Makellose Verse – das zeigt Günther Debon in seinem Essay, der hier erstmals aus dem Nachlass veröffentlicht wird – gibt es die Menge; makellose Strophen schon weniger, makellose Gedichte sehr selten. Ein Gedicht, das nur aus vollkommenen Versen bestünde, würde leicht den Eindruck des Sterilen und Gekünstelten hinterlassen. – Beim „Messen“ der unterschiedlichsten Formen der Dichtung geht Debon von der Qualität im Sinne der Eigenschaft aus und gelangt unversehens zur Qualität im Sinne des Wertes. So schafft er Maßstäbe, nach denen ein Vers als gelungen oder bedenklich eingestuft werden kann. Dass der Sinn indes nicht messbar ist, liegt auf der Hand. Schon die Romantik hatte sich nicht selten an der Grenze des Unbegreiflichen bewegt, und spätestens Expressionismus, Symbolismus und Surrealismus scheinen sich der rationalen Betrachtung zu entziehen. Anders als an Schulen und Universitäten gelehrt sowie in der Forschung und Literaturkritik praktiziert, prüft Günther Debon Dichtung hier nicht ausschließlich auf ihren Inhalt hin: nicht literaturgeschichtlich, soziologisch, autobiografisch oder psychologisch. Er beleuchtet den Sinn des Verses in seinem Zusammenspiel mit der Form, da sie, grob gesprochen, die Hälfte des Kunstwerks ausmacht. Das handwerkliche Können, das oft wie selbstverständlich vorausgesetzt wird, rückt er in den Mittelpunkt seiner Betrachtung, will den Dichter mehr als Künstler denn als Künder verstehen.
Günther Debon Reihenfolge der Bücher






- 2009
- 2006
Fragmente zur Heidelberger Romantik
- 182 Seiten
- 7 Lesestunden
Die Heidelberger Romantik ist eine bedeutende Phase der deutschen Geistesgeschichte. Anlässlich ihrer 200-jährigen Wiederkehr fügt Günther Debon mit seinen „Fragmenten zur Heidelberger Romantik“ den etablierten Standardwerken weitere interessante Aspekte hinzu. Die zahlreichen, größtenteils farbigen Bilder geben dem Leser einen Eindruck von den prominenten Vertretern der Romantik und lassen ihn teilhaben am Reiz der Örtlichkeiten, die bereits die Romantiker so tief berührten. Ausgehend von der Frage, was gerade die Stadt Heidelberg dazu prädestinierte, ein Zentrum der deutschen Romantik zu werden, bietet das Werk Debons in 19 Kapiteln Einblicke in die Entwicklung der Heidelberger Romantik in ihren verschiedenen Ausformungen in Kunst, Literatur und Wissenschaft sowie Informationen zu deren wichtigsten Persönlichkeiten. Debon konzentriert sich in seinem Werk aber nicht nur auf die Hochphase der Heidelberger Romantik um die Personen Joseph von Eichendorff, Achim von Arnim und Clemens von Brentano sowie auf Goethes Verhältnis zu diesen, sondern er schlägt den Bogen über Nicolaus Lenau bis Victor Scheffel und Wilhelm Meyer-Förster, dem die Stadt ihr Überleben im Zweiten Weltkrieg verdankt.
- 2003
Der Kranich ruft
Chinesische Lieder der ältesten Zeit
Mit dem ›Kanonischen Buch der Lieder‹ (Schih-ging) beginnt die dreitausendjährige Literatur Chinas, und mit ihr feiert auch die Weltliteratur eine Geburststunde: die des Reimes. Denn mit wenigen Ausnahmen sind die 305 Lieder des Shih-ging, die dem 10. bis 6. Jahrhundert v. Chr. entstammen, gereimt. Die vorliegende Auswahl enthält aus allen vier Gruppen - den volkstümlichen Liedern »nach Landesart« (Guo-fong), den Kleinen und Großen Festgesängen (Siao-ya und Da-ya) sowie den Hymnen (Sung) - Gedichte, dia auch dem deutschen Leser ohne größeren Kommentar und historisch-geographische Vorkenntnisse verständlich sind. 70 der Übersetzungen von Günther Debon erscheinen hier zum ersten Mal.
