Ich lese wieder und wieder die Geschichte der römischen Könige und Kaiser. Doch finde ich vor Heinrich keinen einzigen unter ihnen, der vom römischen Papst exkommuniziert oder abgesetzt worden wäre. Diese Sätze Bischof Ottos von Freising (1138 bis 1158) künden noch heute von den umstürzenden Ereignissen, die sich in den Jahren 1076/1077 zu einem der dramatischsten Konflikte des Mittelalters entwickelten und Canossa zu einem geschichtsmächtigen Ort werden ließen.
Entstehung und Ausprägung des Reichs im Mittelalter bilden das Thema dieses eindrucksvollen Buches. Es erzählt von den Ursprüngen des Fränkischen Reichs und seiner Blüte unter den Karolingern, von der Entfaltung des römischen Kaisertums unter den Ottonen, von der Neugestaltung von Kaisertum, Königsherrschaft und Reich in der Salier-Zeit, vom Heiligen Reich in der Ära der Staufer und von den Anfängen
Die Aufgabe der Päpste bestand im Kern in der Verbreitung und Festigung der christlichen Botschaft. Dazu gehörten auch die Wahrung der Einheit der christlichen Welt sowie die Durchsetzung der christlichen Wahrheit. Die Vielfalt der Kulturen und die gesellschaftlichen, religiösen und politischen Veränderungen erforderten in den eineinhalbtausend Jahren, die hier in den Blick genommen werden, immer wieder die Reaktion oder auch die Aktion der Päpste. Aus dieser Wechselwirkung heraus entstanden Kritik und Reformbewegungen in der Kirche, die sich gegen die Päpste richten konnten, aber auch von ihnen in Gang gesetzt wurden. In großer analytischer Schärfe wurde im 14. und 15. Jahrhundert die Frage erörtert, ob in der christlichen Kirche das Prinzip der kollegialen Repräsentation durch die Bischöfe oder das monarchische Modell der Entscheidungsgewalt durch den Nachfolger Petri vorherrschen soll. Damit wurden die theoretischen Grundlagen für die späteren politischen Ordnungsmodelle Europas vorbereitet. Auch in der Administration wurden päpstlich-römische Innovationen wegweisend, unter anderem durch die erste europaweit effiziente Finanzverwaltung, die im 13. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt erreichte. Auf mehreren internationalen wissenschaftlichen Kongressen werden aktuelle und wesentliche Kernfragen der Entwicklung, der Ausformung und der Darstellung des Papsttums von den Anfängen bis in das 16. Jahrhundert hinein neu behandelt. Dazu gehören neben den kirchenhistorischen Themen die archäologischen Befunde der letzten Jahre, die neuesten kunstgeschichtlichen Erkenntnisse, die theologischen Grundfragen, die bis heute in den Konfessionen diskutiert werden, und die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte, die ohne das Papsttum in Europa nicht erklärt und verstanden werden kann. Wetere wissenschaftliche Bände, die aus diesen Kongressen hervorgehen, aus der Reihe „Die Päpste“ : Die Päpste, Band 1: Die Päpste. Amt und Herrschaft in Antike, Mittelalter und Renaissance.
Viele haben versucht, Karl den Großen für sich zu vereinnahmen. War der erste Kaiser des Abendlandes nun Deutscher, Franzose oder gar der Vater Europas? Und was weiß man jenseits aller Legenden tatsächlich von ihm? Nicht nur die Menschen seiner Zeit, sondern auch die Nachwelt ist bis heute von dem Frankenherrscher fasziniert: ein überaus erfolgreicher und brutaler Kriegsherr, der in einem jahrzehntelangen Kampf die heidnischen Sachsen missionierte, die germanischen Stämme vereinte und ein Großreich errichtete. Ein Bildungshungriger, der zwar selbst kaum schreiben konnte, aber doch die Verbreitung der Schrift förderte, die wir noch heute schreiben. Ein Herrscher, der sich in seiner Aachener Pfalz entspannt den Badefreuden hingab und der an seinem Hof die bedeutendsten Dichter und Denker Europas versammelte. Stefan Weinfurter, der bekannte Heidelberger Mittelalterforscher, zeigt die vielen Gesichter Karls des Großen und bringt uns einen der charismatischsten Herrscher des Mittelalters nahe.
