Der Kommunismus
Geschichte, Erbe und Zukunft
Domenico Losurdo war ein italienischer marxistischer Philosoph und Historiker, dessen Werk sich auf die Kritik von Antikommunismus, Kolonialismus und Imperialismus konzentrierte. Er untersuchte die europäische Tradition des Liberalismus und das Konzept des Totalitarismus und bot damit neue Perspektiven auf zentrale politische und philosophische Fragestellungen. Seine Analysen stützten sich oft auf ein tiefes Studium des dialektischen Denkens, das Hegel und Marx verband. Losurdos Schriften stellen somit einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis moderner politischer Ideologien und ihrer historischen Grundlagen dar.






Geschichte, Erbe und Zukunft
Die Friedensidee von den Verheißungen der Vergangenheit bis zu den Tragödien der Gegenwart
Domenico Losurdo zeichnet eine faszinierende Geschichte der Idee des Friedens von der Aufklärung und der Französischen Revolution bis in die Gegenwart mit ihren Kriegsgefahren nach. Diese Geschichte, deren Protagonisten die großen Intellektuellen (so Kant, Fichte, Hegel, Constant, Comte, Spencer, Marx, Engels, Popper) und einflussreiche Staatsmänner (wie Washington, Robespierre, Napoleon, Wilson, Lenin, Bush Sr.) sind, führt zu den dramatischen Problemen unserer Zeit: Ist es möglich, eine Welt ohne Krieg aufzubauen? Ist die Demokratie eine echte Garantie für den Frieden oder kann sie zu einer Ideologie des Krieges werden? Wie und unter welchen Umständen kann der Universalismus in einen Anspruch auf Überlegenheit und Weltherrschaft umschlagen? Das Nachdenken über die Verheißungen, die Enttäuschungen und die Wendungen in der Geschichte der Idee des immerwährenden Friedens ist nicht nur wichtig, um die Vergangenheit zu verstehen, sondern auch, um erneut den Kampf gegen die wieder wachsende Gefährdung des Weltfriedens aufzunehmen.
Wie er entstand, verschied und auferstehen könnte
Die Versprechen des Jahres 1989 auf eine Welt im Zeichen von Wohlstand und Frieden sind nicht in Erfüllung gegangen. Die Finanzkrise vergrößert auch in entwickelten Ländern das Massenelend und verschärft die soziale Ungleichheit derart, dass es dem Großen Geld ermöglicht wird, die politischen Institutionen zu kapern. Auf internationaler Ebene folgt ein »kleiner Krieg« auf den anderen, der allerdings im jeweils betroffenen Land zehntausende Tote mit sich bringt. Darüber hinaus zeichnet sich am Horizont die Gefahr größerer Konflikte ab, die sogar die Schwelle zum Atomkrieg überschreiten könnten. Mehr denn je wird deutlich, dass eine Oppositionskraft notwendig ist: Unglücklicherweise glänzt die Linke im Westen durch Abwesenheit. Wie lässt sich das erklären? Wie die Welt verstehen, die sich da seit 1989 abzeichnet? Mit welchen Mechanismen gelingt es der »Spektakelgesellschaft«, Kriege und Kriegspolitik zu legitimieren? Wie lässt sich eine Alternative konstruieren? Auf diese Fragen antwortet der Autor mit einer originellen, unvoreingenommenen Analyse, die zur Diskussion auffordert.
Klassenkampf ist nicht nur der Konflikt zwischen Lohnarbeit und Kapital. Wenn Marx von Irland spricht, zu seiner Zeit eine Kolonie Großbritanniens, merkt er an, dass hier die »soziale Frage« als »nationale Frage« auftritt. Und nach Engels fällt »die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche« zusammen. Es geht also um drei große Klassenkämpfe, dazu bestimmt, die Arbeitsteilung sowie die Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse – auf internationaler Ebene, in einem einzelnen Land, innerhalb einer Familie – radikal in Frage zu stellen. Zur Erklärung der kolossalen Umwälzungen im Übergang zum 21. Jahrhundert erweist sich nach Losurdo die Theorie des Klassenkampfs als schlüssiger denn je. In Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas, Hannah Arendt, Simone Weil, mit verschiedenen Strömungen des Marxismus und mit dem Post-Marxismus von Negri, Žižek und Harvey unterzieht Losurdo die Theorie von Marx und Engels einer Neuinterpretation.
Nach der Katastrophe des Nazismus wurde von Autoren wie Karl Popper eine Kontinuitätslinie von Hegel bis Hitler behauptet. Dies erweist sich bei sachgerechter historischer Rekonstruktion als bloßer Mythos. Die nazistische 'Blut und Boden'-Ideologie steht in absolutem Gegensatz zur Philosophie Hegels. Sie findet ihre Synthese in der Kategorie der 'Untermenschen', die dazu ausersehen sind, als Sklaven im Dienst der 'Herrenrasse' zu arbeiten oder vernichtet zu werden. Für Hegel dagegen ist die Sklaverei das 'absolute Verbrechen' und wird die Überwindung von Diskriminierungen nach 'Rasse', Kaste, Klasse oder jeder anderen Art zum Leitfaden der Weltgeschichte. So war es denn nur konsequent, wenn ein ideologischer Wegbereiter und Begleiter des Faschismus wie Carl Schmitt formulierte, mit der Machtübernahme Hitlers sei 'Hegel gestorben'. Mit Hegel rehabilitiert Losurdo einen Philosophen, der unvermeidlicher Bezugspunkt jener Denktradition ist, die die Welt zu verstehen und zu verändern trachtet.
