Gewerkschaften im Gedächtnis der Demokratie
Welche Rolle spielen soziale Kämpfe in der Erinnerungskultur?
Stefan Berger ist Professor für Sozialgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Expertise umfasst Nationalismus und Studien zur nationalen Identität, Historiographie und Geschichtstheorie, vergleichende Arbeitsstudien und die Geschichte des industriellen Erbes. Seine Arbeit befasst sich mit der komplexen Entwicklung nationaler Identitäten und dem anhaltenden Einfluss industrieller Hinterlassenschaften auf Gesellschaften. Berger bemüht sich, theoretische Rahmenbedingungen mit rigoroser historischer Forschung zu verbinden und bietet differenzierte Perspektiven auf die Vergangenheit und ihre Echos in der Gegenwart.
Welche Rolle spielen soziale Kämpfe in der Erinnerungskultur?
Ruhrgebiet – Tschechien – Slowakei
Das Aufschreibebuch des Krupparbeiters Paul Maik
Das Buch lädt ein zur Spurensuche in den Erinnerungen des Ruhrgebiets und bildet die unterschiedlichen Schichten des historischen Wandels der Region ab. In den Kapiteln „Landschaft und Stadt“, „Kultur und Freizeit“, „Menschen und Typen“, „Industrie und Arbeit“ sowie „Krisen und Konflikte“ werden die Konturen einer Erinnerungslandschaft Ruhrgebiet deutlich. Mehr als 45 Beiträge renommierter Autorinnen und Autoren reflektieren die wechselseitigen Einflüsse und Bezüge der Faktoren und Momente, die den Wandel der Region prägen und das Ruhrgebiet mit einer neuen Identität versehen. Neben montan-industriellen Klassikern wie Zechen, Hütten und Stahl bietet der Band auch eine Fülle einschlägiger immaterieller Erinnerungsorte wie etwa Streik, Migration oder Ruhrdeutsch. Selbstverständlich sind auch fest in die Erinnerungen der Metropole Ruhr eingeschriebene kulturelle Phänomene wie der Fußball, die Bude, die Currywurst oder der Döner mit dabei. Damit macht der Band ein Angebot zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Region. Die Erinnerungsgeschichte des Ruhrgebiets lebt von der Vielfalt und vom Streit über den Wert von Erinnerungen. Eine solche Auseinandersetzung belebt die Erinnerungslandschaft und verhindert, dass sie verblasst oder im Konsens verstaubt. Der Band soll daher nicht zuletzt auch die Diskussion um die Region Ruhrgebiet anregen.
Über 100 Millionen Menschen kamen im 20. Jahrhundert infolge von Krieg, Vertreibung und Völkermord ums Leben. Anlässlich des 100. Jahrestags der Beendigung des Ersten Weltkriegs am 11. November 2018 zeigt das Ruhr Museum in Essen „Krieg. Macht. Sinn. Krieg und Gewalt in der Europäischen Erinnerung“. Der vorliegende Ausstellungskatalog präsentiert Aufsätze und Exponate, die aus unterschiedlichen Perspektiven einen kritischen Blick auf den Krieg und seine Begleitphänomene werfen. More than 100 million people lost their lives to war, expulsion and genocide during the course of the 20th century. To mark the 100th anniversary of the end of the First World War on 11 November 2018, the Ruhr Museum in Essen is staging an exhibition entitled “Krieg. Macht. Sinn. War and Violence in European Memory”. This catalogue brings together articles and exhibits to illustrate the subject of war and its accompanying phenomena from a variety of angles.
Dimensionen einer historischen Zukunftsforschung
In der Geschichtswissenschaft lässt sich in den vergangenen Jahren eine Hinwendung zu Fragen der Zeitlichkeit beobachten. Insbesondere Zukunftsentwürfe erfahren dabei große Aufmerksamkeit: Sie stellen für Historiker eine Möglichkeit dar, sich historischen Systembrüchen aus ganz neuen Perspektiven zu nähern. Denn die klassische Geschichtsschreibung tendiert dazu, die Vergangenheit als Vorlauf der Gegenwart zu betrachten; verworfenen oder nicht umgesetzten Ideen und Projekten schenkt sie dagegen nur wenig Beachtung. Bei der Analyse von vergangenen Zukunftskonzepten besteht der Ertrag also nicht in geschlossenen Geschichtsbildern, sondern in der Auflösung des historischen Wandels in eine Pluralität von Geschichtserzählungen.