Prekäres Erbe
Deutsch-jüdisches Denken und sein Fortleben






Deutsch-jüdisches Denken und sein Fortleben
Analysen über die Wirkungskraft der Literatur deutsch-jüdischer Autoren im Entwurf alternativer Vorstellungen von Gemeinschaft Welche Bedeutung haben die jüdischen Wurzeln für das Schreiben deutsch-jüdischer Autoren der Moderne wie Franz Kafka, Else Lasker-Schüler oder Robert Schindel? Ausgehend von Kafkas komplexem Verhältnis zum Judentum und zum Begriff der Gemeinschaft allgemein untersucht Vivian Liska die ambivalenten Reaktionen dieser Autoren auf geschlossene religiöse, ethnische und ideologische Gruppen. Sie zeigt, dass diese Ambivalenz zur Ausbildung innovativer Schreibformen führte. In Auseinandersetzung mit den erfahrenen schmerzhaften Ein- und Ausgrenzungen brachten die Schreibformen ihrerseits neue, ungewöhnliche Gemeinschaften hervor. Die Autorin untersucht Werke von Franz Kafka, Else Lasker-Schüler, Walter Benjamin, Nelly Sachs, Paul Celan, Ilse Aichinger, Robert Schindel, Doron Rabinovici und Robert Menasse und demonstriert, wie ihre Literatur etablierte Ideen von Gemeinschaft unterläuft, erweitert oder rekonfiguriert. Liskas scharfsinnige Analysen und herausfordernde Thesen bieten Einsichten zu einem ebenso aktuellen wie kontroversen Thema.
Giorgio Agambens politisch-theologisches Denken stellt eine ebenso kontroverse wie unumgehbare Herausforderung der jüngeren Erscheinungsformen der messianischen Tradition dar (Hannah Arendt, Walter Benjamin, Jacques Derrida, Franz Kafka). Die Legitimität und Überzeugungskraft seiner Thesen soll hier weniger an seinen politischen als an seinen ästhetischen, literarischen und kulturtheoretischen Schriften erprobt werden.
Zwischen 1938 und 1944 schrieb Paul Celan in einem rumänischen Arbeitslager Gedichte, die er nach dem Krieg ordnete und in ein Notizbuch eintrug. Dieses wurde 1985 in einer Faksimile-Ausgabe veröffentlicht. Eine textnahe Studie untersucht die Strukturen und Schwerpunkte dieses Gedichtbands gegen den Hintergrund seiner Entstehungszeit und arbeitet jene Elemente heraus, die auf Celans späteres Werk vorausweisen. Celans Jugendgedichte wurden zumeist als epigonale Fingerübungen betrachtet. Ihre Bedeutung liegt jedoch gerade darin, dass sie dort, wo sie die überlieferten Formen und Metaphern aufgreifen, eine Geste der Verabschiedung vollziehen, die den Grundton der gesamten Celanschen Dichtung bestimmt.