Solidarität in den Krisen der Arbeitswelt
Aktualität kollektiver Widerstandserfahrungen
Eine Gesellschaft, in der sich die Menschen nicht um ihre Mitmenschen kümmern, zerfällt. Um dem entgegenzuwirken, wird das große "Wir" beschworen, und Solidarität wird in Zeiten von Pandemie, Klimakrise, Krieg und Inflation gefordert. Doch Solidarität ist mehr als Hilfsbereitschaft; sie bedeutet, Spaltungen zu überwinden und Stärke aus sozialen oder ethnischen Differenzen zu gewinnen. Herausforderungen wie Konkurrenz, Fragmentierung, Leistungsdruck und Individualisierung erschweren die Solidarisierung. Dennoch existiert Solidarität, oft als Widerstandserfahrung: unter Servicekräften in Kliniken, die gleichen Lohn fordern; Beschäftigten in Warenhäusern, die Filialschließungen verhindern; migrantischen Arbeitenden in Logistikzentren, die ihr Recht auf einen Betriebsrat einfordern; und IT-Spezialisten, die Individualität und kollektives Handeln vereinen. Richard Detje und Dieter Sauer untersuchen Fälle in Industrie und Dienstleistungssektor, wo traditionell wenig Zusammenhalt erwartet wird, aber solidarischer Widerstand und Lernprozesse stattfinden. Ihre Analyse basiert auf Interviews und Gruppendiskussionen, um zu zeigen, wie viel Solidarität in der Arbeitswelt steckt. Sie betonen, dass Solidarität ein praktischer Lernprozess ist und diskutieren abschließend inspirierende Ergebnisse solidarischer Praktiken, die über Einzelfälle hinausgehen.

