Jeder Mensch erlebt sie, möge er noch so ein stumpfsinniger Tropf sein, der sich an nichts erinnern kann oder es auch nicht will. Wiederbegegnungen bedürfen der bewegten Zeit, die jedes Leben prägt, die verrinnt, bald schneller als wir wollen und oft auch ermüdend langsam. Je nach Temperament und Naturell sind sie als Ereignis kurzlebig oder von anhaltender Dauer, ein wechselnd Weben zwischen Geburt und Grab, wie es der Erdgeist in Goethes Faust benennt. Wie oft sind Wiederbegegnungen von Entsetzen und Erschrecken, mindestens jedoch auch von staunender Überraschung oder gar als Glück des Erinnerns von jubelnder Freude begleitet - sie gehören zum Leben und finden überall und jeden Tag statt - sie sind das weite Feld, das jedes menschliche Dasein fruchtbar macht, oder auch grausam werden lässt, sind der bunte Teppich, der uns trägt und erfüllt, mal mit der Neigung zum Guten, doch auch zum Bösen. Es gibt sie in tausendfältiger Ausprägung - niemand ist frei von ihrem Erleben, ob er will oder nicht, niemand kann ihnen entkommen, und viele Menschen sind auf dem Weg, sie wieder zu finden, wenn sie ihnen verloren gingen. So sind sie umgeben auch von der Suche nach einstigem Glück, das es einmal gab. Und wir treffen sie im Duft und im Licht früherer Tage und Dinge, im teuren Klang von Stimmen, die wir längst verweht glaubten, und wie erst im Fühlen. Manches Kunstwerk, viele Fotos enthalten Botschaften, wie es einst gewesen war, und es kommt zuweilen die unerfüllbare Sehnsucht in uns auf: Soll man sich wünschen, dass die Eltern, geliebte Menschen, gute Freunde und treue Weggefährten und so viele andere, die heute nicht mehr da sind, noch einmal, und sei es für einen Tag, zurückkommen dürften? Jeder wird so eine Frage, wenn sie denn auftaucht, sehr verschieden beantworten müssen - es ist die Furcht vor dem sichtbar werdenden Verlust, den wir uns ersparen möchten und der uns zögern lässt - und gleich ist das Aufatmen dabei: Ist es ein Glück, dass die Vorausgegangenen es nicht mehr erleben müssen, was aus den Wünschen und Hoffnungen von einst geworden ist? Oder könnten sie mit Erleichterung darauf schauen? Not und Enttäuschung oder Befreiung und Glück - ein wechselnd Weben.
Manfred Kuhnke Reihenfolge der Bücher






- 2015
- 2012
Schreiben und Leben
- 79 Seiten
- 3 Lesestunden
Wer ist Hans Fallada, der längst verstorbene Autor, dessen letztes Buch „Jeder stirbt für sich allein“ mehr als 60 Jahre nach Erscheinen eine unvorstellbare Weltkarriere macht? Manfred Kuhnke nähert sich dieser Frage mit großer Sachkenntnis. In einem wechselvollen Kaleidoskop werden in diesem Buch Auskünfte über Rudolf Ditzen und seinen aufregenden Lebensweg gegeben, der ihn zu dem bekannten Erzähler Hans Fallada werden ließ. Es kommen Menschen zu Wort, die dem Autor in den verschiedensten Phasen seiner Entwicklung begegnet sind. In den stellenweise noch nie veröffentlichten Urteilen und Schilderungen von Angehörigen und Freunden, Weggefährten oder auch Zufallsbekannten wird ein farbiges authentisches Abbild vom Schreiben und Leben dieses Mannes in sichtbar.
- 2011
Falladas letzter Roman
- 173 Seiten
- 7 Lesestunden
Seinen letzten Roman „Jeder stirbt für sich allein“ hat der Autor Hans Fallada nach authentischen Ereignissen und auf der Grundlage von Gestapoakten geschrieben, die Johannes R. Becher ihm in der unmittelbaren Nachkriegszeit hat zukommen lassen. Manfred Kuhnke hat die wahre Geschichte hinter Falladas Roman, die zu Grunde liegenden Gestapoakten und das Schicksal der realen Personen Elise und Otto Hampel nicht losgelassen. Mit kriminalistischem Gespür erschloss er sich Fakten, befragte Zeitzeugen, verknüpfte alles mit unzähligen Details und setzte immer wieder Tatsachen zum literarischen Text ins Verhältnis. Entstanden ist diese akribisch recherchierte, spannende Geschichte um die Hampels und die Quangels - ein Stück deutscher Zeithistorie.
- 2009
Meine Erinnerungen sollen Erlebnisse und Vorgänge darstellen, Personen charakterisieren und überhaupt ein Bild von Senftenberg II und der Umgebung zeichnen. Ein breites Ereignisfeld, wie es sich in jenem festumgrenzten Zeitraum meiner Kinder- und Jugendjahre von 1934 bis 1950 im Gedächtnis eines Heranwachsenden bewahrt hat. Allerdings kann das kindliche Erinnern nicht frei von Fehlern und Irrtümern sein, wie sie der naive Blick hervorbringt. Was in diesem Zeitraum von 1934 bis 1950 in Deutschland geschah, das geschah unter ganz spezifischen Umständen auch in Senftenberg, in Senftenberg II, in Senftenberg-West, in Hörlitz und den Landschaften und Ortslagen der näheren Umgebung. In den 30er und 40er Jahren ereignete sich auch bei uns das große deutsche Verhängnis, das 1945 zu einem fatalen Zusammenbruch vieler Verhältnisse und Ordnungen und auch moralischer Grundlagen für menschliches Zusammenleben führte. Wie dann im tiefsten Abgrund dennoch neben Verzweiflung, Trauer und Ausweglosigkeit auch das Gegenteil davon entstand, nämlich Hoffnung und die Entschlossenheit, neue Anfänge zu suchen, wie es immer ist, wenn Katastrophen den Menschen niederbrechen wollen und der Mensch dennoch sich immer wieder erhebt, davon soll in diesem Buch erzählt werden.
- 2006
In Carwitz keine Langeweile
- 312 Seiten
- 11 Lesestunden
Im Jahr 1995 begann für das ehemalige Wohnhaus von Hans Fallada in Carwitz eine neue Ära, nachdem die Gemeindeverwaltung Feldberger Seenlandschaft und die Hans-Fallada-Gesellschaft e. V. die Sanierung des Anwesens und den Aufbau eines Memorialmuseums vereinbarten. Das Berliner Ehepaar Inge und Manfred Kuhnke spielte eine entscheidende Rolle in diesem Prozess, der zu einer würdigen Erinnerungsstätte führte. Der ehemalige Museumsleiter reflektiert über ihre ehrenamtliche Aufgabe, die ursprünglich auf ein Jahr angelegt war, sich jedoch auf zehn Jahre ausdehnte. Diese Zeit war geprägt von wichtigen Ereignissen, Begegnungen und Notizen, die er im Sinne Falladas festhielt. Die gesammelten Erfahrungen bildeten ein farbenfrohes Patchwork aus Alltäglichem und Besonderem, das sowohl Bestätigungen als auch Überholungen von anfänglichen Sichtweisen enthielt. Pläne wurden verwirklicht oder mussten aufgegeben werden, wobei Kompromisse gefunden wurden. Letztendlich erwiesen sich die zehn Jahre in Carwitz als unerschöpfliche Quelle der Inspiration, die bis heute bereichert, anregt und erfüllt.
- 2005
- 2003
Der traurige Clown und der Elefant auf dem Seil
- 107 Seiten
- 4 Lesestunden