkeit »Vorrang für Arbeit« gefordert wird, ist damit auch gemeint: »Hauptsache irgendwelche Arbeit«. Die veränderten, auf indirekte Steuerung setzenden Arbeits- und Organisationsformen entziehen der Arbeitspolitik herkömmlichen Zuschnitts zusätzlich den Boden. Diese Erfahrungen verleihen vielen aktuellen Diskussionen über Arbeitspolitik und Arbeitsforschung eine pessimistische Grundnote. An die Stelle des vormaligen »Gestaltungsenthusiasmus« ist teilweise so etwas wie »Vermarktlichungsfatalismus« getreten. Demgegenüber demonstriert dieses Buch ein Verständnis von Arbeitsforschung, deren Analysen der Arbeitswelt darauf zielen, offensiv Ansatzpunkte für Politik freizulegen – Ansatzpunkte, die nicht normativ an die schlechte Wirklichkeit herangetragen werden, sondern Ausdruck der Widersprüche in den praktischen Arbeitsprozessen sind. Der Band versammelt Beiträge aus verschiedenen Fachdisziplinen und stellt das Spektrum der Arbeit des Forschungsschwerpunkts Arbeitszeit und Arbeitsorganisation am Institut Arbeit und Technik, Gelsenkirchen, vor.
In Deutschland ist es – ebensowenig wie in anderen westeuropäischen Ländern – gelungen, einen neuen gesellschaftlichen Arbeitszeitstandard unterhalb der 40-Stunden-Woche dauerhaft durchzusetzen. Stattdessen hat ein Bedeutungswandel stattgefunden: von kollektiven zu individuellen und flexiblen Arbeitszeitmodellen. Gerade in der Auflösung von Arbeitszeitstandards wird vielfach auch der entscheidende Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gesehen. Der in den 80er Jahren begonnene Umbruch einer auf tarifvertragliche Arbeitszeitverkürzungen gerichteten Politik ist unvollendet – und unverarbeitet – geblieben. Politische Initiativen müssen somit die Auseinandersetzung um gesellschaftliche Arbeitszeitstandards, also auch um die ihnen zugrunde liegenden gesellschaftspolitischen Leitbilder ins Zentrum rücken: Bestandsaufnahme aus zwei Jahrzehnten: Arbeitszeitverkürzung und Beschäftigung Die 35-Stunden-Woche in Frankreich: Lehren für Deutschland? Frauenerwerbstätigkeit und neue Arbeitsorganisation: Strategische Herausforderungen Handlungsfelder staatlicher Arbeitszeitpolitik Für eine tarifnahe Festlegung der Regelarbeitszeit