Sieg auf der ganzen Linie
- 216 Seiten
- 8 Lesestunden
Dagoberto Gilbs Werk taucht oft in die Erfahrungen der amerikanischen Arbeiterklasse ein und schöpft dabei aus seinem eigenen Hintergrund als Bauarbeiter. Sein Schreiben zeichnet sich durch rohe Authentizität und scharfe Einblicke in das Leben derer aus, die die Gesellschaft aufbauen, aber oft übersehen werden. Gilbs literarischer Fokus liegt auf der Erforschung von Identität, Arbeit und sozialer Gerechtigkeit in der amerikanischen Landschaft. Seine Prosa fängt die Realität mit schonungsloser Ehrlichkeit ein und bietet den Lesern eine einzigartige Perspektive auf eine Welt, die in der Literatur selten dargestellt wird.


Eines Tages betritt Mickey Acuña mit geschultertem Seesack die Lobby des YMCA von El Paso. Ein zweifelhafter Outlaw, der untertauchen muß, ein „Gesetzloser auf der Flucht“, ein ehemaliger Frauenheld, der mit einer „kleinen Pechsträhne“ und ohne Geld hier Zuflucht sucht. Mickey benötigt eine Adresse, da er auf Post wartet, vermutlich auf viel Geld. Tage und Wochen vergehen ohne Nachricht. Er erledigt kleine Jobs und arbeitet halbtags an der Rezeption. Seine Zeit verbringt er mit seinen heruntergekommenen Nachbarn, verabredet sich mit Frauen, doch oft ist eine nicht gut genug für ihn oder umgekehrt. Er liest einen billigen Western und beginnt, sich mit der Handlung zu identifizieren. Allmählich wird er zum Mittelpunkt dieser Männergesellschaft, erzählt aufregende Geschichten und verstrickt sich immer mehr in seine Erzählungen. Sein Geflecht aus Wahrheit und Lügen wird schließlich unüberschaubar, und die Situation eskaliert, bis es zu einem Mord kommt. Diese universelle Geschichte ist ein Roman über die Hoffnung, die am Leben erhält, und eine minimalistische Parabel von Wirklichkeit und Fiktion. Gilb fängt mit lakonischem, doch gewitzt-ironischem Stil und tiefem Humor die Nuancen seiner Umgebung ein – mit einem unerwarteten Ausgang.