Tomáš Špidlík
17. Dezember 1919 – 16. April 2010
Tomáš Kardinal Špidlík SJ (* 17. Dezember 1919 in Boskovice, Mähren, Tschechoslowakei; † 16. April 2010 in Rom) war ein tschechischer Theologe und Patristiker.
Tomáš Špidlík studierte ab 1938 Philosophie an der Universität Brünn. Nach Schließung der Universität durch die Nationalsozialisten trat er 1939 der Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu in Benešov bei und legte am 24. September 1942 nach zweijähriger Noviziatszeit seine Ordensgelübde als Scholastiker ab. Seine theologische Ausbildung war geprägt durch die Kriegs- und Nachkriegszeit, erst am 22. August 1949 empfing Špidlík im niederländischen Maastricht die Priesterweihe. 1950 konnte er in Florenz seine jesuitische Ausbildung beenden und legte seine ewigen Gelübde als Ordensprofess ab. Ab 1951 war er für die tschechischsprachige Abteilung von Radio Vatikan tätig und berichtete in osteuropäischen Sprachen. Nach einem Studium am Päpstlichen Orientalischen Institut im Rom wurde er 1955 zum Doktor der Theologie promoviert. Da ihm von der kommunistischen Regierung der Tschechoslowakei die Rückkehr in sein Heimatland verwehrt wurde, blieb Špidlík in Rom. Als Nachfolger von Irénée Hausherr erhielt er den Lehrstuhl für Patristik und ostkirchliche Spiritualität am Päpstlichen Orientalischen Institut und lehrte an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Zudem war er 38 Jahre lang Spiritual des Päpstlichen Kollegs Nepomucenum, des tschechischen Seminars in Rom. Anlässlich des letzten Konsistoriums von Papst Johannes Paul II. wurde Špidlík am 21. Oktober 2003 als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Sant’Agata dei Goti in das Kardinalskollegium aufgenommen. Aufgrund seines hohen Alters zum Zeitpunkt der Kreierung zum Kardinal verzichtete Špidlík darauf, die für Kardinäle obligatorische Bischofsweihe zu empfangen. Beim Konklave 2005, das zur Wahl von Papst Benedikt XVI. führte, war er selbst nicht wahlberechtigt, da er bereits das 80. Lebensjahr vollendet hatte. Jedoch hielt Špidlík für das Kardinalskollegium zum Konklave eine Eröffnungspredigt in der Sixtinischen Kapelle.Auf eigenen Wunsch wurde er im Wallfahrtsort Velehrad bestattet.