- 2001
Die Leistung der Sprachlaute
Zum Klangwort im Westen und Osten
Der Zusammenhang von Laut und Bedeutung wird seitens der Linguistik ungern behandelt; namhafte Gelehrte leugnen sogar jeden Zusammenhang und bezeichnen mit Ferdinand de Saussure die Sprache als willkürlich. Dieser Ansicht tritt Günther Debon entgegen. Er meint, dass bestimmte Konsonanten und Vokale mehr als andere geeignet sind, neben der reinen Schallnachahmung auch eine Form, eine Bewegung, einen Helligkeitsgrad oder eine Empfindung wiederzugeben, und zwar durch die Stellung bzw. die Bewegung der Sprechwerkzeuge. Wörter, die mindestens einen solchen Laut mit Klangwert besitzen, nennt der Verfasser Klangwörter. Sie haben eine gute Chance zum Überleben. Zwei Kategorien von Klangwörtern werden erstmals unterschieden: die imitativen, das Objekt nachahmenden, und die affektiven, bei denen die gefühlsbedingte Mundgebärde des sprechenden Subjekts den Laut bildet. Mit dieser Zweiteilung erhält die künftige Forschung eine brauchbare Grundlage. Es wird aufgezeigt, dass nicht nur innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie, sondern auch in ganz andersgearteten Sprachen wie dem Chinesischen oder dem Mandschu der Klangwert eines Lautes ähnlich empfunden wird. Ein reiches Belegmaterial unterstützt die vorgetragenen Thesen.
- 2000
Ein gutes Jahrtausend
Neue Studien und Essays, Aphorismen und dramatische Szenen
Im Mittelpunkt des Buches steht die deutsche Dichtung, wobei der Bogen von Goethe über Eichendorff, Stefan George, Klabund bis Eugen Roth reicht. Die Nachdichtungen Klabunds schlagen zugleich eine Brücke zur chinesischen Lyrik, dem Spezialgebiet des Verfassers. Möglichst neue Sichtweisen, auch Ergänzungen zur Literaturwissenschaft werden versucht. Die Berührung Goethes mit Heidelberg leuchtet fünf Mal auf. Es wird nachgewiesen, dass die heilige Veronica im „West-östlichen Divan“ trotz ihrer frühen Niederschrift auf die Sammlung Boisserée zurückgehen kann. Mit den Aphorismen schließt Debon an „Das Glück der Welt“ von 1990 an. Lebenseinsichten und Zeitkritik sind wiederum vereint. Sechs dramatische Szenen, kleine, humorvoll gewandete Problemstücke, runden den Sammelband ab. Allen Abschnitten gemeinsam ist „das Bestreben, der Wahrheit ein wenig näherzurücken, und auch die Liebe zur knappen Form.“
- 1996
So der Westen wie der Osten
13 Kapitel zur Dichtung, Kunst und Philosophie in Deutschland und China
In den 13 Kapiteln mit ihren 20 Themen öffnet sich eine Welt, die vom Fernen Osten bis an den Neckar reicht und drei Jahrtausende berührt. Die Gemeinsamkeiten wie die Gegensätze zwischen Ost und West werden dabei deutlich. Im Mittelpunkt steht die Dichtung. Aber auch Philosophie und Jugendstil, Farbholzschnitt und Porzellan rücken ins Blickfeld. Möglichst unbekannte Dinge sollten vorgestellt werden. Wer vermutet etwa, dass Goethe einen Begleiter in die japanische Kunst eingeführt hat? Oder dass Ludwig Uhlands letzter Traum eine Schiffsreise nach Heidelberg war? Über solchen Episoden und trotz aller Achtung vor dem Detail wurden die großen Menschheitsfragen nicht vergessen; oft genug sind sie mit jenen innig verflochten. Die beiden letzten, längeren Kapitel sind ein weiterer Beitrag zur 800-Jahr-Feier der Stadt. Dichter und Maler, denen Heidelberg und München gleich vertraut gewesen sind, schlagen am Schluss eine Brücke zwischen beiden Paradiesen. 36 Abbildungen ergänzen die Texte oder lassen den Leser an den beschriebenen Orten und Plätzen verweilen.
