Aus der Tradition in die Zukunft
- 440 Seiten
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Als „Prozesse sprachlicher Verstärkung“ werden Reanalyse-Vorgänge behandelt, bei denen sprachliche Einheiten auf der Skala der Konstruktionsebenen ‒ Phonologie, Morphologie, Lexik ‒ aufsteigen („Degrammatikalisierung“) und sich von synthetisch-intransparenten zu analytisch-transparanten Gebilden entwickeln („Delexikalisierung“) ‒ Prozesse also, die der „Grammatikalisierung“ und „Lexikalisierung“ entgegengerichtet sind. Ein erster Themenblock versammelt unter dem Motto „Form sucht Bedeutung“ Beiträge zur semantischen Verstärkung formaler Substanz: zu Volksetymologie, Affix- und Index-Reanalyse, Mondegreens, De-Idiomatisierung und semantischer Aufladung sprachlicher Zeichen aus ihren Gebrauchsbedingungen (Re-Kontextualisierung). In einem zweiten Block sind unter dem Motto „Bedeutung sucht Form“ Prozesse thematisiert, bei denen eine semantische Verstärkung eine formale nach sich zieht: semantische Sekretion (pleonastische Konstruktionen) und delokutive Derivation. Das im Einleitungsbeitrag skizzierte typologische Modell differenziert zusätzlich in zeichengebundene und gebrauchsgebundene Verstärkungsprozesse: morphologische Sekretion, De-Idiomatisierung und semantische Sekretion einerseits, Re-Kontextualisierung anderseits.
Dieser Sammelband vereinigt Beiträge, die sich thematisch um den Arbeitsmittelpunkt des Jubilars gruppieren: die Dialektforschung in ihrer system- und soziolinguistischen Ausprägung.
Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in Deutschland und international wesentlich beigetragen. Die Reihe wird auch weiterhin neue Impulse für die Forschung setzen und die zentrale Einsicht der Sprachwissenschaft präsentieren, dass Fortschritt in der Erforschung der menschlichen Sprachen nur durch die enge Verbindung von empirischen und theoretischen Analysen sowohl diachron wie synchron möglich ist. Daher laden wir hochwertige linguistische Arbeiten aus allen zentralen Teilgebieten der allgemeinen und einzelsprachlichen Linguistik ein, die aktuelle Fragestellungen bearbeiten, neue Daten diskutieren und die Theorieentwicklung vorantreiben.