Die Herrschaft des Papstes hat sich im Mittelalter auf vielfältige Weise ausgeformt. Sie beruhte nicht nur auf der Idee des Vorrangs, den der Bischof von Rom als Nachfolger des Apostels Petrus beanspruchte, sondern auch auf einer Reihe von Strategien, symbolhaften Zeichen und Handlungen, bestimmten Kommunikations- und Organisationsformen sowie einem Arsenal an Repräsentationsmöglichkeiten, und ebenso zählte die konkrete weltliche Herrschaft über das Patrimonium Petri hinzu. Dieses gesamte Instrumentarium päpstlicher Macht- und Herrschaftsentwicklung ist erst ansatzweise erforscht und wird in diesem Band auf den verschiedenen Feldern untersucht.
Universitäten befinden sich stets im Wandel. Wechsel und Veränderungen gehören zum Lebenselixier der akademischen Gemeinschaften. Jede Generation prägt die „Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden“ auf ihre Weise und entwickelt - auf den Schultern ihrer Vorgänger stehend - neue Frage- und Deutungshorizonte. In diesem Sinne hat sich das Historikerteam am Historischen Seminar Heidelberg in den vergangenen Jahren erneuert. Es präsentiert sich in diesem Band mit den Antrittsvorlesungen, die zwischen 2000 und 2006 gehalten worden sind. Das Spektrum reicht mit den Beiträgen von Stefan Weinfurter, Bernd Schneidmüller, Edgar Wolfrum, Thomas Maissen, Madeleine Herren-Oesch und Manfred Berg vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit, Global History und Amerikanische Geschichte bis zur Zeitgeschichte. Damit werden auch die neuen thematischen Schwerpunkte und die methodischen Neuorientierungen beschrieben, die das forscherliche Profil des Historischen Seminars Heidelberg in dieser Generation kennzeichnen.
Stefan Weinfurter entwirft in seinem lebendig geschriebenen Buch anhand der wichtigsten historischen Weg- und Wendemarken ein eindrucksvolles Bild des Reiches in der Zeit von 500 bis 1500.
Mit Stefan Weinfurter nimmt uns ein renommierter Mediaevist mit auf eine faszinierende Zeitreise durch das Mittelalter und lenkt die Aufmerksamkeit auf Schlüsselsituationen der Reichsgeschichte: So erläutert er wirkungsmächtige Begebenheiten wie die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig, erhellt die christliche Gestaltung des Reiches unter Karolingern und Ottonen und zeigt, wie im 11. Jahrhundert dem Kaiser im Papst ein selbstbewußter Herausforderer erwächst. Er erklärt, wie seit dem 12. Jahrhundert das Reich selbst „heilig“ wird und den Nimbus unantastbarer Größe erwirbt. Als weiteren Markstein der Entwicklung beschreibt er, wie sich im 13. Jahr-hundert das lateinisch geprägte Reich – auch durch die zunehmende Akzeptanz der Volkssprache – zum Deutschen Reich wandelt. Dieses Reich ist zwar im ausgehenden Mittelalter in punkto Kunst und Wissenschaft im Vergleich zu Italien und Frankreich noch weit im Hintertreffen, doch bietet es eine staunenswerte Vielfalt, die in den kommenden Jahrhunderten im Herzen Europas eine Kulturnation entstehen läßt.
Das Historische Seminar der Universität Heidelberg hat in den Jahren zwischen 1995 und 2004 einen Generationswechsel vollzogen. Die Dank- und Festreden, die dabei gehalten wurden, lassen eine frühere Zeit in vielen Facetten aufscheinen, die angesichts der tiefgreifenden und raschen gegenwärtigen Veränderungen an den Universitäten manchem als Ideal gelebter Wissenschaft, anderen wohl schon als versunkene Welt erscheinen mag. Der Rückblick auf das Historische Seminar bietet somit einen sehr lebendigen Einblick in die Veränderungen des Wissenschaftsbetriebs an den Universitäten.
Am 23. November 2004 feierte die Philosophische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg das 50jährige Doktorjubiläum von Reinhart Koselleck. In den zu diesem Anlass gehaltenen Reden kamen verschiedene Facetten seines eindrucksvollen Wissenschaftlerlebens zu Wort. In seiner Dankesrede hat der Jubilar dann selbst in höchst geistreicher, aber auch ironischer Weise ein Porträt von sich selbst gezeichnet, das nun, nach seinem Tod am 3. Februar 2006, die Bedeutung eines Vermächtnisses erlangt hat. Seinem Andenken ist der Band, der alle Reden sowie einen Nachruf vereint, gewidmet.