- 1995
Der Weingott und die blaue Blume
Dichter zu Gast in Heidelberg
Nicht erst durch die Fehde zwischen Johann Heinrich Voß und Friedrich Creuzer war der Weingott Dionysos in Heidelberg eingezogen. Schon im 15. Jahrhundert hatte Conrad Celtis hier dem Bacchus gehuldigt. Die Besuche des jungen Goethe und Hölderlins hatten zunächst dem Großen Faß gegolten. Selbst „Des Knaben Wunderhorn“ wurde durch Clemens Brentano zum Weingefäß. Jean Paul stieg jeden Morgen mit einer Flasche Wein zu seinem heiligen Schreibplatz am Gaisberg auf. Die Blaue Blume gelangte durch den Grafen von Loeben und seine Schüler Joseph und Wilhelm von Eichendorff nach Heidelberg. Achim von Arnims „Zeitung für Einsiedler“, das kaum noch greifbare Fanal der Romantik, ist entsprechend ausführlich vorgestellt worden. Auch andere wenig bekannte Dichter sind zur Sprache gekommen, so der Aufenthalt August von Platens oder das Thema „Thomas Mann und Heidelberg“. Wilhelm Meyer-Försters Erfolgsstück „Alt-Heidelberg“ wird analysiert, und die auf ihm beruhende wienerisch-amerikanische Operette „The student Prince“ bildet die beschwingte Coda des Buches. 46 Abbildungen lassen die Stätten, die von den Dichtern aufgesucht wurden, lebendig werden.
- 1994
Ein Lächeln Dir
Heidelberg-Gedichte
Beginnend am neuen Brunnen auf dem Adenauerplatz, unternimmt der Leser eine poetische Wanderung über den Bismarckplatz, die Hauptstraße entlang, mit einem Abstecher zur Alten Brücke, hinauf zum Schloss; dann durch den Stadtwald, über Ehren- und Bergfriedhof nach Rohrbach; er geht durch die Weststadt und über den Neckar nach Neuenheim und Handschuhsheim, schwenkt nach Ziegelhausen und endet schließlich am Lammerskopf, der heutigen Stadtgrenze.
- 1994
China zu Gast in Weimar
18 Studien und Streiflichter
Fünf schwer oder gar nicht mehr zugängliche Arbeiten wurden hier mit 13 neuen Kapiteln vereinigt. Sie kreisen um die Herzogin-Mutter Anna Amalia, um Wieland, Siegmund von Seckendorff, Bertuch, Schiller, Herder und vor allem Goethe in ihrer Beziehung zum Reich der Mitte. Diese kam nicht von ungefähr. Schließlich war das vorangegangene Zeitalter der Aufklärung von der konfuzianischen Moral geprägt und auch die entschiedensten Vertreter des Klassizismus hatten den milden Geist des Fernen Ostens unbewusst in sich aufgenommen. Dennoch überschätzt der Verfasser Chinas Wirksamkeit nicht. Manches, das sich nach außen hin chinesisch gibt, wird als gut deutsch erkannt. Schon in der Gastrolle jedoch eröffnen das alterskluge Land und seine Kultur reizvolle Perspektiven. Die Abbildungen versetzen den Leser in Zeit und Umkreis des klassischen Weimar. Seltenere Texte sind in einem Anhang aufgeführt und erleichtern die Lektüre.