Plinius. 2. Kommentar
- 40 Seiten
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Ein neulateinisches Gedicht in fünfzehn europäischen Sprachen
Wesentlichen Anteil am lateinischen Literaturschaffen im barocken Wien hatte die seit 1622 von der Gesellschaft Jesu geführte Universität; ihre jährlichen Gratulationsschriften zu Graduierungen an der Artistenfakultät zeichnen sich durch gefällige Präsentation von Herrscherlob und originelle Transformation antiker Autoren aus. Dies gilt besonders für die den 'neo-baccalaurei' überreichten 'Fasti Austriae' von 1736, mit denen Joseph Koller SJ (1703–1766) ein österreichisch-habsburgisches Gegenstück zu Ovids Kalenderdichtung geschaffen hat. Der vorliegende Band der 'Singularia Vindobonensia' widmet diese barocke Festschrift den Teilnehmern des 16. Internationalen Kongresses der International Association for Neo-Latin Studies: Die einzelnen Abschnitte wurden in 15 europäische Sprachen übertragen, die an dynastische Verbindungen und Netzwerke der Habsburger erinnern; zugleich dokumentieren sie Kooperationen, die am Institut für klassische Philologie, Mittel- und Neulatein der Universität Wien im Arbeitsbereich Neulatein aufgebaut wurden.
Ausgewählte Schriften zur antiken und neuzeitlichen Panegyrik
Im Jahr 1749 besuchte Johann Christoph Gottsched Wien; über seine Eindrücke berichtete er an der Universität Leipzig in einer lateinischen Rede »Singularia Vindobonensia«. Nach der kaum beachteten Schrift des Aufklärers betitelt, will die Reihe lateinische Literatur des (früh)neuzeitlichen Österreich (mit Schwerpunkt Wien) in Texteditionen und Einzeluntersuchungen erschließen. Schon zu Beginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit galt Franz Römers Interesse mit dem Älteren Plinius und Tacitus Autoren der frühen römischen Kaiserzeit, und damit auch den Eigenheiten von Literatur unter einer monarchischen Staatsform. So war es nur konsequent, dass er im Rahmen der von ihm aufgebauten Wiener Neolatinistik einen Schwerpunkt bei der Erforschung des neuzeitlichen Herrscherlobes setzte und Projekte zu unterschiedlichen Formen der Habsburger-Panegyrik initiierte. Einen Querschnitt präsentiert der vorliegende siebte Band der »Singularia Vindobonensia«, der aus Anlass der Überreichung des goldenen Doktordiploms an Franz Römer erscheint.
Alfred Ebenbauer (1945–2007) hat als Ordinarius für Ältere deutsche Sprache und Literatur und später als Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät sowie als Rektor der Universität Wien die internationale Forschungslandschaft nachhaltig geprägt. Das vorliegende Heft ist seinem Andenken gewidmet und würdigt sein Wirken als Wissenschaftler und als Wissenschaftsorganisator. Es enthält Beiträge von: O. Univ.-Prof. Dr. Franz Römer, Dekan der Philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Prof. Dr. Hubert Ehalt, Kulturabteilung der Stadt Wien und Univ.-Prof. Dr. Ulrich Wyss, Frankfurt a. M. mit dem Beitrag »Alfred Ebenbauer als Germanist«.
Wendelin Schmidt-Dengler, der Doyen der österreichischen Literaturwissenschaft, ist am 7. September 2008 völlig unerwartet verstorben. Seine Bedeutung als Forscher und akademischer Lehrer ist ebenso anerkannt wie seine Rolle als Vermittler zwischen Literatur und Wissenschaft. Zur Würdigung seiner vielfältigen Leistungen und zum Gedenken an seine charismatische Persönlichkeit fand am 31. Oktober 2008 ein »Akademischer Abschied« statt, in dessen Mittelpunkt eine Rede von Karl Wagner (Zürich) und eine Lesung von Friedrich Achleitner (Wien) stand. Letzterer zeichnete ein einfühlsames Portrait von Wendelin Schmidt-Dengler, während Wagner nicht nur den Menschen und Wissenschaftler würdigte, sondern auch dessen universitätspolitisches Engagement in kritischer Handlung gegenüber dem »Establishment« lebendig werden ließ.