Eine Gegengeschichte
Das neue Buch von Domenico Losurdo bietet eine umfassende Aufklärung über die Geschichte, Dilemmas und Tragödien des Ideals der Gewaltlosigkeit und kritisiert dessen imperialistische Instrumentalisierung. Mit beeindruckender Materialfülle und lehrreichen Verknüpfungen liefert es einen großen historischen Überblick. Losurdo analysiert die Ansätze von Thoreau, Tolstoi, Gandhi, Martin Luther King, den Dalai Lama und den ›Farbrevolutionen‹ und bezieht auch Position zu Denkern wie Niebuhr, Bonhoeffer, Simone Weil und Hannah Arendt. Er beginnt mit der American Peace Society, die während des Sepoy-Aufstands die britische Kolonialmacht unterstützte, und untersucht ausführlich Gandhis politische Entwicklung sowie Martin Luther Kings ›realistischen Pazifismus‹ und die Kontroversen mit Malcolm X. Losurdo zeigt, wie Gandhi und MLK nach ihren Morden antisozialistisch ideologisiert wurden, würdigt Tolstois Antimilitarismus und beleuchtet die Instrumentalisierung der Gewaltfreiheit durch westliche Mächte im Konflikt China-Tibet. Er analysiert die Tiananmen-Akte und demonstriert am Beispiel Georgiens, wie Gewaltlosigkeit für Destabilisierung und Staatsstreiche genutzt wird. Immer wieder zieht er Vergleiche zwischen gewaltlosen, antikolonialen und antimilitaristischen Bewegungen und plädiert für eine Demokratisierung internationaler Beziehungen auf Basis der Gleichheit aller Staaten.
Dass die Oktoberrevolution mit ihren Folgen zu den Grundübeln des 20. Jahrhunderts gehöre, gilt häufig als selbstverständlich. Hand in Hand geht damit eine Verklärung der vorrevolutionären liberalen Gesellschaften. Zu wenig beachtet wird ihr Ausschluss der Frauen aus dem politischen Leben, ihre Einschränkung der politischen Rechte breiter Bevölkerungsmassen sowie ihr Kolonialismus und Rassismus. Unbeachtet bleibt, dass die Überwindung dieser drei großen Diskriminierungen ohne den Oktober 1917 kaum denkbar wäre. Dies rückgängig zu machen und die Rassendiskriminierung noch zu verschärfen, war das Ziel des Nazismus. In seinem Kolonialreich hatten die 'Eingeborenen' Osteuropas einerseits die Rolle der Indianer zu spielen, die es zu dezimieren galt, andererseits die der Schwarzen, die als Sklaven im Dienste der Herrenrasse arbeiten mussten. Stellt die Kategorie 'Totalitarismus' die angehenden Sklavenhalter und ihre Opfer auf eine Stufe, schweigt sie sich aus über die Gräuel der kolonialen Tradition.
Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende. Mit einem Essay von Luciano Canfora.
Es gab Zeiten, da blickten berühmte Staatsmänner wie Churchill oder Intellektuelle wie Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger oder Heinrich Mann voller Achtung und Bewunderung auf Stalin und auf das von ihm geführte Land. Doch mit dem Kalten Krieg und nicht zuletzt mit der Geheimrede Chruschtschows wurde Stalin zu einem 'Monster', das vielleicht nur mit Hitler zu vergleichen sei. Domenico Losurdo setzt sich mit den Konflikten und Interessen auseinander, die diesem Umsturz der Sichtweise zugrunde liegen. Er nimmt diesen radikalen Gegensatz der Stalinbilder zum Anlass, sie allesamt zu problematisieren, statt eines davon zu verabsolutieren. Hierfür betrachtet er die sowjetische Geschichte auf der Grundlage einer umfassenden Komparatistik der Tragödien des 20. Jahrhunderts, entdämonisiert Stalin und stellt eine Reihe der gegen ihn erhobenenen Beschuldigungen in ihren historischen Zusammenhang.
Ein historisch-philosophischer Leitfaden
Wie jeder Krieg wird auch der weltweite 'Kampf gegen den Terrorismus' und für die 'Verbreitung der Demokratie' von einer besonderen Ideologie begleitet. Während die heutige Kriegsideologie die islamische Welt des 'Terrorismus', des 'Fundamentalismus' und des 'blinden Hasses gegen den Westen' bezichtigt, nimmt sie auch europäische Länder ins Visier. Deren ungenügender Eifer sei oftmals vorurteilsbedingtem und regressivem 'Antiamerikanismus' geschuldet. Und eine kritische Haltung gegenüber den USA als dem mächtigsten Verbündeten des Staates Israel beweise zugleich, dass die Alte Welt nach wie vor anfällig sei für 'Antisemitismus'. Wie sonst wäre der hier grassierende 'Philoislamismus' zu erklären? Was soll man aber unter diesen Kategorien verstehen? Indem Losurdo sie in ihren historischen und aktuellen Zusammenhang stellt, ordnet er die großen Konflikte unserer Zeit in eine breite Langzeitperspektive ein. Er schafft Klarheit über Schlüsselbegriffe, die im öffentlichen Diskurs nahezu unausweichlich geworden sind.